Prozess gegen Gil Ofraim

Hotelmanager: „Der Davidstern spielte keine Rolle“

Wurde der jüdische Sänger Gil Ofraim in einem Leipziger Hotel antisemitisch beleidigt? Im Prozess sagte am Mittwoch der Hotelmanager aus. 

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Der deutsche Rockmusiker Gil Ofarim betritt den Saal des Landgerichts in Leipzig. Hier läuft der Prozess gegen Ofarim wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung.
Der deutsche Rockmusiker Gil Ofarim betritt den Saal des Landgerichts in Leipzig. Hier läuft der Prozess gegen Ofarim wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung.Hendrik Schmidt/dpa

Im Prozess gegen den jüdischen Sänger Gil Ofarim hat der wichtigste Zeuge der Anklage den Musiker schwer belastet. Der Hotelmanager gab am Mittwoch vor dem Landgericht in Leipzig auf Nachfrage des Gerichts an, dass weder der Davidstern von Ofarim noch antisemitische Äußerungen bei dem Streit um das Einchecken in das Hotel eine Rolle gespielt hätten. Die Staatsanwaltschaft wirft Ofarim unter anderem falsche Verdächtigung und Verleumdung vor.

Anfang Oktober 2021 hatte der Musiker in einem Instagram-Video schwere Antisemitismusvorwürfe gegen den Manager des Leipziger Hotels erhoben. Ofarim solle seinen Davidstern abnehmen, erst dann dürfe er einchecken, so die Anschuldigung des Sängers. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft folgte jedoch eine Anklageerhebung gegen Ofarim. Das Verfahren gegen den Hotelmanager wurde dagegen eingestellt.

Hotelmanager hat keine Rufe von anderen Gästen gehört

Schmuck habe er während der Diskussion mit Ofarim im Hotel nur an dessen Hand wahrgenommen, sonst nirgendwo, sagte der 35 Jahre alte Zeuge am Mittwoch. Auch Rufe von anderen Gästen oder Mitarbeitern habe er nicht gehört.

Der 35-Jährige Manager ist nach den Antisemitismus-Vorwürfen noch immer in psychologischer Behandlung und hat das Hotel im September 2023 auf eigenen Wunsch verlassen, hießt es vor Gericht. Er arbeitet aber noch in der Hotel-Branche. Der Mann tritt in dem Gerichtsverfahren auch als Nebenkläger auf.

Die Verteidigung verzichtete auf Nachfragen und beantragte, den Zeugen zu vereidigen. Aus ihrer Sicht hatte der Manager in einigen Punkten bewusst gelogen. Das Gericht wies den Antrag zurück. „Die Kammer hat keine konkrete Überzeugung, dass der Zeuge bisher nicht die volle Wahrheit gesagt hat“, sagte der Vorsitzende Richter, Andreas Stadler. Die Aussage habe auch nicht eine alleinige ausschlaggebende Bedeutung. „Auch weitere Personen haben Wahrnehmungen zu dem Gespräch gemacht.“

Rezeptionistin gibt an, es habe keinerlei antisemitische Äußerungen beim Einchecken gegeben

So gab am Mittwoch die damalige Mitarbeiterin an der Rezeption des Hotels an, es habe keinerlei antisemitische Äußerungen beim Einchecken gegeben. Als Ofarim bei ihr am Schalter an der Reihe war, sei dieser wegen einer angeblichen Bevorzugung von anderen Gästen aufgebracht gewesen und habe sich wild gestikulierend beschwert. Sobald er auf dem Zimmer sei, gehe „viral, was für ein furchtbarer Laden“ das Hotel sei, soll er gesagt haben. Der Manager habe daraufhin vom Hausrecht Gebrauch gemacht und den Gast des Hotels verwiesen. „Ich hätte es genauso gemacht.“

Nach der Veröffentlichung des Videos von Ofarim habe vor und im Hotel „Chaos“ geherrscht, erläuterte die 25-Jährige. Zahlreiche Medienvertreter seien am Abend in der Lobby gewesen, und vor dem Hotel hätten sich mehrere Hundert Demonstranten versammelt, um gegen Antisemitismus zu demonstrieren. „In den folgenden Wochen gab es massive Drohungen gegen das Hotel, es wurden auch die Sicherheitsmaßnahmen verschärft.“

Für den Prozess hat das Landgericht bis 7. Dezember acht weitere Termine angesetzt.