Schon 28 Opfer

Noch mehr Tiere verendet: Das Rätsel der toten Robben von Rügen

Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Robben ertrunken sind. Aber so viele? Die Behörden haben Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet. 

Author - Michael Heun
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Tote Robben an der Ostküste der Halbinsel Mönchgut auf Rügen.
Tote Robben an der Ostküste der Halbinsel Mönchgut auf Rügen.Biosphärenreservatsamt/dpa

Eine schockierende Todes-Serie erschüttert die Küste Mecklenburg-Vorpommerns: Seit Anfang Oktober wurden bereits 28 verendete Kegelrobben an den Stränden der Insel Rügen entdeckt. Am Montag wurde erneut ein totes Tier geborgen, diesmal im Südosten der Insel. Die Serie von Robbenfunden gibt Rätsel auf. Experten sprechen von einer ungewöhnlichen Häufung und suchen verzweifelt nach der Ursache.

„Das ist ohne Zweifel beunruhigend“, erklärt Judith Denkinger, Kuratorin für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum in Stralsund. Die toten Tiere wurden in der Nähe von Sassnitz und Mukran entdeckt. Drei von ihnen wurden bereits untersucht – und erste Hinweise deuten auf Ertrinken als Todesursache hin. Es wird vermutet, dass sich die Tiere in Fischereireusen verfangen haben könnten. Bereits mehrfach waren tote Robben in der Nähe von solchen Netzen gefunden worden.

Die Behörden reagieren: Das Meeresmuseum und das Biosphärenreservat Südost-Rügen haben Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Die Wasserschutzpolizei ermittelt wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.

Keine Hinweise auf Krankheiten

Bisher deuten die Untersuchungsergebnisse nicht auf eine Erkrankung der Tiere hin. Tests auf Vogelgrippe, die auch Robben befallen kann, fielen negativ aus. Auch von anderen Küstenabschnitten, wie der polnischen Küste oder der Greifswalder Oie, wurden keine vermehrten Todesfälle gemeldet.

In der Ostsee galten Kegelrobben im 20. Jahrhundert fast als ausgestorben. Durch Schutzmaßnahmen hat sich die Population in den letzten Jahren erholt. Der Bestand an der vorpommerschen Küste wird auf rund 300 bis 400 Tiere geschätzt, mit einem Höhepunkt in den Jahren 2021 und 2022. Die jetzt entdeckten Tode geben jedoch Anlass zur Sorge.

In der Ostsee leben etwa 300 bis 400 Kegelrobben.
In der Ostsee leben etwa 300 bis 400 Kegelrobben.Jens Büttner/dpa

Weitere Untersuchungen laufen

Noch in dieser Woche sollen zehn weitere tote Tiere seziert werden. Die Untersuchungen erfolgen am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) im schleswig-holsteinischen Büsum. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Beifang in Fischernetzen weltweit eine der häufigsten Todesursachen für Robben darstellt. Allerdings sind solche Spuren aufgrund des dichten Fells der Tiere oft schwer nachzuweisen.

Die Meeresbiologen arbeiten mit Hochdruck daran, die Ursachen für das mysteriöse Robbensterben zu ermitteln. Die endgültigen Ergebnisse werden bis Ende des Jahres erwartet. Bis dahin bleibt die Frage offen: Was bringt die Kegelrobben an der Ostseeküste von Rügen in solche Gefahr? ■