Bluttat im Gerichtssaal

Mann (30) erschießt Richter während der Verhandlung

Entsetzen in Albanien über Bluttat vor Gericht: Kurz vor der Urteilsverkündung treffen den Richter drei Kugeln in die Brust.

Author - Berliner KURIER
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Polizisten vor dem Berufungsgericht in Tirana (Albanien), wo ein Richter kurz vor der Urteilsverkündung von einem der Prozessbeteiligten erschossen wurde.
Polizisten vor dem Berufungsgericht in Tirana (Albanien), wo ein Richter kurz vor der Urteilsverkündung von einem der Prozessbeteiligten erschossen wurde.Adnan Beci/AFP

Als die Verhandlung am Berufungsgericht in der albanischen Hauptstadt Tirana dem Ende zugeht, springt ein 30-jähriger Mann plötzlich auf, zieht eine Waffe und feuert los. Den Richter treffen drei Kugeln in die Brust. Er stirbt noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Zwei weitere Prozessbeteiligte werden durch Schüsse verletzt.

Richter Astrit Kalaja war kurz davor, die Entscheidung in dem Prozess zu verkünden. Es ging dabei um einen Eigentumsstreit, um ein Grundstück, von dem die eine Partei, die Familie Shkambi, glaubte, dass es zu Unrecht von anderen genutzt wird. Als sich abzeichnete, dass sie den Prozess verlieren würde, eröffnete laut Polizei der 30-jährige Elvis Shkambi das Feuer. Er war mit seinem Onkel zur Verhandlung gekommen.

Der Schütze wurde sofort nach der Bluttat im Gerichtssaal festgenommen. Ein Vater (65) und sein Sohn (45), sie vertraten die Gegenpartei, waren von Schüssen schwer verwundet worden. Auch sie kamen in ein Krankenhaus, waren jedoch nicht in Lebensgefahr.

Der ermordete Richter galt als erfahren und korrekt

Richter Astrit Kalaja wollte am Montag den Streit, der bereits jahrzehntelang währte, endlich beenden. Im Jahr 1992 wurde laut dem Portal Balkanweb in der Stadt Shkodra ein ehemaliges Schulgebäude Dutzenden Familien als Wohnhaus zur Verfügung gestellt. Die Familie Shkambi vertrat jedoch die Ansicht, das Haus sei widerrechtlich besetzt worden. Und zog deshalb vor Gericht.

Der ermordete Richter war 32 Jahre lang im Justizwesen tätig. Er war lange am Bezirksgericht in Shkodra, bevor er an das Berufungsgericht Tirana berufen wurde. Er galt als professionell und korrekt.

Die Bluttat vor Gericht löste in Albanien Entsetzen aus. Ministerpräsident Edi Rama bezeichnete den Vorfall als „tragisch“ und forderte höhere Strafen für Straftaten mit Schusswaffen. Albaniens Präsident Bajram Begaj verurteilte den Angriff als „eine schreckliche Attacke gegen das gesamte Justizsystem“. (mit AFP)