Von Florida bis Texas, konservative US-Schulbezirke verbannen alle Bücher aus ihren Bibliotheken, die nur im Entferntesten etwas mit Aufklärung oder Sex zu tun haben. Wer sich dagegenstellt, wird gefeuert. So wie jetzt die Lehrerin einer Mittelschule. Deren Vergehen: Sie hatte ihre Achtklässler „Das Tagebuch der Anne Frank“ lesen lassen, indem laut empörter Eltern über weibliche Genitalien gesprochen wird.

Laut einer Pressemitteilung des Hamshire-Fannett Independent School Districts hatte die Lehrerin ihren Schülern die illustrierte Adaption des berühmtesten Tagebuchs der Welt zu lesen gegeben. Allerdings ohne sich vorher die Erlaubnis des Schulbezirks einzuholen. Eltern, so wie Amy Manuel, liefen Sturm dagegen. Im Sender KFDM schimpfte die Mutter eines Achtklässlers: „Es ist schon schlimm genug, dass sie das Buch lesen müssen. Doch die Lehrerin hat dann auch noch Passagen im Unterricht laut vorlesen lassen.“
„Tagebuch der Anne Frank“ aus US-Bibliotheken verbannt
Der Stein des Anstoßes ist eine Passage, in der sich Anne mit ihrer Pubertät, ihrem Körper und Sexualität auseinandersetzt. Manuel: „Wenn das Mädchen darüber redet, dass sie und ihre Freundin sich gegenseitig ihre Brüste zeigen sollten und sie in Ekstase gerät, wenn sie ein weibliches Wesen sieht – dann ist das nicht okay.“

In der Originalversion des Tagebuchs wurde Annes Auseinandersetzung mit ihrer Sexualität herausgelassen. Doch die Autoren Ari Folman und David Polonsky fügten diese Passagen mit dem Segen des Anne Frank Fonds in der Schweiz in ihrer Comic-Version wieder mit ein.
Schulbezirks-Sprecher Mike Canizales schrieb in einem offenen Brief an die Eltern: „Wir werden in Zukunft weitere Maßnahmen ergreifen, die sicherstellen, dass unsere Schüler nur angemessenen Unterrichtsinhalt erhalten.“