Köln

TV-Skandal: Kranker Lehrer am Herd – Ermittlungen laufen

Im Klassenzimmer konnte er nicht stehen, aber am TV-Herd. Gegen den seit einem Jahr krankgeschriebenen Lehrer wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

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In dem Jahr seiner Krankschreibung soll der Lehrer zweimal in einer Kochshow aufgetreten sein (Symbolfoto).
In dem Jahr seiner Krankschreibung soll der Lehrer zweimal in einer Kochshow aufgetreten sein (Symbolfoto).Aleksei Isachenko/imagebroker/imago

Ein eigentlich krankgeschriebener Lehrer aus Nordrhein-Westfalen sorgt für Empörung. Er soll während der rund einjährigen Auszeit in Kochshows im Fernsehen aufgetreten sein. Der Fall erinnert an eine Lehrerin aus dem Ruhrgebiet, die seit 16 Jahren krankgeschrieben ist und nie zum Amtsarzt musste.

Gegen den Lehrer, der zwar am TV-Herd, aber nicht im Klassenzimmer stehen konnte, wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet, wie die zuständige Bezirksregierung Köln der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Die Aufsichtsbehörde wollte keine weiteren Angaben machen, „da es sich bei Disziplinarangelegenheiten um streng vertrauliche Personalmaßnahmen handelt“.

Der Lehrer im Krankenstand war, wie die dpa erfuhr, in zwei Kochshows als Kandidat angetreten. Laut Bild-Zeitung soll das bei „Das perfekte Dinner“ bei Vox und in der ZDF-„Küchenschlacht“ gewesen sein. Die Bezirksregierung hatte den Lehrer zunächst um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. So wollte man unter anderem klären, ob die Shows während der Krankschreibung ausgestrahlt oder tatsächlich aufgezeichnet worden waren.

Der Lehrer antwortete laut Bezirksregierung fristgerecht, das Schreiben sei danach geprüft worden. Im Anschluss wurde das Disziplinarverfahren eingeleitet. Voraussetzung dafür sind laut Gesetz „zureichende tatsächliche Anhaltspunkte“. Das Verfahren kann aber auch eingestellt werden, wenn sich der Verdacht nicht erhärtet.

Fall erinnert an eine andere Lehrerin im Langzeit-Krankenstand

Der Fall erinnert an eine Lehrerin aus dem Ruhrgebiet, die mehr als 15 Jahre krankgeschrieben war – und nie zum Amtsarzt musste. Als der Arbeitgeber endlich die amtsärztliche Untersuchung verlangte, weigerte sich die verbeamtete Studienrätin. Der Fall landete vor Gericht und wurde so erst publik.

Die Lehrerin hatte die ganze Zeit über nicht mehr im Klassenraum gestanden und dennoch weiterhin ihre Bezüge kassiert. Die Anordnung für eine Untersuchung durch den Amtsarzt sei ein unzulässiger Eingriff in ihr Persönlichkeitsrecht, so argumentierte sie in gleich zwei Instanzen vor Gericht. Die Richter sahen das allerdings anders. Medien berichteten, dass die krankgeschriebene Lehrerin in der Zeit als Heilpraktikerin tätig gewesen sein soll.

Der Fall des krankgeschriebenen Lehrers beschäftigt inzwischen den nordrhein-westfälischen Landtag. Die Oppositionsfraktionen von SPD und FDP fordern Aufklärung über den Umgang mit langzeiterkrankten Lehrkräften. Sie haben für den heutigen Mittwoch eine sogenannte Aktuelle Viertelstunde dazu beantragt. (mit dpa)