Prozess

Richter knallhart: Heftige Strafen für Kippen-Diebe

Mit Glimmstengeln sahnten sie richtig ab. Jetzt geht es in den Bau – und die Kriminellen waren geschockt.

Author - Berliner KURIER
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Zwei der Zigaretten-Räuber: Valentin G. (44) und Constantin I. (54).
Zwei der Zigaretten-Räuber: Valentin G. (44) und Constantin I. (54).Pressefoto Wagner

Moabit – Fast wie im Wilden Westen: Eine Bande plünderte immer wieder fahrende Güterzüge, sackte über drei Millionen Zigaretten ein. Beim Urteil rauchten die Köpfe.

Fünf Männer, für die es Knast gab: Gabriel B. (45), Valentin G. (44), Constantin I. (54), Liviu Z. (33), und Emil K. (53) Sie stammen aus Rumänien, vier von ihnen sitzen in U-Haft, drei hatten nach wochenlangem Prozess Freispruch verlangt. Nur Z. und K. hatten einen Teil der Vorwürfe gestanden, hofften auf Milde.

Liviu Z. fassungslos, als er die Strafe hörte: Fünf Jahre und zehn Monate Haft wegen schweren Bandendiebstahls in fünf Fällen und Steuerhinterziehung. Für zwei der Angeklagten gab es knapp vier Jahre, G. und K. erhielten drei Jahre.

Container während der Fahrt aufgeflext

Der Richter: „Sie arbeiteten Hand in Hand, organisiert und planvoll. Container wurden während der Fahrt aufgeflext, Kartons abgeworfen, von Mittätern eingesammelt.“ Die Profi-Diebe schafften die noch unversteuerten Zigaretten zu einem Hehler – Emil K. war laut Urteil einer, der heiße Ware vertickte. Richter: „Wir gehen von 30 Euro pro Stange aus.“

Genau 3.263.904 Kippen wurden laut Anklage geklaut. Betroffen waren Güterzüge, die von Polen über Deutschland in Richtung Niederlande unterwegs waren. Zu Einbrüchen kam es auf der Strecke Frankfurt (Oder) nach Berlin sowie im Raum Hannover. Acht Taten, verübt in wechselnder Besetzung, waren angeklagt.

Durchsuchungen in Rumänien

Modus Operandi: Lieferungen wurden ausgekundschaftet, Diebe sprangen dann unterwegs auf, ein 50 Zentimeter mal 50 Zentimeter großes Loch wurde in die Stirnseite der Container geschritten, dann rausgeworfen und im Miet-Transporter weggeschafft.

Größter Coup am 2. Oktober 2022 in Brandenburg/Havel: 1,4 Millionen Marlboro-Glimmstängel. Um hinterzogene Tabaksteuer von 592.000 Euro sowie 373.000 Euro Wirtschaftsschaden ging es im Prozess.

Seit 2022 ermittelte der Zoll. Dann vor zehn Monaten 17 Durchsuchungen und Festnahmen auch in Rumänien. Bei Emil K. in Nordrhein-Westfalen wurden Kippen, ein Porsche, und ein Haufen Bargeld beschlagnahmt. KE.