Horror bei Luxus-Trip

Jacht sinkt bei Sturm vor Sizilien: Die letzten Minuten der Bayesian

Eine Wasserhose überraschte die Passagiere mitten im Schlaf. Mehrere Menschen werden noch vermisst, darunter ein reicher IT-Unternehmer.

Teilen
Die Bayesian sank in der Nacht zum Montag vor der Küste von Sizilien.
Die Bayesian sank in der Nacht zum Montag vor der Küste von Sizilien.Archivbild/ZOMA Press/Imago

Sie wollten einen schönen Ausflug mit der Luxusjacht genießen, doch der Trip der Bayesian endete im Horror. Beim Untergang des Schiffes vor Sizilien ist in der Nacht zum Montag mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Mindestens sieben weitere Menschen werden noch vermisst.

Unter den Vermissten soll auch der britische Technologie-Unternehmer Mike Lynch sein. 15 Besatzungsmitglieder und Passagiere konnten gerettet werden. Nach Angaben der Küstenwache geriet die vor der italienischen Mittelmeerinsel ankernde Jacht in einen Sturm, Medien berichteten von einer Wasserhose.

Horrorsturm trifft Luxusjacht mitten in der Nacht

„Heute Morgen gegen 05.00 Uhr ist nach einem starken Sturm eine 56 Meter lange Jacht mit dem Namen ‚Bayesian‘ unter britischer Flagge in der Nähe von Porticello untergegangen“, teilte die Küstenwache mit.

Porticello liegt rund 15 Kilometer östlich von Palermo. In der Nacht waren starker Wind und sintflutartige Regenfälle über das Gebiet hinweggezogen. Medienberichten zufolge wurde das Gebiet von einer Wasserhose getroffen, einem Wirbel aus Wasser und Wind über dem Meer.

An Bord der Jacht waren zwölf Passagiere und zehn Besatzungsmitglieder, italienischen Medien zufolge waren die meisten von ihnen britische Staatsangehörige. 15 Menschen konnten gerettet werden.

Zunächst wurden sieben Vermisste gemeldet – ein Crewmitglied und sechs Passagiere mit britischer, US- und kanadischer Nationalität. Eine Leiche wurde schließlich im Inneren der gesunkenen Jacht gefunden und geborgen. Dabei soll es sich laut italienischen Medien um den in Kanada geborenen Koch der Luxusjacht handeln. 

Rettungskräfte suchen am Montag nach den Vermissten.
Rettungskräfte suchen am Montag nach den Vermissten.Lucio Ganci/AP/dpa

Überlebende schildert dramatische Rettung

Acht der Geretteten wurden in Krankenhäuser eingeliefert. Unter ihnen war Charlotte, eine 35-jährige Britin, die sich zusammen mit ihrem Ehemann, ihrer kleinen Tochter und Kollegen einer Londoner Firma an Bord der Bayesian aufgehalten hatte. Bei dem Unglück habe sie ihre einjährige Tochter „für zwei Sekunden“ im Wasser verloren, bevor sie sie packen konnte, schilderte sie der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. „Ich habe sie inmitten der tosenden Wellen fest in meine Arme genommen. Viele haben geschrien. Zum Glück war das Rettungsboot aufgeblasen und wir sind zu elft an Bord geklettert“, berichtete sie.

„Wir waren als Erste vor Ort, um zu helfen, aber wir haben im Meer niemanden gefunden, nur Kissen und Reste vom Boot, wir haben sofort den Hafen informiert“, erzählte der Fischer Fabio Cefalù der Nachrichtenagentur AFP.

„Das Schiff war komplett beleuchtet. Um 4.30 Uhr morgens war es nicht mehr da“, zitierte Ansa einen anderen Augenzeugen. „Ein schönes Schiff, auf dem gefeiert wurde. Ein normaler Ferientag auf dem Meer ist zur Tragödie geworden“, fügte er hinzu.

Die erste Leiche konnte am Montag aus dem gesunkenen Schiff geborgen werden. Es soll sich dabei um den Koch der Luxusjacht handeln.
Die erste Leiche konnte am Montag aus dem gesunkenen Schiff geborgen werden. Es soll sich dabei um den Koch der Luxusjacht handeln.Lucio Ganci/AP/dpa

IT-Unternehmer unter den Vermissten

Unter den Vermissten sei der britische Technologie-Unternehmer Lynch, sagte der Chef des italienischen Zivilschutzes, Salvo Cocina, der Nachrichtenagentur AFP. Der 59-Jährige war im Juni in den USA von Betrugsvorwürfen um den Verkauf seiner Software-Firma Autonomy freigesprochen worden. Seine Ehefrau Angela Bacares konnte nach Angaben der Rettungskräfte gerettet werden.

Bei ruhiger See und Sonnenschein suchten am Montag Taucher, Schiffe der Küstenwache und ein Hubschrauber weiter nach den Vermissten. Das gesunkene Schiff lag in 50 Metern Tiefe am Meeresgrund.

Medienberichten zufolge hatte die Luxusjacht rund 700 Meter vor dem Hafen von Porticello geankert. Dort geriet sie in eine Wasserhose – ein Wetterphänomen, das seit einigen Jahren verstärkt in Europa beobachtet wird.

Die Bayesian wurde laut der Nachrichtenwebsite „TGCom24“ 2008 in der Toskana gebaut und 2020 überholt. Sie verfügte über einen 75 Meter hohen Mast aus Aluminium und eine Segelfläche von knapp 3000 Quadratmetern. ■