Pizza, Pasta, Eis: Auf kaum etwas sind Italiener so stolz wie ihre Küche. Sie gilt als der Inbegriff von Tradition und Genuss – und ist weltweit Verkaufsschlager. Doch damit nicht genug. Nun soll erstmals sogar im Weltall „cucina italiana“ serviert werden. Im Rahmen von Italiens aktueller Bewerbung um die Anerkennung der nationalen Küche als immaterielles Unesco-Weltkulturerbe sollen auch die Astronauten der neuen Mission der Internationalen Raumstation (ISS) Pasta bekommen. Aber die Pasta-Initiative kommt wahrscheinlich vor allem der rechten Regierung Roms zugute.
Astronauten verkosten bald italienische Pasta im All
Am Mittwoch geht es für die Raumfahrer aus Florida mal wieder ins All, und diesmal haben sie etwas ganz Besonderes im Gepäck. Im Rahmen des Sonderprojekts „Italian Space Food“ werden die Astronauten der Axiom Mission 3 (Ax-3) mit fertigen Pasta-Menüs verköstigt werden. Einen Vorgeschmack bekamen sie schon in der Quarantäne vorm Abflug.
Am Mittwoch ist „Internationaler Tag der italienischen Küche“
Der Zeitpunkt hätte besser nicht sein können: Passend zum Flugstart ist auch „Internationaler Tag der italienischen Küche“. Überall auf der Welt stehen Veranstaltungen und Food-Festivals zu Ehren Italiens an. Dabei werden immer mehr Stimmen lauter, die behaupten, dass die italienische Küche vielleicht gar nicht so traditionell ist – und vor allem in letzter Zeit immer mehr von der rechten Regierung immer mehr als Marketingstrategie missbraucht wird.

Italiens wohl meistgehasste Kritiker hegen Zweifel an italienischer Küche
Kritiker wie der Historiker Alberto Grandi sorgen in ihrer italienischen Heimat immer wieder für emotionale Furore. Grandis Theorie ist: „traditionelle italienische Küche“ ist gar nicht so traditionell, sondern nur ein paar Jahrzehnte alt und verdankt ihre aktuelle Beliebtheit gutem Marketing.
Alberto Grandi wirft Italienern vor: „Die Italiener haben der Welt nicht beigebracht, wie man kocht, sondern sie haben das als Migranten in den Ländern gelernt, in denen sie gearbeitet haben.“ Viele „italienische“ Gerichte seien eigentlich Kreuzungen, Vertauschungen und Nachahmung von Gerichten anderer Küchen.
Rechtsregierung nutzt Pasta zur Stiftung nationaler Identität
Mit seinen Thesen eckt Alberto Grandi so sehr an, dass einmal sogar die Regierung in Rom gebeten wurde, dazu Stellung zu beziehen. Die waren natürlich auch nicht begeistert. „Ich glaube, dass die Küche heute das letzte Element der Identität ist, das den Italienern geblieben ist. Deshalb werden sie sehr wütend, wenn die Geschichte unserer Rezepte in Frage gestellt wird“, so Grandi. „Italien möchte die Zeit anhalten, in einer ewigen Gegenwart leben, ohne Vergangenheit und ohne Zukunft. Aber genau diese Haltung wird unser Image zerstören.“
Rechte und Linke vereint in ihrer Liebe zur italienischen Küche
Egal wie unschuldig Pizza ist: Niemand kann wohl bestreiten, dass die Weltall-Pasta und die Bewerbung für das Unesco-Weltkulturerbe dem Image der italienischen Küche helfen wird. Und der Regierung Roms wird das zugute kommen. Aber Grandi zufolge sind solche PR-Clous keine Spezialität nur von Melonis Rechtsregierung. „Tradition und Küche sind Querschnittsthemen, auf denen selbst die Linke in gewissem Maße herumreitet.“ ■