Alkoholverbot am Ballermann? Was war der Aufschrei groß! Einige prophezeiten im Mai bereits das Ende der teutonischen Party-Kultur auf Mallorca. Die Balearen-Regierung hatte unter anderem die Playa de Palma, wo sich auch die „Schinkenstrasse“ und die „Bierstrasse“ befinden, zur Ausnahmezone erklärt. Bei Konsum von alkoholischen Getränken auf der Straße drohte Urlaubern ein Bußgeld in Höhe von 1500 Euro. Einen Monat später zeigt sich: Es war viel Lärm um Nichts.
Das bestätigen auch Sebastian (22) und Markus (23), laut ihrer Trikots „Landesliga-Aufsteiger“ aus einem kleinen Kaff in Rheinland-Pfalz. Es ist Freitagnacht und das Duo sitzt auf Höhe des Mega-Parks mit Dutzenden anderen auf der Strandmauer. Beide haben eine „Aurum Cerveza“ Bierdose in der Hand – was die rumänischen Verkäufer („Hallo Bier, Bier“) in Eimern anbieten. Wer 15 Minuten an der Strandpromenade sitzt, der kann damit rechnen, dass im Schnitt dreimal ein illegaler Alkohol-Verkäufer vorbeiläuft und seine Ware aufdrängt.
Polizei kümmert sich offenbar wenig um die Biertrinker
Auf die Frage „Business is good?“ zeigt mir ein Verkäufer im neongelben Hemd und einer Bierkapitän-Armbinde an der Wade seinen leeren Eimer. Dass nur 20 Meter weiter gleich drei Vans der Policia vorbeifahren – kein Problem. Sebastian zieht an seinem Bier: „Ich habe hier noch keine Kontrollen oder Strafzettelverteilen durch die Polizei erlebt – die sind zwar hier, aber es interessiert sie scheinbar nicht.“

Doch nicht alle sehen die Sache so nonchalant. Saskia (19), die wie ihre Freundin Antje (18) ein rotes T-Shirt des „Bierkönig“ trägt, ignoriert die Verkäufer: „Ich riskier' das nicht. Ich habe gelesen, die Strafen sind bis zu 10.000 Euro – das sprengt meine Urlaubskasse!“ (Wo sie von dieser hohen Strafe gelesen hat, blieb unklar.)
Security-Mann: „Alles ist genauso schlimm wie immer!“
Hat die Abschreckungswirkung durch die europaweiten Schlagzeilen womöglich schon ausgereicht, dass sich das öffentliche Saufgelage rund um den Ballermann verbessert hat? Sammy arbeitet als Security-Mann am Mega-Park und versucht mit Hilfe von Kollegin Alina eine johlende, achtköpfige Gruppe eines Handball-Bezirksliga-Aufsteigers dazu zu bringen, sich am richtigen Eingang anzustellen. Auf die Frage, „Gibt es weniger Volltrunkene in der Öffentlichkeit durch das neue Alkoholverbot?“, verzieht sich sein, bis dahin ernstes Gesicht, zu einem breiten Grinsen: „Alles ist genauso schlimm wie immer!“
Davon zeugen auch ein halbes Dutzend Alkoholleichen, die im Sand ihren Rausch ausschlafen. Annalena, die seit drei Jahren im „La Marina“-Restaurant in Arenal jobbt, konnte nur in den ersten Tagen nach dem Inkrafttreten des Verbots eine merkliche Angst vor Strafen feststellen: „Ich wurde öfter von Urlaubern wegen des Alkoholverbots angesprochen. Und besonders tagsüber hatten einige Schiss, öffentliches Trinken zu riskieren.“ Doch inzwischen scheint – so die 22-Jährige – jeder zu wissen, dass die Polizei nichts macht und „es geht ab wie die letzten Jahre auch!“
Laut des Journalisten und Insel-Insiders Ingo Wohlfeil wartet die Polizei erst einmal ab und lässt Business as usual am Ballermann zu, „weil sie bislang keine direkten Anordnungen zum Durchgreifen von der Politik erhalten haben.“ Dazu kommen große Personalsorgen bei der Policia Local. Wohlfeil: „Die Beamten haben weitaus wichtigere Probleme, als Touristen mit offenen Bierbüchsen zu jagen!“ ■