Bei dem schweren Zugunglück in Hamburg, bei dem ein ICE in einen Sattelschlepper krachte, kam ein Fahrgast ums Leben. Nun steht fest: Der Tote war Geschichtsprofessor. Thomas Großbölting lehrte an der Universität in Hamburg.
Der ICE mit knapp 300 Fahrgästen an Bord war am Dienstag an einem Bahnübergang in Hamburg Rönneburg in den Lkw gerast, der mit dem Heck noch auf den Gleisen war. 26 Menschen wurden verletzt, für einen von ihnen kam jede Hilfe zu spät. Thomas Großbölting (55), Professor für Geschichte, kam bei dem Unglück ums Leben.
„Wir trauern um unseren Direktor Thomas Großbölting, der am 11. Februar unerwartet gestorben ist“, teilte die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg mit. „Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.“ Der studierte Historiker, Theologe und Germanist hinterlässt eine Frau und vier Kinder.
Thomas Großbölting war seit 2020 Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und Professor für Neuere Geschichte/ Zeitgeschichte an der Universität Hamburg. Öffentlich bekannt wurde Thomas Großbölting besonders durch seine Studien zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in kirchlichen Zusammenhängen.
„Für Studierende und Mitarbeitende war er ein angesehener und beliebter Ansprechpartner, Betreuer und Kollege“, heißt es in einer Mitteilung der Universität. „Wir werden ihn und sein Wirken sehr vermissen.“
Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, saß der Geschichtsprofessor im ersten Wagen des Zugs an einem Vierertisch. Zum Zeitpunkt des Unglücks habe er an seinem Laptop gearbeitet. Als der ICE um kurz nach 10 Uhr in den Sattelzug krachte, sei der 55-Jährige so heftig mit dem Bauch gegen die Tischkante gedrückt worden, dass er starke innere Blutungen erlitt. Er starb auf dem Weg zum Krankenhaus in einem Rettungswagen.
Lkw-Fahrer schaffte es nicht rechtzeitig über die Gleise
Der ICE war zum Zeitpunkt des Unfalls mit hoher Geschwindigkeit unterwegs und rammte den Sattelschlepper trotz Notbremsung mit solcher Wucht, dass vor allem in den vorderen Wagen die Fensterscheiben zerbrachen, wie eine Augenzeugin der dpa schilderte. Laut Medienberichten fuhr der Lkw zu langsam und schaffte es in der engen Kurve nicht rechtzeitig über die Gleise. In letzter Sekunde sei der Fahrer aus seinem Führerhaus gesprungen. Der Zug erfasste den Auflieger des Sattelzugs. Die schweren Bahnschienen auf der Ladefläche des Sattelzugs wurden durch den Aufprall weit über den Unfallort verstreut
Gegen den Fahrer, einen 34 Jahre alten Rumänen, wird weiter wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt. Nach Angaben der Bundespolizei ist der Mann noch nicht kriminalpolizeilich in Erscheinung getreten. Ein Atemalkohol- und Drogentest verlief negativ. Er habe einen festen Wohnsitz und familiäre Bindungen im europäischen Ausland, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Ein Haftantrag sei darum auch nicht mit Fluchtgefahr zu begründen gewesen. ■