Seine großen Triumphe liegen schon Jahrzehnte zurück, seinen 60. Geburtstag verbringt der „Gentleman“ am Sonnabend (6. Januar) in seiner Wahl-Heimat Overath bei Köln „ganz ruhig im kleinen Familienkreis“. Aber der Eindruck, den DDR-Boxer Henry Maske in der Welt des Boxens hinterlassen hat, wird so schnell nicht verblassen.
In der DDR wurde Henry Maske vom Oberstleutnant zum Olympia-Boxer
Henry Maske war das Gegenstück zum klischeebehafteten rauen Boxer-Typus. Und sein Spitzname war nicht inhaltsleer. In seinen eigenen Worten: „Der eine würde vielleicht über mich sagen: Der war zurückhaltend. Und der andere: Der hat Manieren und würde jemanden nicht treten, der auf der Erde liegt.“ Ein Gentleman eben.
Aus der Wohnsiedlung Neuberesinchen in Frankfurt (Oder) startete Henry Maske seine eindrucksvolle Boxkarriere, immer mit einem hohen Anspruch an sich selbst. Der frühere Oberstleutnant der NVA machte sich erst in der DDR einen Namen als Amateurboxer. 181 Amateurkämpfe und 163 Siege standen auf seinem Konto. Daneben holte er 1988 in Seoul Gold bei den Olympischen Spielen und feierte ein Jahr später in Moskau den WM-Titel.

Henry Maske: Gewinner der deutschen Wiedervereinigung
Mit der Wiedervereinigung änderte sich auch die Karriere von Henry Maske fundamental. Der Boxmanager Wilfried Sauerland lotste ihn und seinen Trainer Manfred Wolke 1990 in sein Boxteam. Der Fernsehsender RTL stand hinter ihnen, lockte mit Maske Millionen Menschen an die Bildschirme – eine unbezahlbare Unterstützung.
Im März 1993 bezwang Henry Maske dann Charles Williams nach Punkten und krönte sich zum Weltmeister des Verbands IBF. Spätestens dadurch löste er im wiedervereinigten Deutschland einen Box-Boom aus. Plötzlich wollte jeder Junge so sein wie er. Seinen Titel verteidigte er zehnmal erfolgreich.
Wende-Weltmeister, zwischenzeitlich sogar Leiter von zehn McDonald’s-Filialen: Maske bezeichnete sich nach der Wiedervereinigung als „Gewinner dieser Einheit“. Allerdings in sehr demütiger Hinsicht. Die Demut vermisst Maske heute manchmal, wenn er darüber spricht, dass mehr Menschen auf bestem Wege seien, „Dinge als selbstverständlich zu betrachten, die sie tatsächlich nie waren“.
Henry Maske: „Ich habe weit mehr bekommen, als ich jemals erwartet habe“
„Heute“, sagt Henry Maske, „spielen wir (Deutschland, Anm. d. Red.) im Amateur- und Profi-Boxen nicht mehr die ganz große Geige.“ Geblieben sind ihm aber die Erinnerungen an die goldenen Zeiten im deutschen Boxen. Wenn Maske auf seine Karriere zurückblickt, ist er „sehr glücklich“, denn: „Ich habe weit mehr bekommen, als ich jemals erwartet hatte.“ ■