Urheberrecht lief aus

95 Jahre lang verboten: Jetzt wird Micky zur mordenden Maus

In diesem Jahr hat Disney das Urheberrecht an ihrer kultigen Maus abgeben müssen, und die ersten ungewöhnlichen Projekte kommen auf uns zu.

Author - Jana Hollstein
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Nicht nur bei Kindern beliebt: Micky Maus
Nicht nur bei Kindern beliebt: Micky MausUrsula Düren/dpa

Um das zu vermeiden, hat Disney jahrzehntelang Lobbyarbeit betrieben: Nach 95 Jahren läuft das Urheberrecht an ihrer kultigen Maus aus. Und natürlich stehen gleich mehrere Projekte in den Startlöchern, die das ausnutzen.

Langer Weg für Micky Maus in die Gemeinfreiheit

Disney feierte erst letztes Jahr ihr hundertjähriges Bestehen, aber für das Studio gibt es nicht nur was zu lachen. Zum 1. Januar 2024 ist ihnen ihr Urheberrecht an „Steamboat Willie“ ausgelaufen, dem ersten Film, in dem Micky Maus zu sehen ist. Die Maus ist fester Teil von der Firma Disney – kein Wunder also, dass sie härteste Lobbyarbeit betrieben haben, damit niemand anderes Zugriff darauf hat.

Als das Urheberrecht an „Steamboat Willie“ zum ersten Mal auszulaufen drohte, setzte sich Disney erfolgreich für ein Gesetz ein, dass das Urheberrecht in den USA auf 95 Jahre verlängerte. Das Gesetz wurde auch verächtlich „Mickey Mouse Protection Act“ (deutsch: „Gesetz zum Schutz von Micky Maus“) genannt. Aber auch dieser Schutz läuft dieses Jahr aus: „Steamboat Willie“ wurde gemeinfrei.

Wer darf jetzt Micky Maus verwenden?

Wenn Sie jetzt aber vorhaben, Ihre eigenen Micky-Maus-Gemälde zu verkaufen, sollten Sie vorgewarnt sein. Der Medienrechtler Nicolas John schätzt in einem Beitrag die Lage ein: Das Urheberrecht in Deutschland gilt wie in vielen anderen Ländern für bis zu 70 Jahre nach Tod des Verfassers. Das ist in diesem Fall Ub Iwerks, und der hat bis 1971 gelebt. In Deutschland bleibt das Urheberrecht also bis 2041 bestehen.

Aber auch in den USA gibt es Einschränkungen. Das Urheberrecht läuft nur an der ursprünglichen Version von Micky Maus aus, die zum Beispiel keine Handschuhe trägt. Disney hat außerdem weiterhin das Markenrecht an Micky Maus, das heißt, bei unabhängigen Werken darf nicht der Eindruck entstehen, dass Disney an der Produktion beteiligt war.

Gleich mehrere Micky-Maus-Projekte sind in den Startlöchern

Nichtsdestotrotz hat die Gemeinfreiheit von „Steamboat Willie“ eine Welle von Begeisterung ausgelöst und gleich zu mehreren unerwarteten Ankündigungen geführt. Keine 24 Stunden war dieses Jahr jung, als zwei Horrorfilme angekündigt wurden: in „Mickey’s Mouse Trap“ (deutsch: „Mickys Mausefalle“) verkleidet sich ein Mörder als Micky Maus, um in einem Vergnügungspark eine Gruppe von Freunden zu ermorden. Ein anderer, noch namenloser, Film soll eine Horrorkomödie sein, in der eine sadistische Maus ahnungslose Gäste auf einer Fähre quält.

Die Horrorfilme wird Disney aber wohl erwartet haben. Erst 2022 hatten sie das Urheberrecht an Winnie Puh verloren. Daraufhin wurde ein Horrorfilm gedreht: „Winnie the Pooh: Blood and Honey“, den sogar ein ahnungsloser Grundschullehrer seinen Schülern in der Pause zeigte.

Nicht nur Micky Maus: Wer sonst noch gemeinfrei wurde

Micky Maus ist übrigens nicht der einzige Charakter, der dieses Jahr in den USA gemeinfrei wurde. Laut Gesetz gilt das Gleiche auch für Winnie Puhs Freund Tigger und für Peter Pan. Wir dürfen also gespannt sein, ob wir bald Horrorfilme sehen, die von ihnen inspiriert sind. ■