Seine Tat sorgte am Donnerstag für Entsetzen, macht auch zwei Tage danach noch viele Menschen sprachlos: Der 24 Jahre alte Farhad N. fuhr in München in eine Demonstration der Gewerkschaft Verdi, verletzte dabei 39 Menschen, einige schwer. Schon kurz nach der schrecklichen Tat verdichteten sich die Hinweise auf eine islamistische Motivation des Täters. Nun enthüllt ein Bericht Aussagen, die der 24-Jährige angeblich in seinem Verhör bei der Polizei gemacht haben soll – und die machen sprachlos.
Demo-Attentäter Farhad N.: Er wollte „alle ins Paradies schicken“
Die „Bild“-Zeitung ist laut einem Bericht an Informationen aus dem Verhör gelangt, das nach der schrecklichen Tat und der Festnahme mit dem Attentäter Farhad N. geführt wurde. Das Blatt berichtet, der 24-Jährige habe zunächst klare Angaben zu seinem Leben, seinem sozialen Umfeld und seinen wirtschaftlichen Verhältnissen gemacht. Nach einer Pause habe er dann Informationen zur Tat geben wollen. Farhad N. soll berichtet haben, dass Allah ihm die Tat befohlen habe, er habe „alle ins Paradies schicken“ wollen. Weil seine Aussage danach immer wirrer und lauter wurde, sei das Verhör abgebrochen worden.
Schon kurz nach der Tat hatten sich Hinweise darauf verdichtet, dass die Tat islamistisch motiviert gewesen sein könnte. So soll Farhad N. „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“) gerufen haben, als die Einsatzkräfte der Polizei ihn aus dem Mini Cooper zerrten, mit dem er die Tat begangen hatte. Laut Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann habe der Attentäter von München nach seiner Festnahme außerdem gebetet.

Nachbarn beschrieben Attentäter Farhad N. als unauffällig
Spannend aber: In mehreren Interviews berichteten Nachbarn des 24-Jährigen, dass er sich zuvor nie über Religion geäußert habe. Farhad N. wohnte bis zu seiner Tat im Stadtteil Solln, der am Stadtrand von München liegt. Es handelt sich dabei um eine Plattenbau-Siedlung, in der viele internationale Familien mit Kindern leben. „Er hat nicht von seiner Familie gesprochen und auch nicht über Religion. Obwohl ich ja auch Muslim und aus Afghanistan bin“, sagte der Besitzer einer Imbissbude, an der Farhad N. zu den Stammkunden gehörte, gegenüber Reportern der „Bild“-Zeitung. „Wenn er das wegen Religion gemacht hat, verstehe ich das nicht. Ich bin geschockt, dass er das gemacht hat.“

Auch ein anderer Nachbar berichtete, Farhad N. habe sich unauffällig verhalten. „Als ich eingezogen bin, kam er mit einer Tasche aus dem Fitnessstudio und hat erzählt, dass das Studio in der Nähe ist“, sagt der Mann, der im gleichen Haus wie der spätere Attentäter lebte. Einmal habe er bei dem 24-Jährigen Hilfe gesucht, als das Internet nicht funktionierte – Farhad N. habe da in der Küche gestanden und gekocht, weil er sich offenbar immer die Mahlzeiten für mehrere Tage vorbereitete. Über Religion soll sich der junge Mann aber nicht geäußert haben.
Farhad N. raste am Donnerstag in eine Demo in München – 39 Menschen wurden verletzt
Der 24-jährige, der in Deutschland vergeblich Asyl beantragt hatte, war am Donnerstag mit seinem Auto in das Ende eines Demonstrationszugs gefahren. Laut Polizei und Bundesanwaltschaft wurden mindestens 39 Menschen verletzt, einige von ihnen schwer. Ein Kind und eine weitere Person befanden sich am Freitag nach Klinik-Angaben in kritischem Zustand. Der Fahrer kam in Untersuchungshaft. Ein Ermittlungsrichter ordnete dies wegen des dringenden Verdachts auf 39-fachen versuchten Mord an.
In seiner Vernehmung räumte er ein, „bewusst in die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Demonstrationszugs gefahren zu sein“, wie die Leitende Oberstaatsanwältin der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus sagte. Nach bisherigen Erkenntnissen hielt sich der Mann zuletzt rechtmäßig in Deutschland auf. Wie aus einem Gerichtsurteil gegen die Ablehnung seines Asylantrags aus dem Oktober 2020 hervorgeht, soll er über seine Fluchtgeschichte gelogen haben. Im April 2021 erließ die Stadt München jedoch einen Duldungsbescheid und im Oktober 2021 eine Aufenthaltserlaubnis für den 24-Jährigen. (mit dpa) ■