Wer sich vorstellt, dass vor vielen Jahren Dinosaurier die Erde bevölkert, ist sicherlich froh, das nicht miterlebt zu haben – denn wer würde Ungeheuern wie dem Tyrannosaurus rex schon gern in freier Wildbahn begegnen? Wie das ausgehen kann, haben uns Filme wie „Jurassic Park“ gezeigt. Doch es geht noch schlimmer als bisher angenommen: Immer wieder werden Dino-Fossilien entdeckt, die zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen führen. Eine Forscher-Gruppe hat in einer Zeitschrift jetzt einen bisher unbekannten Dino beschrieben, der vielen einen Schauer über den Rücken jagen dürfte.
Der neu entdeckte Dinosaurier hatte gleich vier riesige Hörner – eine Seltenheit!
Grundlage für die Beschreibung des Dinosauriers sind laut einem Bericht von „National Geographic“ Fossilien, die in der Judith-River-Gruppe im US-Bundesstaat Montana gefunden wurden. Forschern gelang es, anhand der Fossilien den riesigen Schädel des Dinos zu rekonstruieren. Zwar sind gehörnte Dinosaurier bereits bekannt, doch hier wurde schnell klar, dass es sich um eine völlig neue Entdeckung handelt. „Als wir begannen, das Puzzle dieses Dinosauriers wieder zusammenzusetzen, wurde uns schnell klar, dass wir es mit etwas völlig neuem zu tun hatten“, sagt Joseph Sertich, Paläontologe an der Colorado State University.
Beim Lokiceratops rangiformis – so die offizielle Bezeichnung – handelte es sich um einen gehörnten Dinosaurier, der auf seinem fast zwei Meter langen Schädel gleich vier riesige Hörner trug. Neben den spitzen Exemplaren zwischen seinen Augen verfügte er demnach über zwei weitere oberhalb seines Nackenschilds. Ein wahres Urzeit-Monster, dem man ungern in freier Wildbahn begegnet wäre. Der Pflanzenfresser lebte laut den Erkenntnissen der Forscher übrigens vor rund 80 Millionen Jahren.

Vor allem sein ungewöhnlicher Kopfschmuck macht das Urzeit-Wesen besonders. „Der neue Dinosaurier setzt neue Maßstäbe für die bizarre Kopfbedeckung der Ceratopsia“, sagt Joseph Sertich, Paläontologe. Und auch ein anderer Fakt überrascht Forscher: Der Lokiceratops soll auf der Insel Laramidia gelebt haben, die vor 99 Millionen Jahren entstand und dort lag, wo heute der Westen der USA zu finden ist. Den Lebensraum teilte sich der gehörnte Dino mit vier anderen Arten. Das ist erstaunlich, denn: „Bisher dachten die Paläontologen, dass höchstens zwei Arten von gehörnten Dinosauriern am selben Ort und zur selben Zeit existieren konnten“, sagt Mark Loewen vom Natural History Museum in Utah.
Der Name des Lokiceratops rangiformis bezieht sich auf den nordischen Gott Loki
Der Name des Dinosauriers setzt sich übrigens gleich aus mehreren Komponenten zusammen. So stecken im Lokiceratops rangiformis eine Anspielung auf den nordischen Gott Loki, außerdem der Hinweis auf die Dinosaurier-Familie Ceratopia, die sich durch ihre Hörner auszeichneten. Im Wort rangiformis ist außerdem eine Referenz auf Rentiere (Rangifer tarandus) versteckt, denn deren Geweih ist ähnlich beeindruckend wie das des Lokiceratops rangiformis. Der Grund dafür ist: Der neu beschriebene Dinosaurier hat die längsten Hörner, die bis jetzt aus der Dino-Welt bekannt sind.

Übrigens: Laut Forschern hatten die Kopfbedeckungen der Dinos wohl vor allem den Zweck, Artgenossen zu beeindrucken. „Je größer und prächtiger, vielleicht sogar farbenfroher die Ornamente sind, desto attraktiver erscheint der Besitzer bei potenziellen Partnern“, sagte David Norman, Professor für Wirbeltierpaläobiologie an der Universität von Cambridge in einem Interview. „Die sexuelle Selektion kann so zur Entwicklung extravaganter, schon fast bizarrer Merkmale führen.“ ■