Überall auf der Welt passieren jeden Tag Morde – und während einige davon durch die Ermittlungsbehörden aufgeklärt werden, bleiben andere ein Rätsel, manchmal für immer. Die Netflix-Serie „Unsolved Mysteries“ beschäftigt sich mit paranormalen Phänomenen, Begegnungen mit Außerirdischen – und auch mit genau solchen rätselhaften Mordfällen. Einer, der den Zuschauern in der neuesten Staffel der Serie Schauer über den Rücken jagt, ist der Mord an Sigrid Stevenson. Die junge Frau wurde bereits 1977 brutal ermordet – während sie im Theatersaal ihres College Klavier übte. Spukt ihr Geist noch immer durch die Mauern der Schule?
„Unsolved Mysteries“: Spukt der Geist von Sigrid Stevenson noch immer durch das Theater
„Wenn man über den Campus des College läuft, ist die Kendall Hall nicht zu übersehen“, sagt Scott Napolitano, der selbst an der Uni Film studierte, sich intensiv mit dem Fall beschäftigt hat, in der Netflix-Serie „Unsolved Mysteries“. „Wer einen Fuß hineinsetzt, kann es mit der Angst zu tun bekommen, so eine unangenehme Aura hat der Ort. Angeblich soll das Gebäude vom Geist einer Frau heimgesucht werden. Wenn man abends den Hauptsaal betritt, soll man hören, wie jemand Klavier spielt, obwohl jemand da ist.“ Der Mord an Sigrid Stevenson ist Jahrzehnte her – und doch werden am College of New Jersey noch heute solche gruseligen Geschichten erzählt. Der ungeklärte Tod der Studentin: Er hat Generationen von Studenten des College begleitet.
Sigrid Stevenson war eine freigeistige 25-jährige Studentin, die das College besuchte, dort Musik studierte. Sie liebte die Musik – und war dafür bekannt, dass sie hervorragend Klavier spielte. Am Abend des 4. September 1977 soll sie zuerst ein Theaterstück besucht haben, danach schlich sie in die Kendall Hall, um heimlich ein paar Stunden Klavier zu üben. Gegen Mitternacht war Campus-Polizist Thomas Kokotajlo auf Streife – und bemerkte, dass vor dem Gebäude ein grünes Fahrrad an einen Zaun gekettet war. „Es war ein Damenrad. Und eigentlich sollte die nächsten drei oder vier Tage noch niemand auf dem Campus sein“, sagt er. Denn: Das Semester hatte noch nicht begonnen.

Er öffnete die abgeschlossene Tür der Kendall Hall, betrat das Gebäude, ging durch den Saal in Richtung Bühne. „Dort habe ich etwas entdeckt, das wie ein schlafender Mensch aussah. Die Person lag auf der Seite und war bis zum Hals eingepackt“, sagt er. „Zuerst habe ich mich gefragt, ob das eine Requisite ist. Als ich näher herangegangen ist, habe ich viel Blut gesehen.“ Es war die Leiche von Sigrid Stevenson. Das Gesicht war vom Blut so verkrustet, dass nur ein Ohrring den Polizisten erkennen ließ, dass es sich um eine Frau handelte. „Ihre Hand war kalt – und ich konnte feststellen, dass die Leiche bereits eingesetzt hatte.“
Wer tötete Sigrid Stevenson? „Unsolved Mysteries“ rollt den Grusel-Fall neu auf
Er rief Verstärkung, mithilfe eines Technikers wurde das Licht im Saal eingeschaltet – und der ganze Horror offenbarte sich. Sigrid Stevenson lag auf der Bühne in einer Blutlache, war abgedeckt mit der Hülle eines Piano. Ihr Mund war mit ihrer eigenen Bluse zugebunden. Ihre anderen Kleider lagen in der Nähe. Identifiziert werden konnte sie über den Führerschein, den sie in ihrer Tasche hatte. Die Notenblätter auf dem Klavier waren mit Blut bespritzt – das legte nahe, dass der Mord sehr gewaltvoll geschehen sein musste. Das ergab auch die spätere Autopsie: Sigrid Stevenson wurde offenbar zu Tode geprügelt, starb an einem massiven Schädel-Hirn-Trauma. Außerdem wurde festgestellt, dass sie offenbar sexuell missbraucht wurde – und Spuren an den Handgelenken legten nahe, dass sie mit Handschellen gefesselt wurde.

Da aber niemand außer der Campuspolizei Handschellen hatte, tappten die Ermittler zunächst im Dunkeln. Dann fiel auf, dass ein Schauspieler der Theatergruppe einen Polizisten spielte. Ihm konnte die Tat aber nicht nachgewiesen werden – einen Lügendetektor-Test bestand er. Erst Jahre später, als die DNA-Analyse entwickelt war, konnte eine Analyse der Spuren durchgeführt werden, die man am Tatort gefunden hatte. Auch diese Analyse schloss den Schauspieler als Täter aus. Auch mehrere andere Mitglieder der Theatergruppe wurden verdächtigt – denn bekannt war auch, dass Sigrid Stevenson vor dem Semesterstart offenbar in dem Theater übernachtete, weil sie keinen Platz im Wohnheim hatte. Zeugen sagten aus, dass es Streits zwischen Sigrid Stevenson und einem Mitglied der Theatergruppe gegeben hatte. Doch niemanden konnte die Tat nachgewiesen werden.