Bundeskanzler Friedrich Merz schlägt wegen seiner Bemerkungen über das „Stadtbild“ und die Migration weiter geballte Kritik entgegen. Am Dienstagabend machten vor der CDU-Zentrale in Berlin Tausende Menschen ihrem Unmut gegen Merz Luft. Auch Prominente äußerten sich zu der „Stadtbild“-Aussage und Merz’ späteren Erklärungen mit dem Hinweis auf die Töchter.
Friedrich Merz hatte vergangene Woche auf die Frage zum Erstarken der AfD unter anderem gesagt, man korrigiere frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik und mache Fortschritte. „Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“ Am Montag blieb Merz bei seiner Haltung und sagte: „Fragen Sie Ihre Kinder, fragen Sie Ihre Töchter, fragen Sie im Freundes- und Bekanntenkreis herum: Alle bestätigen, dass das ein Problem ist – spätestens mit Einbruch der Dunkelheit.“
Wegen dieser Äußerungen schlug dem Bundeskanzler geballte Kritik entgegen. Auch von einigen Prominenten. So appellierte Günter Wallraff (80) an Merz: „Gehen Sie in sich! Besinnen Sie sich auf das C in Ihrem Parteinamen.“ Der Autor, der mit seinem Bestseller „Ganz unten“ über Ausländerfeindlichkeit berühmt wurde, sagte: „Wer Menschen ihrer Herkunft und Hautfarbe wegen als Problem im Stadtbild bezeichnet, betreibt Ausgrenzung und Stigmatisierung und erreicht das Gegenteil des Beabsichtigten, nämlich: Werbung für die AfD.“
Die Komikerin Carolin Kebekus (45) spottete über die „Stadtbild“-Äußerung von Merz. „Ich bin ja auch Tochter“, sagte Kebekus dazu der dpa. „Und ich habe mich selbst gefragt – und mir dann ziemlich eindeutig geantwortet, dass das Bullshit ist. Ganz ehrlich – das größte Problem, das ich mit dem Stadtbild habe: E-Roller.“

Ex-GNTM-Star und Model Marie Nasemann sinniert auf ihrem Insta-Kanal über ihre Zeit als Tochter, also als Teenager, in einem Vorort in München. Da habe es durchaus Menschen mit Migrationshintergrund gegeben. Die hätten ihr nie Angst gemacht. „Wer mir richtig Angst gemacht hat, waren die Nazis. Die mit schwarzer Bomberjacke, Glatze, Springerstiefeln. Die haben mir und meinen Freundinnen richtig Angst gemacht“, sagt sie. Und berichtet noch von einem Psychopathen und einem Stalker in der Nachbarschaft. Und das, so merkt sie an, seien alles weiße Männer gewesen.
Uschi Glas und andere Promis stimmen Merz zu
Es gibt aber auch Zustimmung für den Bundeskanzler: So sagte die Schauspielerin Uschi Glas der Bild-Zeitung, dass Friedrich Merz absolut recht habe, seine Aussagen seien nicht rassistisch, sondern die Wahrheit. „Es gibt Gegenden in Deutschland, besonders die Hauptbahnhöfe, an denen ich mich allein unwohl fühle und die ich meide. Dort würde ich nie allein hingehen, auch tagsüber nicht“, sagte die 81-Jährige. Allein würde sie abends nicht mal mehr durch den Englischen Garten in München gehen.

Die Schauspielkollegin Mariella Ahrens (56) hat Sorge, wenn ihre jüngere Tochter Lucia abends mit Freundinnen auf der Straße läuft, wie sie der Bild sagte. „Ich war früher ein Schlüsselkind und hatte nie Angst. Heute ist das leider anders geworden. Insofern hat Merz recht“. Sie meide nachts alle Parks, „gehe maximal allein den Kudamm entlang“.

TV-Star Giulia Siegel (59) äußerte sich auf Nachfrage der Bild moderat. Als Frau müsse man im öffentlichen Raum oft doppelt aufmerksam sein. Es seien selten große Vorfälle – „aber diese ständigen kleinen Grenzüberschreitungen nerven. Sie machen deutlich: Wir haben beim Thema Respekt und Sicherheit noch Nachholbedarf.“
