Flut-Horror in Spanien

Frau war drei Tage neben Leiche in Auto eingeklemmt

Die Flutkatastrophe in Spanien hat mehr als 210 Menschen das Leben gekostet. Die Retter suchen weiter nach Überlebenden. Eine Frau konnte nach drei Tagen lebend aus einem Autowrack geborgen werden.

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Vielerorts in den Katastrophengebieten in Spanien wurden Autos von den Fluten zusammengepresst, verkeilt  und gestapelt. Wie hier in Sedavi in Valencia. Retter suchen nach Überlebenden in den Wracks.
Vielerorts in den Katastrophengebieten in Spanien wurden Autos von den Fluten zusammengepresst, verkeilt und gestapelt. Wie hier in Sedavi in Valencia. Retter suchen nach Überlebenden in den Wracks.RoberSolsona / Imago

Die Horror-Fluten in Spanien haben mehr als 210 Menschen in den Tod gerissen, die Behörden rechnen mit weiteren Opfern. Nun gab es ein kleines Wunder, das Hoffnung macht, noch Überlebende zu finden. Drei Tage nach den tödlichen Unwettern konnten die Einsatzkräfte eine Frau aus einem Autowrack retten. Sie wurde in ihrem Wagen eingeklemmt, musste ausharren - neben der Leiche ihrer Schwägerin.

Die Frau wurde aus einem überfluteten Tunnel in Benetússer, einer Gemeinde am Stadtrand von Valencia, gerettet. Die Einsatzkräfte hörten ihre verzweifelten Hilferufe zwischen Hunderten im Tunnel verkeilten Fahrzeugen, als sie die steckengebliebenen Autos wegschleppten. Drei Tage lang hatte die Frau auf Hilfe gehofft, für ihre Schwägerin kam sie zu spät. Die Gerettete sei zu einer medizinischen Untersuchung gebracht worden.

Lokale Berichte schreiben, die Frau sei in einem Auto eingeklemmt gewesen, über dem mehrere andere Autos gestapelt waren. Der Tunnel, in dem sie gefunden wurde, wurde von dem Sender El Mundo inzwischen als „schwarzer Tunnel“ bezeichnet.

Am Samstagabend gaben die Rettungsdienste bekannt, dass durch die Flutkatastrophe bislang 213 Menschen gestorben seien, die meisten in der Region Valencia.

Noch immer stapeln sich vielerorts ineinandergeschobene Autos, ganze Orte sind mit Schlamm überzogen und von der Außenwelt abgeschnitten – die Aufräumarbeiten in Spanien werden wohl lange Zeit in Anspruch nehmen.
Noch immer stapeln sich vielerorts ineinandergeschobene Autos, ganze Orte sind mit Schlamm überzogen und von der Außenwelt abgeschnitten – die Aufräumarbeiten in Spanien werden wohl lange Zeit in Anspruch nehmen.dpa Weblines

Auch wenn die Hoffnung auf Rettung von Überlebenden langsam schwinde, bleibe die Suche nach den Vermissten weiter Hauptaufgabe der Soldaten und Polizisten, sagte ein Zivilschutzvertreter. Hinzu komme die Räumung der Straßen, um den Zugang für Hilfslieferungen, vor allem für Lebensmittellieferungen, zu erleichtern.

Nach Angaben der Behörden wurden inzwischen mehr als 2000 Autos und Lastwagen aus dem Weg geräumt. Der Strom funktioniere bei 94 Prozent der Betroffenen wieder und auch die Telekommunikation werde nach und nach wieder hergestellt, sagte Ministerpräsident Sánchez.

Zudem halfen Menschen aus weniger oder nicht betroffenen Gebieten den Notleidenden vor Ort. Ein AFP-Journalist zählte rund 1000 Menschen, die sich von der Küstenstadt Valencia auf den Weg in nahegelegene Orte machten, um dort bei den Aufräumarbeiten mit anzupacken.

Die offizielle Hilfe reiche nicht, sagte Alicia Izquierdo der Nachrichtenagentur AFP. Sie und ihre Schwester brachten zwei mit Lebensmittel beladene Einkaufswagen nach Paiporta, wo ihr Bruder lebe. Die Kleinstadt ist mit bisher über 60 geborgenen Toten am schlimmsten von dem Unwetter betroffen.

Alles Hab und Gut von den Schlammfluten zerstört. Wer mit dem Leben davongekommen ist, steht vor den Trümmern seiner Existenz.
Alles Hab und Gut von den Schlammfluten zerstört. Wer mit dem Leben davongekommen ist, steht vor den Trümmern seiner Existenz.Juan Carlos Lucas / Imago

In den Ortschaften Alfafar und Sedavi sahen AFP-Reporter am Samstag keine Soldaten, während Bewohner mit Schaufeln den Schlamm aus ihren Häusern schippten und Feuerwehrleute Wasser aus den Garagen und Tunneln pumpten. „Danke all den Menschen, die kommen, um uns allen zu helfen“, sagte die 66-jährige Estrella Caceres in Sedavi. Von den Behörden komme „nichts“, schimpfte sie.

Die Hilfsbereitschaft war so groß, dass die Regierung von Valencia die Menschen inzwischen anwies, nicht mehr mit dem Auto in die betroffenen Kommunen zu fahren, um die Straßen für die Rettungskräfte freizuhalten. Doch es kam auch zu Plünderungen. Den Behörden zufolge wurden 82 Menschen festgenommen. ■