Nun zog sie vor Gericht

Frau sammelt im Homeoffice 1054 Überstunden, doch Firma zahlt nicht

Nach Monaten von 60 Stunden in der Woche standen bei ihr am Ende 1054 Überstunden auf der Uhr – mit einem Wert von 57.298 Euro.

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In Österreich hat eine Frau mehr 1054 Überstunden im Homeoffice angesammelt.
In Österreich hat eine Frau mehr 1054 Überstunden im Homeoffice angesammelt.Helena Dolderer/dpa

Es ist ein unglaublicher Fall: Eine Frau aus Österreich arbeitete monatelang 60 Stunden pro Woche von ihrem Zuhause im Bezirk Zwettl aus für eine Schweizer Firma. In dieser Zeit sammelte sie sage und schreibe 1054 Überstunden. Als sie sich die von ihrem Arbeitgeber auszahlen lassen wollte, stellte der sich quer. Nun zog die Frau vor Gericht.

Seit der Corona-Pandemie arbeiten viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von zu Hause aus. Doch die Arbeit in den eigenen vier Wänden ist dieselbe wie im Büro. Und es kann genauso zu Überstunden kommen. Wie bei der Frau aus Niederösterreich. Sie schuffte jede Frau einige Stunden über dem vereinbarten Limit. „Sie kam monatelang auf 60-Stunden-Wochen“, schildert Thomas Kaindl dem Nachrichtenportal heute.at. Er ist Leiter der Abteilung Regionale Aufgaben bei der Arbeitskammer Niederösterreich.

Die Kammer für Arbeiter und Angestellte, kurz Arbeiterkammer, auf Bundesebene Bundeskammer für Arbeiter und Angestellte, kurz Bundesarbeitskammer, ist die gesetzliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer in Österreich. Mit 99,8 Millionen Euro hat die Arbeiterkammer Niederösterreich im vergangenen Jahr für Arbeitnehmer so viel Geld erkämpft wie noch nie – demnach suchten 163.000 Mitglieder die Hilfe der AK Niederösterreich wegen Problemen am Arbeitsplatz auf, schreibt heute.at weiter.

1054 Überstunden im Wert von 57.298 Euro

So vertrat sie auch die Frau aus dem Bezirk Zwettl. Bei ihr standen am Ende 1054 Überstunden auf der Uhr – mit einem Wert von 57.298 Euro. Als sie diese ihrem Arbeitgeber in Rechnung stellte, verweigerte dieser jedoch die Auszahlung der erbrachten Mehrarbeit. Daraufhin reichte die Frau gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber eine Klage ein. „Wir haben den offenen Betrag eingeklagt, die Klage liegt derzeit beim Arbeits- und Sozialgericht“, erklärt Kaindl.

„Das Thema Überstunden hat uns enorm beschäftigt“, sagte Markus Wieser, Präsident der AK Niederösterreich, gegenüber heute.at. Besonders betroffen seien Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Handel und der Gastronomie. Viele Überstunden würden oftmals nicht bezahlt werden, da sie meistens über einen langen Zeitraum anfallen. Doch leider gibt es kurze Verfallsfristen. Im österreichischen Gastgewerbe können Ansprüche beispielsweise nur für maximal vier Monate rückwirkend geltend gemacht werden.