Sie soll Menschen einen Suizid vereinfachen, ist aber hochumstritten: Am Montag ist erstmals ein Mensch in der Suizid-Kapsel „Sarco“ in der Schweiz erstickt. Nach dem Einsatz hat die Polizei mehrere Menschen festgenommen, denn dieser ist den Schweizer Gesetzen nach vermutlich illegal.
Gegen die Beteiligten sei deshalb ein Strafverfahren „wegen Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord“ eröffnet worden, teilte am Dienstag die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen mit. Die Suizid-Kapsel sei sichergestellt worden, die verstorbene Person solle obduziert werden.
Frau stirbt in Suizid-Kapsel – Festnahmen!
Bei der Frau handelte es sich nach Angaben der Sterbehilfeorganisation Last Resort um eine 64-jährige US-Bürgerin aus dem Mittleren Westen. Sie sei am Montag durch Nutzung der Kapsel kurz nach 16.00 Uhr gestorben, teilte die Organisation weiter mit. Anwesend gewesen sei der Ko-Präsident von Last Resort, Florian Willet. Es sei ein „friedlicher und würdiger Tod“ gewesen, erklärte Last Resort.
Laut Schweizer Medienberichten war es das erste Mal, dass das an eine Raumfahrt-Kapsel erinnernde und mit Stickstoff funktionierende Gerät eingesetzt wurde. Die Staatsanwaltschaft von Schaffhausen an der Grenze zu Deutschland wurde nach eigenen Angaben am Montagnachmittag von einer Anwaltskanzlei informiert, „dass bei einer Waldhütte in Merishausen ein begleiteter Suizid mit der Kapsel Sarco stattgefunden habe“.
Am Tatort seien die Kapsel und eine Leiche entdeckt worden, letztere werde nun obduziert. „Zudem wurden mehrere Personen im Raum Merishausen in Polizeihaft versetzt“, erklärte die Staatsanwaltschaft. Bei einer Verurteilung droht ihnen eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren.

Heftige Diskussionen in der Schweiz
Die Organisation Last Resort, welche die „Sarco“-Kapsel - benannt nach Sarkophag - im Juli in Zürich präsentiert und ihren baldigen Einsatz in der Schweiz angekündigt hatte, teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, dass die Amerikanern, die sich selbst das Leben nahm, „seit vielen Jahren unter einer Reihe schwerwiegender Probleme im Zusammenhang mit einer schweren Immunschwäche gelitten“.
Der Einsatz der Kapsel, bei der kein Arzt anwesend sein muss, ist dennoch heftig umstritten. Eine Person kann sich hineinlegen und durch Knopfdruck die Zuleitung von Stickstoff auslösen. Sie erstickt daran. Seit der Ankündigung von Last Resort, das Gerät in der Schweiz einsetzen zu wollen, gibt es heftige Diskussionen in dem für seine liberalen Sterbehilfe-Vorschriften bekannten Alpenland.
Suizidhilfe unter Umständen in der Schweiz erlaubt
Erst am Montag hatte die Schweizer Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider bei einer Fragestunde im Parlament erklärt, dass die Suizid-Kapsel nicht rechtskonform sei. Dafür hatte sie zwei Gründe angeführt: Zum einen erfülle sie die Produktsicherheitsvorschriften nicht und dürfe daher nicht in Verkehr gebracht werden. Und zum anderen sei die Verwendung von Stickstoff in der Kapsel nicht kompatibel mit dem für ihn im Chemikaliengesetz festgeschriebenen Zweck.
Suizidhilfe selbst ist in der Schweiz erlaubt, wenn den Helfern keine selbstsüchtigen Motive vorgeworfen werden können. Es gibt mehrere Suizidhilfe-Organisationen in der Schweiz.