Der grausame Fall machte vor vier Jahren weltweit Schlagzeilen. Sarah Boone hatte ihren Freund Jorge Torres Jr. in einen Koffer gesperrt. Die Frau aus Florida nahm dann mit ihrem Handy auf, wie der 42-Jährige um sein Leben bettelte – ehe er qualvoll erstickte. Eine Jury in Orlando brauchte jetzt nur 90 Minuten, um die Angeklagte wegen Mordes schuldig zu sprechen. Der Richter könnte Boone dafür lebenslang hinter Gitter schicken.
Ihre eigenen Videoaufnahmen, die der Staatsanwalt den Geschworenen vorspielte, wurden Boone zum Verhängnis. Darauf ist anfangs nur ein mittelgroßer blauer Koffer zu sehen, der sich bewegt. Dann ist eine männliche Stimme zu hören. Es ist Torres, der seine Freundin im noch sehr ruhigen Tonfall beschwört, ihn rauszulassen: „Sarah, ich kriege keine Luft.“
Als Nächstes ist die Stimme von Sarah Boone von hinter der Kamera zu hören: „Das ist für alles, was du mir angetan hast.“ Um dann nach einem gehässigen Lachen hinzuzufügen: „Fuck you. Dumm!“ Torres versucht weiter, sie im beschwörenden Tonfall dazu zu bringen, den Reißverschluss zu öffnen: „Sarah, Sarah, ich kann nicht atmen! Babe!“ Diese antwortet voller Verachtung: „Es ist deine Schuld. So fühle ich mich, wenn du mich betrügst.“
„Sarah, bitte, ich flehe dich an!“
Zum Ende klingt Torres’ Stimme immer verzweifelter, er wird lauter: „Sarah, bitte, ich flehe dich an!“ Doch Boone antwortet nur mit einem „Pssst“ und verlässt dann für mehrere Stunden den Raum, während Torres erstickt. Erst am nächsten Morgen alarmierte Boone den Notruf – der Rettungsdienst konnte nur noch den Tod von Torres feststellen.

Sarah Boone wurde wegen Mordes angeklagt, doch die Gerichtsverhandlung wurde seit 2021 insgesamt 17-mal (!) verschoben. Der Grund: Acht Strafverteidiger hatten ihr Mandat niedergelegt, nachdem sie von Boone bei Anhörungen als „Idiot“ oder „intellektuell minderwertig“ beleidigt oder gefeuert wurden.
Mit einem Baseballschläger hinderte sie ihn daran, den Koffer zu öffnen
Als die Verhandlung Mitte Oktober endlich begann, bestand Boone darauf, selbst in den Zeugenstand zu treten. Die 35-Jährige behauptete, dass sie und ihr Lover in der Nacht des 23. Februar 2020 „im betrunkenen Zustand“ beschlossen hätten, Verstecken zu spielen. Laut ihrer Aussage hat sich Torres selbst in den Koffer gelegt und den Reißverschluss bis auf einen Spalt zugezogen. Die Staatsanwaltschaft konfrontierte sie im Kreuzverhör damit, dass Torres versucht hatte, den Reißverschluss später wieder zu öffnen – und dass die Angeklagte ihn gewaltsam daran gehindert hatte. Boone wurde mit Autopsiefotos konfrontiert, auf dem die blau geschwollene Hand des Opfers zu sehen ist.

Sie gestand, ihrem Freund mit einem Baseballschläger wiederholt auf die Hand geschlagen zu haben, damit dieser den Reissverschluss nicht öffnete. Ihre Begründung: „Er hat mir gedroht und mir Angst gemacht. Deshalb habe ich den Koffer auch umgedreht, damit er nicht mehr rauskommen konnte. Ich wollte ihn aber niemals umbringen.“ Das nahmen ihr die Geschworenen nicht ab. Boone nahm ihren Schuldspruch mit versteinerter Miene entgegen.
Das Strafmaß soll am 2. Dezember verkündet werden. Kurz vor Prozessbeginn hatte Boone das Angebot der Staatsanwaltschaft abgelehnt, sich wegen Totschlags für schuldig zu bekennen. Dafür hätte sie „nur“ 15 Jahre Gefängnis bekommen. Der Staatsanwalt Andrew Bain sagte nach der Urteilsverkündung zum TV-Sender Fox35, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde: „Es war ein schrecklicher Mord. Kein Mensch sollte jemals solch einen Kampf um sein Leben durchmachen und am Ende allein so qualvoll sterben müssen.“ ■