Es ist eine unfassbar entsetzliche Tat, die auch jetzt noch erschüttert. Ein Ehepaar tötet kaltblütig die junge Mutter eines Babys und auch dessen Oma, um das kleine Mädchen zu stehlen. Jetzt muss sich das Paar wegen Mordes vor Gericht verantworten. Zum Prozessauftakt in Mannheim haben die 45-jährige Frau und ihr 43 Jahre alter Mann gestanden.
Der Fall sorgte bundesweit für Entsetzen. Am 7. März entdeckte ein Passant die Leiche der 27-Jährigen Mutter des Babys am Rheinufer. Am 13. März nahm die Polizei das Ehepaar fest, bei dem die Ermittler das damals fünf Wochen alte Mädchen unversehrt fanden. Am 19. März fanden Polizeitaucher die Leiche der 51-jährigen Großmutter in einem See.
Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat gegen das Ehepaar Anklage wegen Mordes erhoben. Das Motiv für die Tat war laut Staatsanwaltschaft, dass das Paar aus Sandhausen bei Heidelberg seit Längerem den unerfüllten Wunsch nach einer gemeinsamen Tochter gehegt hätte. Das Ehepaar plante demnach seit März 2023, ein neugeborenes Mädchen zu entführen und als eigenes Kind auszugeben.
Das Paar suchte bei Geflüchteten gezielt nach einer werdenden Mutter
Die Ehefrau habe deswegen gezielt Kontakt zu ukrainischen Geflüchteten gesucht und sei einer Telegram-Gruppe zu deren Unterstützung beigetreten. Dadurch habe sie die 27-Jährige kennengelernt, die dort nach Hilfe beim Übersetzen für die bevorstehende Geburt ihrer Tochter gesucht habe. Die Mutter, die Großmutter und das Baby waren zum Tatzeitpunkt in einer Flüchtlingsunterkunft im Rhein-Neckar-Kreis untergebracht.

Parallel beantragte die Angeklagte beim Standesamt Sandhausen eine Geburtsurkunde für eine angeblich Anfang Februar zu Hause geborene Tochter – die sie auch erhielt. Dazu legte sie laut Anklage auch eine falsche Bescheinigung ihrer Frauenärztin vor.
Spätestens nach der Geburt des Babys im Februar soll das Ehepaar den Entschluss gefasst haben, Mutter und Großmutter zu töten, um das Baby als das eigene auszugeben. Dafür sollen sie den beiden Frauen bei einem Restaurantbesuch am 6. März zunächst heimlich sedierende Medikamente verabreicht haben.
Als sich die 51-Jährige daraufhin unwohl fühlte, brachte das Ehepaar nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft die 27-Jährige und das Baby zunächst nach Hause. Sie behaupteten, die Großmutter anschließend ins Krankenhaus bringen zu wollen. Stattdessen hätten sie sie zu einem Anglersee bei Bad Schönborn im Landkreis Karlsruhe gefahren. Der Mann habe der Frau mit einem unbekannten Gegenstand mehrfach auf den Kopf geschlagen und sie im See versenkt. Sie sei an den Kopfverletzungen gestorben.
Anschließend soll das Ehepaar die 27-Jährige und ihr Baby unter dem Vorwand, die Mutter habe einen Herzinfarkt erlitten und sei im Krankenhaus, abgeholt haben. Sie seien nach Hockenheim in die Nähe des Rheindamms gefahren. Dort habe ebenfalls der Mann die junge Frau erschlagen. Das Ehepaar zündete demnach die Leiche an und fuhr mit dem Säugling nach Hause.
Im Prozess äußert das kaltblütige Ehepaar Reue
Zum Prozessauftakt gestanden die beiden Angeklagten in von ihren Anwälten verlesenen Erklärungen die Taten. Darin äußerten beide Reue über das Geschehen. Der Angeklagte, ein gelernter Metzger und Koch, sagte laut der Erklärung: „Ich bereue alles, was ich getan habe.“ Er könne nicht verstehen, wie es so weit habe kommen können. „Ich erwarte meine gerechte Strafe.“ Die Frau, zuletzt tätig als Fußpflegerin und gelernte Bürokauffrau, sagte laut ihrer Anwältin: „Ich habe einen großen Fehler gemacht.“ Wenn sie könnte, würde sie die Zeit zurückdrehen. „Meine Kinder haben auch keine Mutter mehr.“ Das Paar hat laut Staatsanwaltschaft insgesamt vier Kinder darunter einen gemeinsamen Sohn.
Der Angeklagte sagte laut der Erklärung: „Wir wollten unbedingt eine gemeinsame Tochter haben, das war der sehnlichste Wunsch meiner Frau.“ Das Paar habe eine erfolglose Kinderwunschbehandlung hinter sich gehabt. Die Frau hatte nach eigenen Angaben mehrere Fehlgeburten erlitten. Laut Staatsanwaltschaft brachte die Frau zwei Söhne mit in die Ehe, der Mann eine Tochter. Das Paar hat einen gemeinsamen Sohn.
Der Mann hatte nach eigenen Angaben vor der Tat regelmäßig Kokain und Amphetamin konsumiert, auch am Tag der Tat selbst. Laut dem psychiatrischen Gutachter finanzierte der Angeklagte seinen umfassenden Konsum durch das Dealen mit Amphetaminen. Der Angeklagte höre nach eigener Aussage regelmäßig Stimmen und sehe auch Gesichter, sagte der Gutachter.
Das jetzt rund elf Monate alte Baby lebt mittlerweile mit seiner Tante, der 21-jährigen Schwester der getöteten Mutter, in der Ukraine. Das Mädchen soll zur Adoption freigegeben werden. Für den Prozess sind insgesamt neun Verhandlungstage angesetzt. Am 21. Februar könnte ein Urteil verkündet werden. ■