Tragödie am Strand

UPDATE! Dünen-Drama in Dänemark: Kinder nach Rettungs-Aktion gestorben

Am Wochenende wurden zwei Jungen (9, 12) unter einer Düne begraben. Nach der Rettung kamen sie ins Krankenhaus – und starben am Mittwoch.

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Am Strand von Dänemark brach eine Düne zusammen, verschüttete zwei kleine Jungen. Die Kinder konnten befreit werden, starben aber jetzt im Krankenhaus.
Am Strand von Dänemark brach eine Düne zusammen, verschüttete zwei kleine Jungen. Die Kinder konnten befreit werden, starben aber jetzt im Krankenhaus.Johnny Pedersen/Ritzau Scanpix/AFP

Es war ein schreckliches Drama, das sich am Sonntag am Strand von Dänemark ereignete: Während zwei Jungen an einer Düne im Sand buddelten, brach diese in sich zusammen, begrub die Kinder unter sich. 40 Minuten lang waren die beiden Kinder im Sand gefangen, konnten dann befreit werden, wurden in ein Krankenhaus gebracht. Zuerst klang es so, als würde die Geschichte ein gutes Ende finden – doch nun ist es furchtbare Gewissheit: Die beiden Jungen, die ursprünglich aus München stammen, sind tot. Das trifft auch die Retter hart: Dutzende Menschen gruben am Strand nach den verschütteten Kindern. Einer der Helfer berichtete jetzt in einem Interview von der schrecklichen Tragödie am dänischen Strand.

Dünen-Drama: Plötzlich hörte Surfer Henning Nockel eine Sirene – und rannte zum Strand

Surfer Henning Nockel war gerade im Meer vor der Region Nordjütland unterwegs, als er plötzlich eine Sirene hörte – und sah, wie ein Traktor über den Strand raste. Er eilte daraufhin an Land – und begann zu graben. Unter dem Sand: Zwei kleine Jungen, 9 und 12 Jahre alt, die zum Zeitpunkt des Unglücks an der Düne gebuddelt hatten, als das Sand-Ungetüm in sich zusammenbrach. Henning Nockel grub, gemeinsam mit 15 anderen Strandbesuchern, um das Leben der Kinder. „Am Anfang denkt man ein bisschen, während man gräbt. Aber dann gräbt man einfach weiter, weiter und weiter“, sagte er einem dänischen Fernsehsender.

Fast 40 Minuten habe es gedauert, bis die Kinder befreit waren – und die Zeit sei quälend langsam vergangen. Außerdem sei es sehr still gewesen, obwohl am Ende zeitweise 30 bis 40 Menschen vor Ort waren. Doch dann: der Durchbruch! „Plötzlich sehe ich etwas Buntes, was aussah wie ein Kleidungsstück, vermutlich eine Jacke. Und dann sehe ich eine Kinderhüfte, fasste den Körper an.“ Immer mehr Sand schob Nockel zur Seite. „Der Körper hat sich bewegt. Doch dann sagte ein Mann neben mir, dass hier noch jemand liegt, bat mich um Hilfe. Da war dann ein Fuß zu sehen.“

Henning Nockel ist Surfer - und war gerade bei Jütland unterwegs, als die beiden Jungen am Strand unter einer Düne begraben wurden.
Henning Nockel ist Surfer - und war gerade bei Jütland unterwegs, als die beiden Jungen am Strand unter einer Düne begraben wurden.Johnny Pedersen/Ritzau Scanpix/AFP

Zu dem Zeitpunkt seien die anderen Helfer bereits dabei gewesen, das erste der beiden Kinder zu befreien. Nockel kümmerte sich um das zweite. Der Junge sei ohnmächtig gewesen, berichtet er. „Es fühlte sich an wie ein paar Sekunden, aber es war bestimmt länger. Doch dann war das Kind befreit. Wir hielten es hoch, und sofort kam jemand vom Rettungsdienst, nahm das Kind in den Arm und brachte es weg.“ Er habe in dem Moment nichts gefühlt. „Ich bin kein Held. Ich wollte nur helfen. Ich habe nur das gemacht, was andere auch gemacht haben.“

Die beiden Jungen wurden nach der Aktion vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. Ihr Zustand sei weiter kritisch, hieß es zuletzt. Am Mittwoch nun die tragische Nachricht: Die beiden Jungen sind im KRankenhaus gestorben. Dass die Geschichte so tragisch enden würde, ahnten die Retter am Strand noch nicht. „Viele fingen an zu weinen. Überall Tränen“, sagte Nockel über die Phase nach der Befreiung der beiden Kinder aus der Düne. „Denn es hätte ja auch einem von uns oder unseren Kindern passieren können. Alle waren sehr gerührt.“ Die bisherigen Erkenntnisse der Polizei deuten darauf hin, dass die beiden Jungs beim Spielen am Strand ein Loch in die Dünen gegraben haben, was möglicherweise den Erdrutsch auslöste. Weil es in jüngster Zeit kräftig geregnet habe, könne es aber auch ein erhöhtes Risiko für Erdrutsche an den Küsten geben.

Im Südwesten Jütlands war am Wochenende ein weiterer Junge von einer Düne verschüttet, aber schnell befreit worden. Er hatte mehr Glück als die beiden anderen Jungen, denn er blieb unverletzt. In den vergangenen Tagen hatten heftige Regenfälle die Dünen instabil gemacht. Die Rettungsdienste der Region Nordjütland riefen Besucher der Dünengebiete zur Vorsicht auf. Diese sollten die markierten Wege nicht verlassen, Kinder nicht aus den Augen lassen, keine steilen Dünen erklimmen und keine Löcher in Dünen graben. ■