Was für eine Tragödie bei einer Gondelfahrt durch das malerische Venedig! Vor den Augen seiner drei kleinen Kinder starb ein 50-jähriger Uni-Professor aus Tübingen bei einem schrecklichen Unfall auf dem Canal Grande. Jetzt – zwölf Jahre – später soll die Familie eine Millionen-Entschädigung bekommen.
Italienische Medien berichten von insgesamt vier Millionen Euro, die der deutschen Familie jetzt als Entschädigung zugesprochen worden sein soll. In erster Instanz waren die Frau und die Kinder des Verstorbenen noch leer ausgegangen. Die Witwe bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass das vorige Urteil aufgehoben worden sei. Wie viel Entschädigung sie erhalten sollen, sagte sie nicht. Nur dass der genannte Betrag von vier Millionen Euro zu hoch sei. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Möglich, dass die Familie noch weiter kämpfen muss.
Bei der Rialto-Brücke rammte ein Wasser-Taxi die Gondel der Familie
Was genau war damals passiert auf dem Canal Grande? Joachim V., Professor für Jura an der Uni Tübingen und Richter, hatte mit seiner Frau, auch sie eine Richterin, und den drei Kindern im August 2013 in Venedig in Italien Urlaub gemacht. Die Kinder waren zu der Zeit zwischen vier und zehn Jahre alt. Es war ein Samstag, der 17. August 2013, als sie die Gondelfahrt unternahmen.

In der Nähe der Rialto Brücke kam es zu dem tödlichen Unglück. Die Gondel der Familie stieß mit einem der Vaporetto-Schiffe zusammen, die in Venedig als öffentliche Transportmittel in den Kanälen unterwegs sind. Das Vaporetto soll mit seinem Heck die Gondel gerammt und sie im Rückwärtsgang mitgeschleppt haben. Der Vater soll noch versucht haben, seine kleinste Tochter zu schützen, als beide ins Wasser stürzten.
Der 50-Jährige wurde zwischen Pier und Schiff so unglücklich eingequetscht, dass er an seinen Verletzungen starb. Das kleine Mädchen wurde ebenfalls verletzt, es soll laut italiensichen Medien Schnittverletzungen im Gesicht erlitten haben. Der Gondoliere gab damals an, die Kontrolle über das Boot verloren zu haben, weil er anderen Booten und Gondeln an der Brücke ausweichen wollte.
Venedigs Verkehrsbetriebe und Bootsfahrer verurteilt
Das Berufungsgericht verurteilte den Berichten zufolge nun die städtischen Verkehrsbetriebe, die für den Betrieb der Schiffe auf den Kanälen zuständig sind, zu 2,2 Millionen Euro Entschädigung. Die anderen 1,8 Millionen sollen zwei Bootsfahrer zahlen. In erster Instanz hatte ein Gericht 2018 die Entschädigungsforderung noch verworfen.
Dem Zivilprozess um die Entschädigung waren bereits Strafverfahren vorausgegangen. Im Juni 2015 wurden drei Vaporetto-Fahrer und der Fahrer eines Wassertaxis wegen grob fahrlässigen Verhaltens bereits zu Bewährungsstrafen verurteilt, weil sie sich gegenseitig behindert und damit den Unfall verursacht hätten. In einem späteren Verfahren wurde auch ein Gondoliere verurteilt.