Als Deutschland das erste Mal Fußballweltmeister wurde, begann auch diese Karriere: Peter Kraus stand in der 1954 erschienenen ersten Verfilmung von Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“ vor der Kamera. Während die Fußball-„Helden von Bern“ alle längst starben, geht der als Schauspieler und Sänger erfolgreiche Österreicher zu seinem am Montag anstehenden 85. Geburtstag auf Tournee. Es ist seine Abschiedstour, mal wieder.
Kraus versprüht einen jugendlichen Charme, dem viele jüngere Männer nicht standhalten. Für diese Ausstrahlung hat er ein einfaches Rezept. „Mein Tipp für Euch zum Glücklichsein: Lasst den alten Mann nicht rein“, sagte Kraus gerade im Bayerischen Rundfunk.
Kraus kam am 18. März 1939 in München als Peter Siegfried Krausnecker zur Welt. Sein Vater Fred Kraus war als Künstler ein Tausendsassa. Von dem Österreicher übernahm Kraus die Staatsbürgerschaft, die Mutter war Deutsche.

Den ersten Schritt ins Showgeschäft verdankte Kraus allerdings seinem Onkel, der ihm davon erzählte, dass Kinder für die Verfilmung von „Das fliegende Klassenzimmer“ gesucht wurden. Kraus bekam das Engagement, der 1954 veröffentlichte Film wurde ein Erfolg – und der Teenager bekannt.
„Deutschland hat einen deutschen Elvis“, schrieben die Zeitungen
Bald danach entdeckte ihn die Swinglegende Hugo Strasser bei einem Musikwettbewerb in München. Direkt nach diesem Konzert mit einigen Rock-’n’-Roll-Hits bekam der gerade 17-Jährige seinen Stempel. „Deutschland hat einen deutschen Elvis“, schrieben die Zeitungen. Der Produzent Gerhard Mendelson nahm Kraus umgehend unter Vertrag, schnell erschien seine erste Single – eine deutsche Version von Little Richards „Tutti Frutti“.
Im Grunde gehöre er zu den vier großen europäischen Elvis-Importeuren, sagte Kraus im Bayerischen Rundfunk. In Frankreich habe Johnny Hallyday sich vom „King“ inspirieren lassen, in Großbritannien Cliff Richard und in Italien Adriano Celentano. Kraus, der seit langer Zeit in der italienischen Schweiz im Tessin lebt, werde dort von den Leuten auch nur als „der deutsche Adriano Celentano“ bezeichnet.

Kraus veröffentlichte Coverversionen und einige selbstgeschriebene Lieder. „Wenn Teenager träumen“, „Hula Baby“, „Kitty Cat“, „Cowboy Billy“ und vor allem das bis heute bekannte „Sugar Baby“ verkauften sich millionenfach.
Und der die Hüften schwingende Kraus löste damals eine Hysterie aus, wie sie zu der Zeit nur vom echten Elvis Presley bekannt war. Parallel drehte er auch weiter Filme, etwa mit dem damaligen Mädchenstar Conny Froboess.
Im weiteren Verlauf seiner Karriere profitierte Kraus davon, dass sein Produzent Mendelson ein gutes Gefühl für den Zeitgeist hatte. Als der Rock-’n’-Roll-Boom und die große Kinozeit endeten, hatte der ihn schon längst im Fernsehen platziert. Er sei mit Mendelson damals nach Paris gefahren und habe aus dort erfolgreichen Shows Konzepte fürs deutsche Fernsehen gemacht.

„Hallo Peter“, „8 x 1 in Noten“ oder die Comedyshow „Bäng Bäng“ – auch in den 70er-Jahren und zu Beginn der 80er-Jahre blieb Kraus in der ersten Reihe der Unterhaltungsbranche. Danach wurde es zwar lange ruhiger um den Musiker. Der seit 55 Jahren mit seiner Lebensliebe Ingrid verheiratete Vater eines Sohns hatte zu dieser Zeit aber auch schon so ausgesorgt, dass er das Leben genießen kann.
Nach einer langen Phase ohne die großen Erfolge setzte vor 20 Jahren eine Retrowelle beim Rock ein. Sein Album „Rock ’n’ Roll Is Back“ wurde 2005 ein Erfolg, in der Folge war er wieder regelmäßig auf Tournee und im Fernsehen.
Insgesamt sechsmal war Kraus unter Verweis auf sein Alter in den vergangenen Jahren auf Abschiedstournee. Doch in diesem Jahr steht er nicht nur direkt an seinem 85. Geburtstag in München auf der Bühne. Im Herbst geht er auch wieder auf Tour. „Das ist jetzt bestimmt meine letzte Tournee“, sagte Kraus im Bayerischen Rundfunk – was stimmen kann, aber nicht stimmen muss. ■