Polizei sucht nach Motiv

Der Todesschütze von Prag – was wir über den Amok-Killer wissen

Polizei vermutet, dass der 24-Jährige David K. bereits zuvor schon drei Menschen tötete.

Teilen
David K. (24) mit seiner Waffe.
David K. (24) mit seiner Waffe.Kurznachrichtendienst X

Wer ist David K.? Wer ist der junge Mann, der am Donnerstagnachmittag im Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität das Feuer eröffnete und 14 junge Menschen in den Tod riss und mehr als 25 schwer verletzte? Sicher ist, dass K. bereits vor der Bluttat seinen Vater in dessen Haus in der Gemeinde Hostoun westlich von Prag ermordet haben soll. Und von dort aus sein mörderisches Vorhaben ankündigte. Doch was trieb ihn zu der Wahnsinnstat? Eine Spurensuche...

David K. kündigte die Tat im Internet an.
David K. kündigte die Tat im Internet an.Kurznachrichtendienst X/@peterinprg

Über ein mögliches Motiv herrscht bisher Unklarheit. Eine Hypothese der Ermittler lautet nach Aussage des Polizeipräsidenten Martin Vondrasek, dass der 24-Jährige auch für einen Doppelmord vor einer Woche verantwortlich gewesen sein könnte. Bereits am 15. Dezember soll David K. grundlos einen jungen Mann und dessen zwei Monate alte Tochter bei einem Spaziergang in einem Wald im Osten von Prag getötet haben. Der Fall hatte in Tschechien für Entsetzen gesorgt.

Das Haus im tschechischen Hostoun, in dem der 24-jährige David K. seinen Vater tötete.
Das Haus im tschechischen Hostoun, in dem der 24-jährige David K. seinen Vater tötete.CTK Photo/Imago

Einige Tage vor dieser Tat, am 9. Dezember, hatte K. einen offenbar zunächst geschlossenen Telegram-Kanal eröffnet: „Dies wird mein Tagebuch sein, wie ich eine Schulschießerei begehen werde“, schrieb der Student laut Bild darin auf Russisch. Nur einen Tag später erklärt er: „Ich habe mich von Alina inspirieren lassen ... sehr. Verdammte Scheiße, sie hat sicherlich nicht viel getötet, ich werde versuchen, das zu richten.“

Die von ihm beschriebene Alina ist Alina A., eine 14-Jährige, die am 7. Dezember in Brjansk (Russland) in einem Gymnasium um sich geschossen hatte. Die Achtklässlerin tötete zwei Mitschüler mit der Schrotflinte ihres Vaters und verletzte weitere. Nach der Tat brachte sie sich selbst um.

In seinem Manifest deutet K. auch an, sich das Leben nehmen zu wollen. „Ich will einen Amoklauf begehen und vielleicht Selbstmord. Alina hat mir soooo viel geholfen. Ich wollte immer töten, ich dachte, ich würde in Zukunft ein Wahnsinniger werden“, schreibt K. weiter.

David K. war von Hass und Selbstmordgedanken zerfressen. Die Tage bevor er zum Uni-Killer von Prag wurde, verlor er sich immer mehr in Suizidgedanken. Am Dienstag vergangene Woche schrieb er: „Scheiß Tag. Scheiß Leben.“ Am Mittwoch dann: „Ich trinke Tee und möchte mich erschießen“.

Von einem weiteren Amokläufer habe der 24-Jährige gelernt, dass es „profitabler“ sei, Massenmorde statt Serienmorde zu begehen, schreibt Bild. Als Namen nennt er dabei Ilnaz G. (19). Der ehemalige Schüler hatte am 11. Mai 2021 an einem Gymnasium in der russischen Großstadt Kazan ein Blutbad angerichtet. Dabei wurden neun Menschen, darunter sieben Kinder, ermordet und 23 verletzt. Eine weitere Parallele: Auch er hatte damals seine abscheuliche Tat im Internet angekündigt.

Im Fall David K. sei ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, um die Umstände aufzuklären, sagte gestern die zuständige Staatsanwältin Lenka Bradacova. Allerdings ist David K. tot. Er richtete sich nach seinem Blutbad selbst. ■