Er zeigt pro Tag 12 Autofahrer an!

Darf der das? „Anzeigenhauptmeister“ Niclas (18) schwärzt Falschparker an – überall in Deutschland

Für sein Hobby hassen ihn viele Autofahrer: „Anzeigenhauptmeister“ Niclas Matthei (18) zeigt Falschparker beim Ordnungsamt an.

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Jeder Autofahrer bekommt mal ein Knöllchen – „Anzeigenhauptmeister“ Niclas Matthei (18) ist in der ganzen Republik auf der Jagd nach Falschparkern.
Jeder Autofahrer bekommt mal ein Knöllchen – „Anzeigenhauptmeister“ Niclas Matthei (18) ist in der ganzen Republik auf der Jagd nach Falschparkern.imagebroker/imago

Es gibt schon Menschen mit seltsamen Hobbys – doch wer etwa schräge Dinge sammelt, tut damit niemandem weh. Anders dürfte es bei Niclas Matthei sein: Der gerade 18 Jahre junge Mann nennt sich selbst „Anzeigenhauptmeister“ – und zieht überall in Deutschland durch die Städte, um Falschparker beim Ordnungsamt anzuschwärzen. Seine Jahres-Statistik von 2023 präsentiert er stolz auf Facebook – und erntet dafür vor allem die Wut der Autofahrer.

„Anzeigenhauptmeister“ Niclas Matthei macht in ganz Deutschland Jagd auf Falschparker

Für einen TV-Beitrag wurde Niclas Matthei jetzt von den Reportern des „Frühstücksfernsehen“ von Sat.1 begleitet – in gelber Warn-Uniform und mit seinem Rad geht er in dem Film in Kassel auf die Suche nach Falschparkern. Spricht etwa einen Autofahrer an, der mit seinem Transporter in einer Zone steht, in der nur gehalten werden darf, nicht geparkt. „Wer länger als drei Minuten hält oder sein Fahrzeug verlässt, der parkt“, sagt er überzeugt. Niclas Matthei spricht den Fahrer des Wagens an, der im Auto sitzt, weist ihn auf sein Vergehen hin. Doch der ist nicht begeistert. „Das geht überhaupt nicht“, sagt der. „Ich sehe keinen Grund, warum er das machen sollte.“

Doch der 18-Jährige kennt keine Gnade – er will mit seinem Hobby dabei helfen, die Straßenverkehrsordnung durchzusetzen, sagt er. „Viele Leute denken, sie können Parken, wie sie wollen. Da helfe ich ein bisschen nach.“ Verstöße, die er feststellt, zeigt er beim Ordnungsamt an. Das diene dann, sagt er stolz, gleichzeitig der jeweiligen Gemeindekasse. Unter dem Titel „Anzeigenhauptmeister“ ist Niclas sogar auf Facebook vertreten, dokumentiert hier stolz seine Touren – etwa mit einer großen Jahresstatistik für das Jahr 2023.

Der selbsternannte „Anzeigenhauptmeister“ Niclas Matthei (18) schwärzt Falschparker an.
Der selbsternannte „Anzeigenhauptmeister“ Niclas Matthei (18) schwärzt Falschparker an.zVg

Wer sie sieht, dem bleibt die Spucke weg: „Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, schreibt er dort. „Die bundesweite Gesamtsumme an Buß- und Verwarngeldeinnahmen durch meine Anzeigen beträgt entsprechend des Bußgeldkataloges 140.995 Euro.“ Er habe im Jahr 2023 insgesamt 4247 Anzeigen erstattet. „Außerdem gab es durch meine Anzeigen 622 Punkte im Fahreignungsregister. Insgesamt habe ich in 84 Städten und Gemeinden Anzeigen erstattet.“

Am Rekord-Tag 2023 erstattete „Anzeigenhauptmeister“ Niclas Matthei 95 Anzeigen

Der Rekord-Tag des Jahres sei der 2. Oktober gewesen – an diesem Tag erstattete er insgesamt 95 Anzeigen. Statistisch gesehen kommt Niclas Matthei pro Tag des Jahres auf knapp 12 Anzeigen. Auch die einzelnen Städte dokumentiert er. So war der selbsternannte „Anzeigenhauptmeister“ auch in Berlin unterwegs. Bilanz hier: 42 Anzeigen erstattete Niclas Matthei, sie führten zu einem Bußgeld von 1230 Euro und die Autofahrer kassierten sechs Punkte in Flensburg. Am schlimmsten waren die Autofahrer in Gräfenhainichen dran: 905 Anzeigen erstattete er hier, das führte insgesamt zu Bußgeldern in Hohe von knapp 33.000 Euro, 127 Flensburg-Punkte wurden verteilt.

Im Netz sieht sich der 18-Jährige auch Drohungen ausgesetzt. „Hab dich Vogel gerade bei Sat.1 gesehen... plötzlich und unerwartet wirst du hoffentlich bald verschwinden“, droht ein Nutzer. Ein anderer: „Ich frage mich wirklich wie er es jeden Abend wieder nach Hause schafft. Aber ich denke irgendwann wird er an den richtigen geraten.“ „Traurig wenn man keine Freunde hat - hier hättest Du gaaaanz viele!“, schreibt ein Berliner in den Kommentaren.

Und eine Frau fragt: „Darf ich fragen was deine Beweggründe sind das zu machen ohne Entgeld? Ist das so befriedigend andere anzuschwärzen? Fühlt man sich dadurch besser? Vielleicht mach ich das auch jetzt als Hobby. Der Staat dankt dir auf jeden Fall.“ Er selbst bekomme dafür kein Geld, das sei nur ein Hobby, erklärt er im Sat.1-Beitrag beim „Frühstücksfernsehen“. Die Verstöße meldet er über ein Anzeigenportal für Falschparker im Netz.

„Anzeigenhauptmeister“ Niclas Matthei: Nur eine Stadt wäre ihm zu langweilig

Aber: Darf er das überhaupt? „Private Anzeigen sind nicht immer beliebt bei den Behörden“, sagt Rechtsanwalt Arndt Kempgens im Beitrag des Magazins. Es bedürfe einer ganz eigenen Wahrnehmung, um sich dazu berufen zu fühlen. „Aber wenn man sich dazu berufen fühlt, muss die Behörde auch ermitteln.“ Wenn er gerade nicht nach Falschparkern sucht, macht Niclas Matthei übrigens eine Ausbildung in der Medizin-Branche. Zum Beruf will er seinen Ordnungs-Drang aber nicht machen – denn es reiche ihm nicht, dann nur in einer Stadt nach Autofahrern zu suchen, die verkehrt parken, das sei ihm zu langweilig. ■