Mehr als 40 Jahre lang galt Miguel Morales Molina aus der Ortschaft Durcal im spanischen Andalusien als vermisst. Im Jahr 2016 wurde er auf Antrag seiner Familie im Zuge einer Nachlassregelung von einem Richter offiziell für tot erklärt. Doch wie sich nun herausstellte, war diese Entscheidung verfrüht.
Der Vater zweier Töchter lebte noch bis vor wenigen Monaten. Nun wurde er als eines der über 230 Todesopfer des verheerenden Unwetters identifiziert, das im vergangenen Herbst die Region Valencia heimsuchte. Seine Leiche wurde im November, kurz nach den historischen Flutwellen vom 29. Oktober 2024, in einem überschwemmten Orangenhain nahe der Metropole Valencia gefunden – fast 500 Kilometer nordöstlich seines Heimatortes.
Die Identität des Opfers - des Mannes, „der zwei Mal starb“, wie die spanische Zeitung „El País“ titelte - sei anhand von Fingerabdrücken zweifelsfrei bestätigt worden, hieß es unter Berufung auf die Behörden.
El secreto de Miguel, el hombre que murió por una herencia en 1994, después por la dana y no quiso dejar la chabola: "Era un maltratador" https://t.co/b3DLqO8oGu
— Andros Lozano (@andros_lozano) March 9, 2025
Vermisster lebte jahrelang als Obdachloser
Als Miguel im August 1984 im Alter von 34 Jahren spurlos in Dúrcal, einer Stadt in der Provinz Granada, verschwand, waren seine beiden Töchter, Jessica und Sara, gerade einmal fünf und zwei Jahre alt. Bekannte berichten, dass er anschließend jahrelang als Obdachloser unter einer Brücke in Valencia lebte. Da er keine Ausweispapiere besaß, offenbar nie ärztliche Hilfe in Anspruch nahm und auch kein Geld von einer Bank abhob, blieb er unbemerkt.
Der Anruf der Polizei mit der Nachricht, ihr wie vom Erdboden verschluckter Mann sei erst jüngst gestorben, ließ Maria Montserrat weitgehend kalt, sagte seine ehemalige Partnerin und pensionierte Reinigungskraft zu „El Mundo“. Miguel habe Drogen konsumiert und sie mehrfach misshandelt. „Er hat mich ein ums andere Mal verprügelt. Sogar seine Eltern sagten zu mir: Trenne dich oder er bringt dich um.“
Montserrat hat lange durchgehalten, doch kurz vor seinem Verschwinden reichte sie die Scheidung ein – nachdem er sie mit einem Messer angegriffen hatte, während sie eines der beiden Kinder in den Armen hielt. „Irgendwie haben wir die ganze Zeit über gedacht, dass er noch lebt“, erzählte Tochter Sara in einem Interview mit „El País“. „Aber ich habe nie den Wunsch verspürt, ihn zu suchen.“ ■