„Tagesthemen“-Moderatorin Caren Miosga (54) würde das Nachrichten-Studio gerne von Hamburg nach Berlin beamen. Auf die Frage, was sie sofort an der ARD-Sendung ändern würde, wenn sie einen Wunsch frei hätte, sagte sie im dpa-Interview: „Ich würde uns gerne nach Berlin beamen, damit wir mehr Politikerinnen und Politiker im Studio hätten.“
Letzte Moderation der „Tagesthemen“ für Miosga
Die Moderatorin, die am heutigen Donnerstag nach 16 Jahren ihre letzten „Tagesthemen“ im Ersten moderiert, ergänzte: „Aus unserem Studio in Hamburg heraus sind wir mit den Interviewpartnern meist über eine Leitung und folglich über eine größere Distanz verbunden. Wenn Sie Menschen in die Augen sehen können, entstehen auch andere Gespräche.“ Die 54-Jährige wird im nächsten Jahr im Ersten die Nachfolgerin von Sonntags-Polittalkerin Anne Will. Miosga sagte, am meisten freue sie sich auf dies: „Die Leute sitzen leibhaftig vor mir und ich habe auch mehr Zeit nachzufragen.“
In dem Interview erinnert sich Miosga auch an einen der lustigsten Studio-Momente in ihrer 16-jährigen Zeit als Moderatorin bei den „Tagesthemen“: „Es gab wenig Situationen im Studio, in denen ich mich vor Lachen kaum noch halten konnte. Diese gehörte dazu.“

Anfang 2022 verwechselte der damalige scheidende Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, Miosga mit ZDF-Moderatorin Marietta Slomka vom „heute journal“ und sprach sie zugeschaltet in den „Tagesthemen“ so an: „Guten Abend Frau Slomka.“ Miosga erwiderte: „Miosga heiße ich. Hallo, Herr Ischinger, macht nichts.“ In der Folge kam es noch zweimal zu der Namensverwechslung. Miosga erinnert sich: „Der arme Herr Ischinger hat sich wirklich bis zum Schluss des Interviews im ZDF gewähnt.“
Sie war so lange „Tagesthemen“-Moderatorin, wie niemand anderes zuvor
Caren Miosga hört bei den „Tagesthemen“, die auf dem NDR-Gelände in Hamburg für die ARD produziert werden, auf. Am Donnerstag präsentiert sie die Sendung zum letzten Mal. Sie war so lange Moderatorin wie niemand anderes vor ihr, überholte sogar Ulrich Wickert. 16 Jahre prägte sie eine der wichtigsten ARD-Sendungen, die täglich Millionen Zuschauer sehen. Miosga wechselte sich mit Ingo Zamperoni und Aline Abboud ab. Wird sie auf der Straße angesprochen? „Das kommt gelegentlich vor. Aber die meisten Leute sind freundlich. Hässliche Kommentare erhalte ich glücklicherweise nur online...“, sagt Miosga im dpa-Gespräch.
Die TV-Journalistin steht für eine neue Generation von „Tagesthemen“-Moderatoren. In den vergangenen Jahren konnte man sehen, dass die Sendung immer wieder punktuell Unerwartetes einfließen ließ. Sonst folgen die Nachrichtensendungen „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ - das ist so gewollt - einem klaren, wiederkehrenden und formalen Ablauf.
Auf dem Tisch stehen - die Perspektive wechseln
2014 stand Miosga mal auf dem Moderationstisch vor laufender Kamera. Sie würdigte auf ungewöhnliche Weise den gestorbenen Hollywood-Schauspieler Robin Williams. Das war eine Anspielung auf seiner bekanntesten Rollen: In „Der Club der toten Dichter“ von 1989 hatte er als Lehrer seine Schüler zu freiem Denken anregen wollen. In einer Szene stand er auf einem Tisch. Miosga sagt über die damalige Tischszene: „Das war eine ernst gemeinte Geste, da auch wir Fernsehmenschen gut daran tun, manchmal die Perspektive zu wechseln.“
Unlängst sagte der Zweite Chefredakteur von ARD-aktuell („Tagesschau“, „Tagesthemen“), Helge Fuhst: „Caren Miosga weiß mit ihren Worten und Blicken die Aufmerksamkeit auf das Wichtige zu lenken. Das waren immer wieder auch überraschende Themen und Perspektiven - oder Orte, wie die von Caren Miosga moderierten „Tagesthemen“ aus der Ukraine oder Türkei.“ Für die Live-Berichterstattung der ARD-Nachrichtensendung aus der ukrainischen Hauptstadt im Sommer 2022 gewannen die „Tagesthemen“ vor Tagen den Deutschen Fernsehpreis. Miosga sagte: „Persönlich zu erleben, wie die Ukrainerinnen und Ukrainer diesem Terror tagtäglich standhalten, zählt für mich zu den eindrücklichsten Erfahrungen.“
Miosga hat ihr eigenes Profil entwickelt
Die im niedersächsischen Peine geborene Journalistin zeigt sich abseits der Nachrichtensendung auf Social Media nahbar - auf Instagram zeigt sie einiges aus ihrem Leben und Berufsalltag. Wenn sie in der Maske sitzt. Von Reisen. Oder wenn sie mit der früheren „Tagesschau“-Sprecherin Linda Zervakis unterwegs ist.
Nun wird sie Nachfolgerin von Anne Will
Miosga geht nun den nächsten Karriereschritt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sie wird Nachfolgerin von Polit-Talkerin Anne Will. Der Sonntagabend-Sendeplatz nach dem TV-Quoten-Renner „Tatort“ im Ersten ist einer der begehrtesten im Fernsehen. Miosga folgte Will schon mal - als „Tagesthemen“-Moderatorin, nun das zweite Mal. Vor Monaten wurde der Arbeitstitel der Sendung bekannt: „Miosga“.
Die 54-Jährige startet in einer Zeit, in der Kritik an deutschen TV-Polit-Talks wieder stärker aufkommt. Immer dieselben Gäste, man steckt zu sehr in der eigenen Medien-Polit-Blase, die Sendungen ähneln sich zu stark - das wird gerade wieder diskutiert. ARD-Programmdirektorin Christine Strobl treibt derzeit eine Überarbeitung des Talk-Konzepts in der ARD voran. Der gesamte Plan und alle Details sind noch nicht bekannt. Miosga wird sicher auch daran gemessen werden, ob sie das eigene Profil inmitten der Talk-Runden weiterentwickeln kann.