Feuer in Kalifornien

Brände in Los Angeles weiten sich wieder aus – Zahl der Todesopfer steigt

Feuerwände und kein Ende. Die Menschen in Los Angeles kämpfen weiter verzweifelt gegen das Flammeninferno in ihrer Stadt.

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Flammenwand im Stadtteil Pacific Palisades.
Flammenwand im Stadtteil Pacific Palisades.Daniel A. Anderson/imago

Die Feuersbrunst in Kalifornien nimmt kein Ende. Die Brände rund um Los Angeles haben sich in Teilen der Metropolregion erneut ausgeweitet. Die Flammen breiteten sich am Sonnabend vom Stadtteil Pacific Palisades weiter nach Osten und Norden aus, unter anderem in Richtung des dicht besiedelten Tals San Fernando Valley. Die Katastrophe forderte bisher mindestens 16 Menschenleben. Fünf Leichen wurden in und um den Stadtteil Pacific Palisades gefunden, elf in und um die Vorstadt Pasadena.

Los Angeles: Feuerwehr ohne Chance

In den Abendstunden nahm der Wind nach einem kurzzeitigen Abflauen wieder an Stärke zu, die Feuerwehr konnte angesichts der trockenen Vegetation mit ihrem Einsatz die erneute Ausweitung nicht verhindern. Zum Einsatz der Löschflugzeuge sagte Anwohnerin Sarah Cohen aus dem Viertel Tarzana: „Jedes Mal, wenn sie Wasser herabschütten, wird es besser. Aber dann verschlimmert sich die Lage weder.“ Betroffen von der Ausweitung der Brände war auch das Gebiet, in dem das berühmte Kunstmuseum Getty Center liegt.

Auf Bildern aus dem Gebiet des Mandeville Canyon nordöstlich von Pacific Palisades war eine Flammenwand zu sehen, die einen Hügel emporwanderte und mehrere Häuser bedrohte. Nachdem der Wind sich in den vergangenen Tagen abgeschwächt hatte, warnte der Nationale Wetterdienst nun vor Wetterbedingungen bis mindestens Anfang kommender Woche, die weitere Brände begünstigen oder zur Ausdehnung bestehender Feuer führen könnten.

Etwa 12.000 Gebäude wurden bisher ein Raub der Flammen. Nach Angaben von Cal-Fire-Vertreter Todd Hopkins zählten dazu jedoch nicht nur Wohnhäuser, sondern auch Anbauten, Wohnmobile, Fahrzeuge und Schuppen.

Allein im besonders stark betroffenen Stadtviertel Pacific Palisades wurden demnach mehr als 9500 Hektar Fläche zerstört. „Es ist einfach niederschmetternd“, sagte Bewohnerin Dara Danton der Nachrichtenagentur AFP. „All unsere Freunde, unsere besten Freunde, haben ihr Haus verloren und wir auch.“ Bei dem Feuer im Gebiet des Vororts Altadena wurden weitere 5650 Hektar zerstört.

Thomas-Mann-Haus weiter gefährdet

Die in Pacific Palisades stehende Villa Aurora, in welcher der deutsche Schriftsteller Lion Feuchtwanger im Exil lebte, schien aber nach wie vor den Flammen standzuhalten. Zum aktuellen Zeitpunkt habe die Villa Aurora durch die Brände „keinen Schaden genommen“, teilte der Verein Villa Aurora und Thomas Mann House am Samstag auf seiner Website mit. Eine detaillierte Schadensbewertung mit Blick auf die Inneneinrichtung und die Folgen der Rauchentwicklung stehe aber noch aus.

Auch das Thomas-Mann-Haus, wo der deutsche Schriftsteller Thomas Mann von 1942 bis 1952 lebte, überstand demnach die Brände bisher unbeschadet. Beide Einrichtungen lägen aber weiterhin in der Gefahrenzone, hieß es.

Hohe Luftverschmutzung als Folge der Brände

Die Brände verschlechtern im Raum Los Angeles auch zusehends die Luftqualität. Die Gesundheitsbehörde des Verwaltungsbezirks Los Angeles sprach am Samstag (Ortszeit) an alle Einwohner die Empfehlung aus, ihre Wohnungen möglichst wenig zu verlassen. Wer im Freien arbeiten müsse, solle N95-Atemschutzmasken verwenden - was in Europa dem Standard FFP2 entspricht. Wegen der erhöhten Luftverschmutzung infolge der Brände hatte der Verwaltungsbezirk bereits am Freitag den öffentlichen Gesundheitsnotstand ausgerufen.

Unterdessen wird weiter über die Verantwortung für das Ausmaß der Brände diskutiert. „Unsere Stadt hat uns total im Stich gelassen“, sagte Nicole Perri aus Pacific Palisades AFP. Die unter Beschuss stehende Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, versicherte am Samstag, dass alle Behörden bei der Brandbekämpfung am gleichen Strang zögen. Zuvor hatte die Feuerwehrchefin von LA eine unzureichende Finanzierung der Feuerwehr kritisiert.

Zur Vermeidung von Plünderungen galt in Pacific Palisades und Altadena weiter eine nächtliche Ausgangssperre. Die Generalstaatsanwaltschaft von Kalifornien warnte derweil angesichts massiv angestiegener Preise für Hotelzimmer und andere Unterkünfte in der Region, die als Ersatzunterkünfte gebraucht werden, Preistreiberei könne mit bis zu einem Jahr Gefängnis und 10.000 Dollar Strafe geahndet werden.