Täter festgenommen

Hinrichtung am Frankfurter Hauptbahnhof: Mann (27) auf Gleis 9 erschossen

Der Täter wollte zunächst fliehen, konnte aber schnell festgenommen werden. Was wir bisher wissen ... und was nicht.

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Die Polizei hat einen Einsatzbereich abgesperrt. Am Frankfurter Hauptbahnhof hat ein Mann einen anderen Mann erschossen.
Die Polizei hat einen Einsatzbereich abgesperrt. Am Frankfurter Hauptbahnhof hat ein Mann einen anderen Mann erschossen.Andreas Arnold/dpa

Dienstagabend, kurz nach 21 Uhr: Im belebten Frankfurter Hauptbahnhof fallen plötzlich mehrere Schüsse. Panik bricht aus, als ein Mann direkt am Gleis 9 niedergestreckt wird. Eine skrupellose Hinrichtung mitten im Zentrum der Metropole. Und der Täter? Er versucht, in der Menschenmenge unterzutauchen und zu fliehen. Doch weit kommt er nicht!

Dank dem schnellen Eingreifen der Bundespolizei ist die Flucht des Verdächtigen nach wenigen Metern beendet. An Gleis 7 soll der Zugriff erfolgt sein. Festnahme! Doch wer ist der Mann, der kaltblütig abdrückt? Und warum musste ein Leben auf so brutale Weise enden? Ein Augenzeuge sagte einem dpa-Reporter, die Tat habe sich am Gleis 9 abgespielt, es seien mehrere Schüsse gefallen. Der Täter soll von hinten auf sein Opfer zugegangen sein, direkt mit einer Pistole geschossen haben. Auch, als das Opfer bereits am Boden lag. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft am Mittag.

Frankfurter Hauptbahn komplett gesperrt

Der Hauptbahnhof, ein Knotenpunkt für tausende Bahnreisende, wurde nach dem Schuss für Passagiere und Züge zunächst komplett gesperrt. Für 25 Minuten stand das Herz Frankfurts still. Der Regional- und Fernverkehr war betroffen, ebenso die S-Bahnen, Straßenbahnen sowie Busse. Dann wurden die meisten Bahngleise wieder freigegeben.

Doch die Arbeiten der Ermittler gingen auch in der Nacht weiter. Die Spurensicherung und Mordkommission arbeiteten am Tatort, suchten nach Antworten, nach einem Motiv. Erst um 4.30 Uhr wurde auch der Bereich um den Tatort wieder freigegeben.

Die Spurensicherung ist am Frankfurter Hauptbahnhof im Einsatz. Dort hat ein Mann einen anderen Mann erschossen.
Die Spurensicherung ist am Frankfurter Hauptbahnhof im Einsatz. Dort hat ein Mann einen anderen Mann erschossen.Andreas Arnold/dpa

„Täter und Opfer sind identifiziert. Weitere Einzelheiten werden wir im Laufe des Tages bekannt geben können“, erklärt Polizeisprecher Björn Thies am Morgen in „Bild“. Der Täter soll demnach 54 Jahre alt sein, sein Opfer gerade einmal halb so alt, 27 Jahre. Beide seien türkischer Herkunft. 

Aber was hat diesen Albtraum am Frankfurter Hauptbahnhof ausgelöst? War es ein Racheakt, ein eskalierter Streit oder gar ein Auftragsmord? Die Hintergründe der Tat waren zunächst völlig unklar. Auch zur Identität der beiden Männer gab die Polizei zunächst keine genauere Auskunft. Der festgenommene Täter soll am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden.

Unterdessen herrscht am Tag nach der Tat am Hauptbahnhof wieder alltägliches Treiben. „Dass so etwas mitten im Bahnhof passiert, ist schon erschreckend“, sagt eine Studentin aus Frankfurt, die auf dem Weg nach München ist. Zumal ja auch das Bahnhofviertel berüchtigt sei. „Der Bahnhof ist schlimmer geworden“, sagt ein Mann, der nach eigenen Angaben seit über 20 Jahren an einem Bäckerei-Stand in der Nähe von Gleis 9 arbeitet. Etwas gelassener sieht es eine Frau aus Gießen. Man dürfe sich nicht verrückt machen, „sonst hat man am Ende überall Angst“, sagt sie. Man könne auch auf der Straße angegriffen werden. Und: „Ich denke, man erschießt ja nicht jemanden ohne Grund. Ich nehme mal an, die beiden werden sich gekannt haben.“

Seit Juni gilt nächtliches Waffenverbot am Frankfurter Hauptbahnhof

Erst im Juni war im Hauptbahnhof ein nächtliches Waffenverbot eingeführt worden. Seitdem dürfen zwischen 20 und 5 Uhr im Bahnhofsgebäude keine Waffen nach dem Waffengesetz sowie Messer mit feststehender oder feststellbarer Klinge mit einer Länge von mehr als vier Zentimetern mitgeführt werden. Zuvor war bereits im Bahnhofsviertel, das auch wegen seiner offenen Drogenszene als ein Kriminalitätsschwerpunkt der Stadt gilt, ein Waffenverbot eingeführt worden.

Nach Angaben der Bundespolizei hatten sich seit den Corona-Jahren die Zahl der Gewaltdelikte mit Waffengebrauch im Hauptbahnhof mehr als verdoppelt: von 80 im Jahr 2019 auf 176 im Jahr 2022.