KURIER-Interview

Billy Bob Thornton: Ich war nicht immer der Fiesling

Der KURIER traf den Hollywood-Star und sprach mit ihm über seine Rolle in der neuen Serie „Landsman“, sein Image als Bad Boy und seine zweite Berufung als Musiker.

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US-Schauspieler Billy Bob Thornton bei der Premiere der neuen Paramount-Serie „Landman“ in London am vergangenen Freitag.
US-Schauspieler Billy Bob Thornton bei der Premiere der neuen Paramount-Serie „Landman“ in London am vergangenen Freitag.Capital Pictures / Imago

Er hatte sich in den letzten Jahren auf der Leinwand etwas rarer gemacht und sich auf seine zweite große Leidenschaft nach der Schauspielerei konzentriert: Die Musik. Anstatt vor der Kamera zu stehen, tourte Billy Bob Thornton mit seiner Band durch Amerika. Bis er das Angebot bekam, in der neuen Serie „Landman“ (läuft ab dem 18. November auf Paramount+) die Hauptrolle zu übernehmen. Der 69-jährige Oscargewinner spielt Tommy Norris, die rechte Hand des texanischen Öl-Barons Monty Miller. Der KURIER traf den US-Star zum Interview.

KURIER: Sie sind in „Landman“ eine Art Krisenmanager für ihren Boss.

Billy Bob Thornton: Richtig, ich muss für ihn die Probleme auf den Ölfeldern lösen.

Was hat sich dazu bewogen, ausgerechnet in dieser Serie eine Hauptrolle zu übernehmen?

Ich habe zugesagt, weil ich überzeugt war, dass ich der beste Mann für diese Rolle bin. Ich mag besonders, dass Tommy Norris ein sehr komplexer Mann mit einer sehr bewegten Vergangenheit ist. Anstatt auf den Ölfeldern malochen zu müssen, hätte er auch wie sein Boss in einer Mega-Villa leben können – wenn sein Leben etwas anders gelaufen wäre.

Das klingt spannend!

Eben. Das Öl-Business ist wie Glücksspiel und du kannst mit einer falschen Entscheidung all dein Geld verlieren. Weshalb Tommy anstatt Millionen auf dem Konto jetzt 500.000 Dollar Schulden hat und für einen Mann arbeiten muss, mit dem er früher auf einer Stufe stand!

Wie groß ist die Umstellung, als Musiker wieder vor die Kamera zu treten?

Ich habe die letzten Jahre meine Musiker-Rhythmus  gelebt, lange Nächte, später Morgen. Wenn du drehst, musst du aber spätestens um 4 Uhr morgens aufstehen und abends früh ins Bett. Das war anfangs nicht leicht.

Trotz bekannter Co-Stars wie Jon Hamm und Demi Moore dreht sich die Serie um Sie. Wie gehen Sie mit dem Druck um, dass es am Ende wohl allein von Ihnen abhängt, ob „Landman“ erfolgreich ist?

Ich würde sagen, dass es seit den 90er Jahren kaum ein Projekt gab, bei dem ich nicht die tragende Rolle gespielt habe. Deshalb suche ich mir auch nur Rollen aus, die zu mir passen. Denn wenn ich  möglichst ich selbst und authentisch sein kann, sind die Erfolgschancen höher.

Dann stellt sich die Frage, warum Sie so oft den Bösewicht spielen. Liegt der Fiesling Ihnen im Blut?

Die allgemeine Annahme, dass ich in meiner Karriere meistens nur Bösewichte gespielt habe, ist ein Irrtum! Das kommt daher, dass meine „Bad Boy“-Rollen einfach besonders ikonisch sind und sich jeder daran erinnert. Wonach ich suche und was ich am meisten gespielt habe, sind Filmfiguren, die außerhalb der Normen leben oder agieren. Dazu passt auch Tommy.

Billy Bob Thornton in The Landman
Billy Bob Thornton in The LandmanEmerson Miller/Paramount+

Wie haben Sie sich auf die „Landman“-Rolle vorbereitet?

Ich habe Ölfelder in Texas besucht, um das Gefühl für das knallharte Leben der Arbeiter dort zu bekommen.

Wie körperlich anstrengend waren die Dreharbeiten für Sie?

Allein vom Wetter her waren sie extrem für uns alle. Wir haben im kochend heißen Texas gedreht, umgeben von Feuern auf den Ölfeldern. Höllisch! Es gab Momente, wo ich zu mir gesagt habe: „Du bist in den 60ern, wieso tust du dir das an?“ Aber ich bin dann doch da durch.

Sie sind in Texas aufgewachsen. Wie authentisch werden die Leute in der Serie dargestellt?

Es stört mich, dass es allgemeine Vorurteile gegen den Typ von Mann dort gibt. Texaner sind nicht nur alles grobe, ungebildete Kerle mit Cowboy-Hut, die dich anschauen, als würden sie dich gleich umbringen wollen.

Doch genau von diesem Typ Mann gibt es in der Serie sehr viele!

Diese Leute malochen im härtesten Job der Welt, sie müssen harte Kerle sein! Wir beleuchten aber auch die Hintergründe. Denn oft sind es die Unsicherheiten und Ängste dieser Leute, die sie hinter ihrem taffen Äußeren und der aufbrausenden Art verbergen!

Sie haben es in der Serie als Vater einer bildhübschen Teenie-Tochter nicht leicht und haben einen ausgeprägten Beschützerdrang. Sie sind selbst Vater, kennen Sie das auch.

Oh ja! Meine jüngste Tochter Bella ist das Zentrum meines Universums. Und sie hat mir alles mitgegeben, was ich brauchte, um in der Serie einen Papa mit einem extrem starken Beschützerdrang zu spielen (lacht).

In „Landman“ geht es um Reichtum. Was bedeutet Ihnen Geld?

Es ist mir wichtig, genug Geld zu haben, damit ich meine Familie versorgen kann. Und in dieser Hinsicht bin ich sehr gut gestellt. Doch ich bin nicht einer dieser Schauspieler, der ein gigantisches Vermögen auf der hohen Kante hat. Ich weiß, wer mich googelt, bekommt eine andere Auskunft – doch das ist völliger Unsinn!

Sie sind also kein Milliardär?

Sehr witzig! Ich würde das gar nicht wollen! Was soll ich mit dem ganzen Geld? Ich würde allen Familienmitgliedern und Freunden ein Haus kaufen und Geld für die Uni meiner Tochter zurücklegen. Doch danach wüsste ich nicht mehr, für was ich Geld ausgeben sollte. Ich selbst habe ein Haus und ein Auto. Das ist alles, was ich brauche! ■