Walter Lehnertz

„Bares für Rares“-Star Waldi privat: „An meinen Haken beißt nix Kleines!“

Beim Angeln wird der redselige Waldi ganz still. Warum er am liebsten nachts angelt und wie der „Bares für Rares“-Trödler zum Krimi-Autor wurde.

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Angeln ist das Hobby von Walter "Waldi" Lehnertz. Hier wirft der „Bares für Rares“-Star  die Angelan einem See in Pulheim aus.
Angeln ist das Hobby von Walter "Waldi" Lehnertz. Hier wirft der „Bares für Rares“-Star die Angelan einem See in Pulheim aus.Oliver Berg/dpa

Eigentlich ist Walter Lehnertz gelernter Pferdewirt. Mit Antiquitäten beschäftigt er sich erst seit 1998. Bei „Bares für Rares“ stieg er fünf Jahre später ein – und wurde zum Star für die riesige Fan-Gemeinde der Kult-Trödel-Show von Horst Lichter. Lehnertz ist rege, einer, der einfach macht. Bevor nun sein neues Buch erscheint, geht der Mann aus der Eifel aber erst einmal angeln. Dabei erlebt man einen anderen „Waldi“.

Es rumpelt, es scheppert: Walter Lehnertz ist im Anmarsch. Mit einem bunt beklebten Transporter kommt der Mann, den Fernsehen-Deutschland nur als „Waldi“ kennt, auf einem staubigen Parkplatz nahe Köln zum Stehen. Als er aussteigt, ist er direkt auf Sendung, auch ohne Kameras. Wer wie Waldi lebt, braucht keine Regie.

Er reißt die Ladetür des Transporters auf und sagt: „Das da ist meine Fangliste.“ Drinnen: eine recht kryptische Matrix aus Strichen, Zahlen und Buchstaben. Angler-Hieroglyphen, die wohl nur er selbst entschlüsseln kann. Was man aber gut erkennt: Wörter wie „Stör“ und „Wels“ – und „XXL“. Das ist Waldis Kategorie. „An meinen Haken beißt nix Kleines“, betont er. „Ich bin Vollblutangler.“

Walter„ Waldi“ Lehnertz (li.) gehört zu den Stars in der Trödelshow „Bares für Rares“ von Moderator Horst Lichter (vorne).
Walter„ Waldi“ Lehnertz (li.) gehört zu den Stars in der Trödelshow „Bares für Rares“ von Moderator Horst Lichter (vorne).ZDF

Lehnertz hat eine der ungewöhnlichsten Medien-Karrieren der vergangenen Jahre hingelegt. Eigentlich arbeitet der gelernte Pferdewirt als Antiquitätenhändler in der Eifel. Durch die populäre ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ wurde er aber das, was man landläufig eine „Kultfigur“ nennt.

In der Sendung sitzt Lehnertz neben anderen Händlern und gibt Gebote für Fundstücke ab. Oft steigt er mit 80 Euro ein. Dieser Kniff hat ihn noch kultiger werden lassen. Hinzu kommt ein amüsanter Dialekt („Achtzisch Euro“), der klingt, als wäre er Sprache gewordene Akkordeon-Musik. Darin serviert Waldi einen lockeren Spruch nach dem anderen. Seine Fans lieben das.

Zuletzt ist das Waldi-Imperium immer weiter gewachsen. Er malt, er hat einen Podcast („80€ der Waldi Talk“). Im vergangenen Jahr brachte er zudem mit Co-Autorin Miriam Rademacher den Krimi „Mord im Antiquitätenladen“ heraus. Das war derartig erfolgreich, dass am Dienstag (15. April) der nächste folgt: „Mord am Schätztag“.

Der redefreudige Waldi hat ein stummes Hobby: Angeln

Man kann sagen: Das Leben von Waldi hat einige Haken geschlagen. Heute will er aber selbst den Haken auswerfen. Denn auch das gehört zu seinem Leben: Der zur Plauderei neigende Trödel-Fachmann hat ein Hobby, das im starken Kontrast zu seinem Rededrang steht: das Angeln. Schon seit seiner Kindheit.

Daher auch die Fangliste in seinem Transporter. Auf der einen Seite sind seine Erfolge verzeichnet, auf der anderen die seiner „Holden“, wie Lehnertz seine Partnerin nennt. In einer anderen Ecke des Fahrzeugs lugen Angelruten hinter einem Möbel hervor. Er hat immer alles dabei – für den Fall, dass irgendwo ein Gewässer auftaucht. Auf dem Smartphone zeigt er Fotos.

Beim Angeln kommt Waldi Lehnertz runter, Entspannung pur.
Beim Angeln kommt Waldi Lehnertz runter, Entspannung pur.Oliver Berg/dpa

„Hier war ich in Norwegen, Heilbutte angeln“, sagt er. „Da musst du aber schmerzfrei sein. Weil da Wellengang von 2,50 Metern ist.“ Ein anderes Foto zeigt einen Speerfisch. „Ein Mordsding!“, ruft er, halb stolz, halb fassungslos, ganz Waldi. Für den See bei Köln wählt er aber lieber eine Rute seiner „Holden“. Die sei gut, um „Forellchen“ zu angeln, wie er sagt. Er klingt wie ein Löwe, der über Hauskatzen spricht.

Wenn etwas Großes anbeißt, muss man es an Land ziehen

Es wird schnell klar: Nicht nur bei Dachbodenfunden, Wohnungsauflösungen und Antiquitäten ist der „80-Euro-Waldi“ auf der Jagd nach dem nächsten großen Ding - sondern auch im Wasser. Vielleicht ist das die Erklärung für vieles in seinem Leben. Wenn etwas Großes anbeißt, muss man es an Land ziehen.

Wobei das Hobby auch noch eine andere Funktion hat. Wer zur Kultfigur wird, kommt schlecht wieder aus ihr raus. Es gibt Erwartungen. Ein Waldi-Auftritt ohne lustigen Spruch? Undenkbar.

„Ich mach' ja gern viel Blödsinn“, sagt Waldi, wenn man ihn fragt, was ihm das Angeln gibt. Wobei „Blödsinn“ für ihn nichts Negatives ist. „Ich rede den ganzen Tag. Ich gehe auf alle Leute zu“, erzählt er. Aber manchmal, da müsse man auch runterkommen. „Sonst wirst du bekloppt.“

Darum angelt „Bares für Rares“-Waldi am liebsten nachts

Daher geht Waldi angeln - am liebsten nachts, ohne Reize. „Meine Holde geht irgendwann schlafen, aber ich bleib' sitzen“, erzählt er. Dann höre man auch ganz andere Sachen. Zum Beispiel raschelndes Gebüsch. „Manchmal nicke ich auch im Stuhl ein bisschen weg.“ Das sei die totale Entspannung.

Bald wird es wieder trubeliger. Der Krimi erscheint. Der Entstehungsprozess war wie beim ersten Band: Waldi erzählt, die Co-Autorin macht daraus eine Geschichte um den Helden, den Antiquitätenhändler Siggi. Die Szenen in dem Buch habe er aber alle so erlebt, betont Waldi. Abgesehen von der Leiche.

Der neue Krimi „Mord am Schätztag“ von Waldi Lehnertz und Co-Autorin Miriam Rademacher. Das Buch erscheint am 15. April.
Der neue Krimi „Mord am Schätztag“ von Waldi Lehnertz und Co-Autorin Miriam Rademacher. Das Buch erscheint am 15. April.Rowohlt Taschenbuch Verlag/Presse-Partner Köln/dpa

Dass er das Schreiben anderen überlässt, habe einen einfachen Grund. „Ich bin Teil-Legastheniker! Ich kann zwar schreiben, aber nicht in der richtigen Grammatik“, sagt Waldi. „Ich weiß bis heute nicht, wo man ein Komma hinsetzt.“ Er steht dazu.

Ein Aspekt daran ist ihm aber doch wichtig. „Mir macht das nix“, sagt er. „Wenn du aber als Teil-Legastheniker einen Bestseller schreibst - ja besser geht es doch gar nicht.“ Es muss sich wie ein besonders dicker Fisch in den Händen anfühlen.  ■