In seinem Instagram-Profil mit fast 60.000 Fans warb er für Rohkost, hetzte gegen die Schulmedizin. Doch seine Lebensphilosophie führte zum Tod seines eigenen Sohnes. In Russland steht der Ernährungsinfluencer Maxim Lyutyi vor Gericht. Im Prozess am Gericht für den Stadtteil Lasarewski in Sotschi gestand er, dass er seinen Sohn nur mit „Licht ernähren“ wollte.
Der kleine Junge, der Kosmos hieß, wog am Ende nur noch 1,3 Kilogramm. Der radikale Ernährungsguru soll der Mutter des Kindes, Oxana Mironova, sogar verboten haben, es zu stillen!
Sohn von Rohkost-Influencer stirbt – weil ihn Vater mit Licht ernähren wollte
Der Influencer und die Mutter des Kindes versuchten noch, das völlig abgemagerte Baby in eine Klinik zu bringen. Doch auf dem Weg ins Krankenhaus hörte das Herz des kleinen Jungen schon auf, zu schlagen. Das furchtbare Drama ereignete sich bereits am 8. März vergangenen Jahres. Seitdem saß der Rohkost-Fanatiker in U-Haft.
Lyutyi verteidigte sich nun vor Gericht damit, dass das Kind eine angeborene Lungenentzündung gehabt habe. In den Wochen vor dem Tod habe sich der Säugling angeblich normal entwickelt, behauptet unter anderem die Mutter des Influencers, Nelli Nikolaewna, die dessen Instagram-Profil weiterführt, in einem Post. In der Verhandlung hieß es jedoch, dass das Kind neben der Lungenentzündung auch an Erschöpfung gestorben sei.
Das Kind hatte die Mutter in einer Hausgeburt im Februar 2023 zur Welt gebracht, ohne medizinische Hilfe. Den kleinen Kosmos registrierten sie weder bei den Behörden noch brachten sie ihn für die üblichen Untersuchungen zu einem Arzt.
Der Influencer warb auf seinem Instagram-Profil vor Zehntausenden Followern immer wieder für eine Ernährung aus Rohkost und tagelanges Fasten. Auch das Kind soll er immer wieder tageweise haben hungern lassen.
Kindsmutter kommt mit „Erziehungsarbeit“ davon
Lyutyi wurde nun zu einer Gefängnisstrafe von acht Jahren und eine Geldstrafe von 100.000 Rubel (rund 1000 Euro) verurteilt – wegen schwerer Körperverletzung. Die Strafe muss er in einem Straflager absitzen. Die Mutter des Kindes, Oxana Mironova, wurde bereits im September vergangenen Jahres zu zwei Jahren „Erziehungsarbeit“ wegen unterlassener Hilfeleistung verurteilt. In den Knast muss die 30-Jährige dafür nicht. Sie hatte im Prozess gegen den Vater ausgesagt.
Alles sei nur eine Verschwörung, weil ihr Sohn die Wahrheit sage und gegen die Interessen der Regierung und der Konzerne agiere, behauptet derweil die Mutter des Ernährungsinfluencers auf seinem Instagram-Profil – und sammelte angeblich Geld für den Anwalt des Rohkost-Fanatikers. Sein Beispiel ist kein Einzelfall. Erst im vergangenen Jahr hatte sich eine russische Influencerin selbst zu Tode gehungert, weil sie nur rohe Früchte aß und zum Schluss so gut wie keine Nahrung mehr zu sich nahm.
Am Tag des Todes seines Kindes schrieb Influencer Lyutyi noch einen Post. „Ich schlage vor, die Menschen um mich herum zu vereinen, und ich werde mein Bestes tun, um die Welt zu verändern.“ Für seinen Sohn tat er offenbar nicht das Beste. ■