Anständig und ehrlich - so präsentieren sich Luxushersteller wie Lancôme (gehören zu L’Oréal) oder Aerin Beauty (gehören zu Estée Lauder) gern in ihren Werbekampagnen. Das dem nicht so ist, deckte jetzt der britische Sender BBC aus. Beide Luxuskonzerne profitieren dessen Recherchen zufolge bei ihrer Parfümherstellung von Kinderarbeit.
Eine Nachverfolgung der Parfüm-Lieferketten im vergangenen Sommer habe ergeben, dass Minderjährige die für die Produktion der Edeldüfte verwendete Jasminblüten pflücken, berichtet der Sender auf seiner Webseite. Die Jasminblüten werden für das Lancôme- Parfüm Idôle L’Intense und für die Aerin-Beauty-Düfte Ikat Jasmine und Limone Di Sicilia für Aerin Beauty verwendet. Die Blüten stammen nach den BBC-Recherchen aus Ägypten. Dort wird etwa die Hälfte des weltweiten Angebots produziert.
BBC deckt Kinderarbeit bei L’Oréal und Estée Lauder auf
Die Kinder, die auf den Plantagen arbeiteten, seien zwischen zwölf und vierzehn Jahren alt. Sie gehörten zu den Familien, die die Felder als Kleinbauern bearbeiteten. Diese hätten kein Geld, um andere Pflücker adäquat zu bezahlen, weil die direkten Abnehmer sehr wenig bezahlten. In den Filmaufnahmen erzählten die interviewten Familien, dass von einer Tagesernte gerade einmal 1,50 Dollar übrigblieben.
Die ägyptischen Zulieferer betrieben auch selbst Plantagen, auf denen das BBC-Team Pflücker traf, die nach eigener Auskunft noch keine 15 Jahre alt waren, schreibt „Der Spiegel“. In Ägypten ist es illegal, Personen unter 15 Jahren zwischen 19 und 7 Uhr zu beschäftigen. Die Arbeit auf den Yasminblütenfeldern beginnt aber in der Regel schon vor Tagesanbruch, weil die empfindlichen Blüten sonst schnell vertrocknen.

Die von den Kindern gepflückten Blüten werden dann in den Fabriken der Zulieferer zu Jasminöl verarbeitet und anschließend exportiert. Abnehmer sind internationale Parfümhersteller, die daraus Parfüms herstellen.
Die BBC-Reporter sprachen auch mit unabhängigen Parfümeuren, wie Christophe Laudamiel, und anderen Branchenkenner. Diese machen die unfaire Preispolitik der großen Parfümunternehmen – darunter L’Oréal und Estée Lauder – für die Unterbezahlung der Kleinbauern verantwortlich machen. Die großen Konzerne verfügten über sehr viel Macht. „Das Interesse der Meister besteht darin, das billigste Öl in den Flakon zu füllen und es dann zum höchstmöglichen Preis zu verkaufen“, so Laudamiel, der jahrelang in einem der Parfümhäuser gearbeitet hat.
Unfaire Preispolitik der großen Parfümunternehmen
„Auf dem Papier versprechen sie [die Industrie] so viele gute Dinge, wie die Transparenz der Lieferkette und den Kampf gegen Kinderarbeit. Wenn man sich dieses Filmmaterial ansieht, dann tun sie nicht wirklich das, was sie versprochen haben“, ist der Uno-Sonderberichterstatter für zeitgenössische Formen der Sklaverei, Tomoya Obokata, erschüttert.
Da zeigt es sich geradezu als heuchlerisch, wie sich die Parfümhersteller in ihren öffentlichkeitswirksamen Werbekampagnen als seriös und ethisch einwandfrei darstellen. Dabei geben beide Konzerne an, dass jeder Arbeitgeber in der Lieferkette eine Verpflichtungserklärung unterzeichnet hätte, in der er sich zur Einhaltung der Richtlinien für sichere Arbeitsbedingungen und zur Abschaffung der Kinderarbeit verpflichtet.
Von einer von der BBC geforderten Stellungnahme gab ein Sprecher von L’Oréal, der Muttergesellschaft von Lancôme, an, dass man sich für die Einhaltung der Menschenrechte einsetze. Estée Lauder, die Eigentümerin von Aerin Beauty, kündigte an, Rechenschaft von ihren Lieferanten zu fordern. ■