Ostern extrem

Ans Kreuz genagelt: Krasse Karfreitagsrituale auf den Philippinen

Ein blutiges Ritual zum Nachempfinden der Leiden Christi zieht auf den Philippinen alljährlich zahlreiche Schaulustige an. 

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Der philippinische Dorfbewohner Ruben Enaje wurde zum 35. Mal an ein Holzkreuz genagelt, um das Leiden Jesu Christi in einem brutalen Karfreitagritual nachzustellen. Er sagte, er wolle damit für den Frieden in der Ukraine, im Gazastreifen und im umstrittenen Südchinesischen Meer beten. 
Der philippinische Dorfbewohner Ruben Enaje wurde zum 35. Mal an ein Holzkreuz genagelt, um das Leiden Jesu Christi in einem brutalen Karfreitagritual nachzustellen. Er sagte, er wolle damit für den Frieden in der Ukraine, im Gazastreifen und im umstrittenen Südchinesischen Meer beten. Gerard V. Carreon/AP/dpa

Es ist schon ziemlich extrem und teilweise nichts für schwache Nerven, was da anlässlich des Osterfestes alljährlich auf den Philippinen abgeht. In dem streng katholischen Inselstaat werden zum Teil recht bizarre Bräuche und Traditionen gepflegt, wenn es um die Erinnerung an die Leiden von Jesus geht.

So haben sich in einem extremen Akt des Glaubens am Karfreitag wieder mehr als ein Dutzend Menschen an Kreuze nageln lassen. Mit dem Ritual und anderen Selbstkasteiungen erinnern Katholiken in dem südostasiatischen Land traditionell an das Leiden und den Tod Christi. Viele weitere Teilnehmer schlugen sich mit Peitschen auf den Rücken, bis dieser blutig war. Tausende nahmen an Prozessionen und Messen in überfüllten Kirchen teil. 

Hauptort der Selbstkreuzigungen ist das Dorf San Pedro Cutud in der Provinz Pampanga, etwa 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila. Tausende Schaulustige waren angereist, um mitzuerleben, wie sich mehrere Männer an Kreuze nageln ließen und dort minutenlang ausharrten. Aber auch andere Dörfer hielten bei großer Hitze solche Rituale ab.

Ein Büßer mit einer Tätowierung von Jesus Christus geißelt sich am Gründonnerstag in der philippinischen Metropole Manila im Rahmen der Rituale der Karwoche. Das blutige Ritual wird von der Kirche in diesem überwiegend römisch-katholischen Land missbilligt. 
Ein Büßer mit einer Tätowierung von Jesus Christus geißelt sich am Gründonnerstag in der philippinischen Metropole Manila im Rahmen der Rituale der Karwoche. Das blutige Ritual wird von der Kirche in diesem überwiegend römisch-katholischen Land missbilligt. Aaron Favila/AP

Die Hauptrolle der Passionsspiele übernahm wieder der 63-jährige Ruben Enaje – bereits zum 35. Mal. Er werde die Tradition so lange fortführen, wie er körperlich dazu in der Lage sei, sagte der siebenfache Großvater im Vorfeld der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. Er trug ein 37 Kilogramm schweres Holzkreuz fast zwei Kilometer zu einem Hügel, auf dem die Kreuzigungen stattfanden.

Philippinen: Ein vermummter philippinischer Büßer trägt am Gründonnerstag in der philippinischen Metropole Manila spitze Bambusstöcke unter den Armen als Teil der Rituale der Karwoche, um für Sünden zu büßen oder Gelübde für ein erhörtes Gebet zu erfüllen.
Philippinen: Ein vermummter philippinischer Büßer trägt am Gründonnerstag in der philippinischen Metropole Manila spitze Bambusstöcke unter den Armen als Teil der Rituale der Karwoche, um für Sünden zu büßen oder Gelübde für ein erhörtes Gebet zu erfüllen.Aaron Favila/AP

Kirche ermutigt nicht extremen Glaubensakten

Er bete nicht nur für seine Familie, sondern bitte auch um Schutz für die Philippinen, ihre Regierung und ihr Volk, insbesondere angesichts des Konflikts mit China aufgrund sich überschneidender Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer. „China mag größer sein als wir, aber wir haben den Herrn auf unserer Seite“, sagte er. „Nichts ist unmöglich mit Gott.“

Im nahe gelegenen Dorf Santa Lucia nahm der 15-jährige Julius Cortez zum ersten Mal an den Ritualen teil - und erbat dabei Segen für seine Mutter, die an Brustkrebs erkrankt ist. Der Teenager schlug sich mit einer mit Bambusstöcken bestückten Peitsche den Rücken blutig, während sein 19-jähriger Bruder ein Holzkreuz trug. „Sie tun das für mich“, sagte ihre Mutter. „Ich mache mir Sorgen um sie, aber sie haben darauf bestanden.“

Die katholische Kirche ermutigt nicht zu solch extremen Glaubensakten, tut aber auf den Philippinen wenig, um die Praxis zu stoppen. „Wir bitten um Respekt, denn unsere Tradition schadet niemandem“, sagte Enaje. Die Osterwoche ist das wichtigste religiöse Fest auf den Philippinen. ■