Die traditionell gekleideten sorbischen Osterreiter verkünden nach altem Brauch zu Pferde die Osterbotschaft.
Die traditionell gekleideten sorbischen Osterreiter verkünden nach altem Brauch zu Pferde die Osterbotschaft. dpa/Sebastian Kahnert

Viele Bräuche, die wir mit dem Osterfest verbinden, haben nichts oder nur am Rande mit dem christlichen Osterfest zurück: Ausgerechnet Osterhase, Osterei und Osterfeuer gab es schon längst, bevor sich das Christentum im mittelalterlichen Deutschland durchsetzte.

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Osterfeuer wurden schon von den Germanen entzündet

Die heute populären Osterbräuche haben eine teils Jahrhunderte alte Tradition. Einige Riten wie das Osterfeuer gehen ursprünglich auf heidnische Traditionen zurück: So wurde der Frühling bei den Germanen schon vor der Christianisierung mit einem Feuer begrüßt. Es sollte die dunkle Jahreszeit sowie Hexen und Geister vertreiben. Die ersten christlichen Osterfeuer gab es wohl um 750 in Frankreich. Im deutschsprachigen Raum sind sie seit dem 11. Jahrhundert bekannt.

Für das österliche Feuer werden über den Winter Holz und Zweige gesammelt und aufgeschichtet. Als Teil der Osternachtsfeier wird es in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag vor der Kirche entfacht, die Osterkerze anschließend daran entzündet und in das dunkle Gotteshaus getragen. In vielen Orten Deutschlands ist dieser christliche Zusammenhang jedoch in den Hintergrund gerückt. Man trifft sich am Osterfeuer, das auch gerne an einem anderen Ostertag entfacht wird, unterhält sich und trinkt oder isst.

Ostereier verschenken: Schon vor Jesus galten Eier als Symbol des Lebens

Schon in der Antike galt das Ei als Symbol des Lebens. Im Christentum entwickelte es sich zum Zeichen der Auferstehung Jesu: Es hält Leben in sich verschlossen, so wie das Grab Christus in sich hält, aus dem dieser aufersteht.

Den Brauch, an Ostern Eier zu verschenken, gibt es etwa seit dem 16. Jahrhundert. Damals waren während der christlichen Fastenzeit Eier tabu, die Hühner legten aber selbstverständlich weiterhin welche. Um sie haltbar zu machen, wurden sie gekocht und traditionell rot gefärbt. Rot gilt als Farbe des Lebens, aber auch als Zeichen für das Blut Christi. Heute schillern gekochte Ostereier in allen Farben. Zum Dekorieren werden rohe Eier ausgeblasen und anschließend bemalt oder anderweitig kunstvoll verziert.

Osterhase: Schon die Römer sahen in den Tieren ein Zeichen der Fruchtbarkeit

Heute eng mit dem Osterei verbunden, hat er eine ähnliche Bedeutung. Bereits die Römer sahen den Hasen als Zeichen der Fruchtbarkeit an, weil er sich so schnell fortpflanzt. Im Mittelalter zahlten die Bauern üblicherweise die Abgaben für das von ihnen bestellte Land in Naturalien. Einer der Termine fiel regelmäßig in die Osterzeit, etwa auf den Gründonnerstag. Dann dienten hartgekochte Eier als Pachtzins - aber auch Hasen. Eventuell haben diese zeitliche Koinzidenz und die vergleichbare Symbolik dazu geführt, dass der eierbringende Osterhase als Figur entstand.

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Wissenschaftlich erwähnt wurde er bereits Ende des 17. Jahrhunderts. Im 1682 erschienenen Werk „Von Ostereiern“ („De ovis paschalibus“) wird ausgeführt, dass in Südwestdeutschland, der Pfalz, im Elsass und in Westfalen solche Ostereier Haseneier hießen. Man erzähle einfältigen Leuten und kleinen Kindern, der Osterhase brüte sie aus und verstecke sie im Gras. Grob ist das auch heute noch der Fall. Allerdings sind es inzwischen vor allem Schoko-Eier und andere Süßigkeiten, die für die Kinder in Gärten und Grünanlagen versteckt werden. Vom Osterhasen, versteht sich.

Regionale Tradition bis heute: Die Osterreiter

Bis heute lebt in einigen Regionen die Tradition der sogenannten Osterreiter fort, so in der Lausitz, wo der Brauch von der sorbischen Bevölkerung gelebt wird. Dabei handelte es sich um eine Prozession von Reitern, die in traditioneller Tracht durch die Dörfer ritten und dabei religiöse Lieder sangen. 

Vor Jahrhunderten verbreitet: Ostersingen und Eierwerfen

Vor Jahrhunderten war in zahlreichen Regionen das sogenannte Ostersingen populär. Dabei zogen Gruppen von Kindern und Jugendlichen von Haus zu Haus und sangen Osterlieder. Als Belohnung erhielten sie Süßigkeiten oder Eier. Auch das sogenannte „Eierwerfen“ war ein beliebtes Spiel zu Ostern. Dabei warfen sich Kinder und Jugendliche gegenseitig bunte Eier zu.

Der Palmesel steht Ostern nicht gerne auf: Das bedeutet der Begriff ursprünglich

Eine Verballhornung für Langschläfer an den Osterfeiertagen ist der Begriff „Palmesel“, der in einigen Familien bis heute überliefert ist. Ursprünglich geht der Begriff Palmesel auf die biblische Erzählung zurück, wie Jesus auf dem Esel reitend in Jerusalem ankam. Im christlichen Brauchtum ersetzte man die sprichwörtlich störrischen Esel durch hölzerne und setzte auf diese eine Christusfigur. Solche Palmeselumzüge waren über Jahrhunderte populär, wurden dann in der Reformationszeit bekämpft, weil sie zu einer Volksbelustigung ausgeartet waren. In der Aufklärungszeit wurden die Palmesel von sogenannten „Eselsmetzgern“ zerstört und verbrannt. Einige gut versteckte Palmesel überlebten die Zeit auf Speichern. 

Graberl-Bier: Bayerischer Karfreitags-Brauch

Besinnlich war das Osterfest vor Jahrhunderten überhaupt nicht, regional wurde es ausgelassen gefeiert. So heißt es in einem Erklärwerk zum „bairisches Brauchtum“ aus der Stadt Wasserburg am Inn: „In Wasserburg breitete sich die Karfreitagsstimmung bis in die Wirtshäuser aus……die Bauern sind schweigend vor einem Glassturz mit dem Leichnam Christi beim Graberl-Bier gesessen“. Zuletzt wurde dieser Brauch vor rund 100 Jahren gepflegt. Aus dem Jahre 1887 ist sogar eine Graberl-Bier-Probe dokumentiert.