Beim Elektronikfachhändler Media-Markt-Saturn mischen künftig die Chinesen kräftig mit. Der chinesische E-Commerce-Riese JD.com steigt in großem Stil bei der Media-Markt-Saturn-Mutter Ceconomy ein und wird dort neuer Mehrheitsaktionär. Die Ceconomy-Aktionäre sollen von den Asiaten 4,60 Euro bar pro Aktie erhalten. Rund 43 Prozent mehr als der durchschnittliche Kurs der vergangenen drei Monate. Ceconomy wird damit mit gut 2,2 Milliarden Euro bewertet.
„Wir gehen eine Partnerschaft mit JD.com ein, um den europäischen Handel zu stärken“, sagt Ceconomy-Chef Kai-Ulrich Deissner in Düsseldorf. Demnach soll es im Rahmen der Transaktion keine betriebsbedingten Kündigungen oder Schließungen von Standorten geben. JD.com will außerdem bestehende Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge und die bestehende Unternehmensmitbestimmung im Aufsichtsrat wahren. Diese Zusagen sollen für drei Jahre gelten. JD.com plane zudem keine wesentlichen Änderungen an der Unternehmensstruktur oder der Markenarchitektur. Ceconomy-Chef Deissner rechnet damit, dass die Transaktion im ersten Halbjahr 2026 abgeschlossen wird.
„Amazon Chinas“: Wer ist der Internet-Riese JD.com?
JD.com mit einem Jahresumsatz von knapp 159 Milliarden US-Dollar (2024) ist eines der größten E-Commerce-Unternehmen Chinas und wird oft mit Amazon verglichen. Der Konzern, der unter dem Namen Jingdong gegründet wurde, betreibt einen riesigen Onlinehandel mit einer breiten Palette an Produkten. Elektronik, Haushaltswaren, Kleidung und auch Lebensmittel. Produkte werden direkt bei Herstellern eingekauft, auf Qualität wird Wert gelegt. Bekannt ist JD.com auch für seine schnellen Lieferdienste, auch durch autonome Fahrzeuge und Drohnen. Seit mehr als zehn Jahren ist das Unternehmen an der US-Technologiebörse Nasdaq notiert.

Nun hat sich JD.com rechnerisch bereits eine Mehrheit an der Media-Markt-Saturn-Mutter Ceconomy gesichert. Die Mitgründer-Familie Kellerhals, die mit knapp 30 Prozent der Anteile größter Einzelaktionär ist, habe die Offerte für 3,81 Prozent ihrer Aktien akzeptiert, hieß es. Sie will also mit einem Anteil von rund 25,35 Prozent an Bord bleiben. Mit einer Sperrminorität. Die Aktionäre Haniel, Beisheim, BC Equities und Freenet, die gemeinsam rund 27,9 Prozent der Anteile kontrollieren, wollen ihre Aktien an JD.com verkaufen. Inklusive der Kellerhals-Anteile haben sich die Chinesen nach eigenen Angaben eine Gesamtbeteiligung von 57,1 Prozent gesichert. Ceconomy ist laut Geschäftsbericht mit mehr als 1000 Märkten in elf europäischen Ländern präsent.
Die erste Saturn-Filiale wurde 1961 in Köln eröffnet, der erste Media-Markt 1979 in München. Die Einzelhandelskette übernahm den Wettbewerber Saturn 1990. Einige Jahre später besaß die Metro AG die Mehrheit an beiden Marken. Das Handelsunternehmen Ceconomy, zu dem die MediaMarktSaturn Retail Group heute zählt, entstand 2017 als Abspaltung von Metro. (mit dpa)