Alles ist teurer geworden, auch die Urlaubsreise können sich viel kaum mehr leisten. Umso willkommener ist das Urlaubsgeld vom Chef. Doch auch das bekommen immer weniger Angestellte. Und wieder mal trifft es die Frauen härter. Und den Osten.
Das Urlaubsgeld wird meist zusammen mit dem Juni- oder Juli-Gehalt ausgezahlt. Doch nicht mal die Hälfte der Beschäftigten in der Privatwirtschaft hat es diesen Sommer auf dem Gehaltszettel stehen. Bei 44 Prozent liegt der Anteil der Urlaubsgeld-Empfänger nach Auswertungen des WSI-Instituts der gewerkschaftlichen Böckler-Stiftung. Im Vorjahr waren es noch 46 Prozent.
Wer in einem Betrieb mit Tarifvertrag arbeitet, ist in der Regel besser dran. Hier erhalten laut der Erhebung 72 Prozent der Beschäftigten Extra-Geld für den Urlaub. In Betrieben ohne Tarifvertrag sind es 34 Prozent.
Im Osten gibt es weit weniger Urlaubsgeld als im Westen
Auch in welcher Region man lebt und arbeitet, spielt eine große Rolle. „Die Wahrscheinlichkeit, in Westdeutschland Urlaubsgeld zu erhalten, ist mit 46 Prozent der Beschäftigten deutlich höher als in Ostdeutschland mit 33 Prozent“, so das Resümee. Das liege auch daran, dass die Tarifbindung in Ostdeutschland immer noch unter dem westdeutschen Niveau liegt.
Frauen haben mit 39 Prozent deutlich seltener Aussicht auf Urlaubsgeld als Männer mit 48 Prozent. Dies lasse sich im Wesentlichen auf eine für Frauen ungünstige Verteilung der Beschäftigtenzahlen nach Betriebsgrößen und Berufsgruppen zurückführen, heißt es in der Studie.
Große Unterschiede in der Höhe des Urlaubsgelds
Die Höhe des Urlaubsgelds hängt vom jeweiligen Tarifvertrag ab. „Die Spannbreite reicht von 186 Euro für die Beschäftigten in der Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern bis zu 2820 Euro für die Angestellten der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie im Tarifbezirk Westfalen-Lippe“, informiert das WSI-Institut nach einer aktuellen Auswertung seines Tarifarchivs. In den meisten Tarifbereichen ist die Höhe des Urlaubsgeldes vom Tarifentgelt abhängig, in einigen Bereichen wird hingegen lediglich ein pauschaler Betrag bezahlt.
Neben der Landwirtschaft ist auch das Urlaubsgeld im Hotel- und Gaststättengewerbe relativ niedrig. In Bayern erhalten Tarifbeschäftigte dort 240 Euro extra, in Sachsen sind es 195 Euro. Deutlich höher seien die Sonderzahlungen etwa in der Metallindustrie, in der Druckindustrie, im Kfz-Gewerbe, im Versicherungsgewerbe, im Einzelhandel, im Bauhauptgewerbe und in der chemischen Industrie. Hier liegen die Urlaubs-Sonderzahlungen zwischen 1000 und 2500 Euro.
Im öffentlichen Dienst gibt es laut WSI kein gesondertes Urlaubsgeld mehr. Seit 2005 werde es zusammen mit dem Weihnachtsgeld als einheitliche Jahressonderzahlung im November ausgezahlt. Auch im Bankgewerbe und in einigen Branchentarifverträgen der Energiewirtschaft gebe es kein tarifliches Urlaubsgeld.
Für die Urlaubsgeld-Studie wurden die Angaben von 67.380 Beschäftigten ausgewertet, die zwischen dem 1. Mai 2024 und dem 30. April 2025 an einer kontinuierlichen Online-Erhebung des WSI-Portals Lohnspiegel.de teilgenommen haben.