EU-Pläne

Steuerschock! Zigaretten sollen mehr als 12 Euro pro Schachtel kosten

Nicht nur fertige Zigaretten sollen sich verteuern. Noch extremer würde die Preissteigerung beim bisher noch preiswerteren Feinschnitt-Tabak ausfallen.

Author - Berliner KURIER
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Nach EU-Plänen dürfte das Rauchen bald viel teuer werden. Eine Schachtel Zigaretten könnte sich auf über 12 Euro verteuern.
Nach EU-Plänen dürfte das Rauchen bald viel teuer werden. Eine Schachtel Zigaretten könnte sich auf über 12 Euro verteuern.Fabian Sommer/dpa

Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Raucher in Deutschland um rund ein Viertel geschrumpft, aber immer noch gibt es schätzungsweise 16 Millionen Nikotinsüchtige im Land. Und die erwartet jetzt ein Preisschock. Die EU-Kommision will die Tabaksteuer in der EU hoch setzen. Zigaretten könnten so um rund 50 Prozent teuer werden. Noch extremer würden sich die Pläne beim Feinschnitttabak zum Selberdrehen auswirken. Hier würden die Preis um rund 80 Prozent nach oben knallen.

Deutschlands Tabakbranche schlägt angesicht der EU-Pläne Alarm. „Das Vorhaben würde dazu führen, dass der Preis für eine Packung Markenzigaretten in Deutschland von derzeit etwa 8,50 Euro auf mehr als 12 Euro steigt“, sagte Jan Mücke vom Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartigen Erzeugnisse. Der 30-Gramm-Beutel mit Feinschnitttabak zum Selberdrehen würde sogar statt 10 Euro mehr als 18 Euro kosten.

Tabak: Steuern auf Feinschnitt sollen sich mehr als verdreifachen

Der frühere FDP-Bundespolitiker bezieht sich dabei auf ein Vorhaben der Brüsseler Behörde, den Mindeststeuersatz für Zigaretten auf 215 Euro pro 1000 Zigaretten zu erhöhen. Bislang liegt der Wert bei 90 Euro. Bei Feinschnitt soll es pro Kilo von 60 auf 215 Euro in die Höhe gehen.

Hinzu kommt in dem Kommissionsvorhaben noch ein Kaufkraftzuschlag, der den Verkauf in reichen Staaten wie Deutschland zusätzlich verteuern würde. „Das ist völlig unverhältnismäßig“, sagt Tabak-Lobbyist mit Blick auf das gesamte Erhöhungsvorhaben. „So ein Preisschock würde den illegalen Handel befeuern und das wäre ein Konjunkturprogramm für den Schwarzmarkt.“

Schon jetzt werde jede fünfte Zigarette, die in Deutschland geraucht wird, nicht in Deutschland versteuert – entweder weil sie vom Schwarzmarkt stammt oder legal aus dem günstigeren Ausland mitgebracht wird. „Künftig könnte dieser Anteil deutlich steigen – in Großbritannien liegt er schon bei mehr als 40 Prozent.“

Tabksteuern: Deutschland nimmt 15,6 Milliarden Euro ein

Ob der Vorschlag in der jetzigen Form durchkommt, ist noch offen. Aus der Politik werden kritische Stimmen laut. „Wer die Steuerschraube zu stark anzieht, riskiert, dass sich immer mehr Geschäft in die Schattenwirtschaft verlagert“, warnt etwa der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber. „Die Kommission muss hier mit Augenmaß vorgehen – sonst schadet sie ehrlichen Unternehmen und hilft den Schmugglern.“

Schon jetzt gibt es Tabak-Tourismus in Europa: Hier lockt ein Tabakhändler in Kehl französische Raucher an. Wegen noch höherer Steuern in Frankreich lohnt sich der Einkauf für Raucher auf der deutschen Rheinseite, pro Schachtel lassen sich derzeit rund 4 Euro sparen.
Schon jetzt gibt es Tabak-Tourismus in Europa: Hier lockt ein Tabakhändler in Kehl französische Raucher an. Wegen noch höherer Steuern in Frankreich lohnt sich der Einkauf für Raucher auf der deutschen Rheinseite, pro Schachtel lassen sich derzeit rund 4 Euro sparen.Philipp von Ditfurth/dpa

Gesundheitsexperten sehen das Vorhaben der EU-Kommission positiv. „Deutliche Tabaksteuererhöhungen sind die wirksamste Maßnahme, um rauchende Menschen zum Nichtrauchen zu motivieren und nichtrauchende Menschen – vor allem Jugendliche – vor dem Einstieg ins Rauchen abzuhalten“, sagt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum „Eine Preiserhöhung um zehn Prozent senkt in Ländern mit hohen Einkommen den Tabakkonsum um etwa vier Prozent.“

Der Bund hat im vergangenen Jahr 15,6 Milliarden Euro an Tabaksteuern eingenommen. Brüssel möchte von solchen nationalen Einnahmen künftig etwas abbekommen – und zwar 15 Prozent. Das ist aber noch nicht entschieden und stößt in den EU-Mitgliedstaaten auf Widerstand (mit dpa).