Die Preise steigen – das Gehalt leider nicht! Etwa jeder sechste Deutsche kann nach eigenen Angaben wegen der hohen Teuerung kaum seine Lebenshaltungskosten bezahlen. Kein Wunder, dass es immer mehr Menschen gibt, die den Dispo nutzen (oder nutzen müssen). Aber wissen Sie eigentlich, was das wirklich kostet? KURIER rechnet vor und verrät, wie man aus der Teuer-Falle aussteigen kann.
Was genau sind Dispozinsen eigentlich?
Wer ein Girokonto hat, kann es mit Zustimmung der Bank in der Regel bis zu einer festgelegten Summe überziehen. Die Höhe des gewährten Kreditrahmens hängt vom Einkommen sowie von der Kreditwürdigkeit des Kunden ab. Meist sind es zwei bis drei Monatsgehälter.
Dieser Service ist natürlich nicht kostenlos. Die Banken bekommen fürs Leihen des Geldes Zinsen – die sogenannten Dispozinsen. Abgebucht werden die Zinsen je nach Geldhaus in der Regel am Ende eines Monats oder zum Quartalsschluss.
Wie ist die Entwicklung der Dispozinsen im letzten Jahr?
„Das Tempo ist rasant. Seit Ende 2022 sind sie im Schnitt um mehr als 2 Prozentpunkte gestiegen“, berichtet Heike Nicodemus von der Zeitschrift Finanztest der Stiftung Warentest. „Viele Kreditinstitute haben zum 1. Oktober nochmal nachgelegt“. Im Schnitt liegen die Zinsen, die Geldhäuser für die geduldete Überziehung des Girokontos verlangen, demnach inzwischen bei etwa 12 Prozent (Stand 6. Oktober). Ende 2022 waren es bei 176 ausgewerteten Banken und Sparkassen im Schnitt noch 9,94 Prozent.
Auch die unabhängige FMH-Finanzberatung stellt einen deutlichen Anstieg fest. Demnach müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Mittel 11,89 Prozent Zinsen für einen Dispokredit zahlen (Stand: 6. Oktober). Die Spanne bei 80 untersuchten Geldhäusern reicht von 3,62 Prozent bis 15,49 Prozent.
Warum sind die Dispozinsen so stark gestiegen?
„Der rasante Anstieg der Dispozinsen ist in erster Linie den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank geschuldet“, berichtet Finanzexpertin Heike Nicodemus. Die Eurowährungshüter stemmen sich mit einer Serie von zehn Zinserhöhungen seit Juli 2022 gegen die seit geraumer Zeit deutlich erhöhte Teuerung.
Der Dispozins ist an dieses Referenzzinssystem, den Leitzins der EZB, gekoppelt. Er geht bei steigenden Zinsen zeitversetzt nach oben. „Banken müssten die Erhöhung nicht umsetzen, aber sie können es. Wir haben festgestellt, dass Kreditinstitute im Schnitt relativ schnell die Zinsen erhöhen. Beim Senken ging es dagegen nicht ganz so schnell“, sagt Heike Nicodemus.

Was bedeuten die Zahlen konkret, was kostet es, den Dispo in Anspruch zu nehmen?
Wer sich in einem Dispokredit verschuldet, für den wird es unter Umständen richtig teuer. Eine Beispielrechnung zeigt, wie viel Geld es kostet, sich über die Nutzung des Dispos Geld bei der Bank zu leihen:
Liegt ein Disponutzer bei einem Zinssatz von 11,22 Prozent mit 1000 Euro im Minus, steht er nach drei Monaten mit rund 1028 Euro in der Kreide. Ein ganzes Jahr kostet ihn somit rund 112 Euro. Gleicht er sein Konto hingegen nach einem Monat aus, werden rund 9 Euro fällig.
Was können Verbraucher tun, um nicht in die Dispo-Falle zu tappen?
Aus Sicht der Finanz-Expertin Heike Nicodemus haben es die Verbraucher zum Teil auch selbst in der Hand, sich gegen überteuerte Dispozinsen zu schützen. „Wer regelmäßig den Dispo nutzt, sollte sich überlegen, ob eine Umschuldung mit Hilfe eines Ratenkredites, der im Schnitt etwa die Hälfte kostet, nicht sinnvoll ist“, erklärt sie.
Gibt es noch Banken mit niedrigen Dispozinsen?
Die gibt es. Mit bis zu 10 Prozent ist ein Dispozins aus Sicht von Stiftung Warentest vergleichsweise günstig. Das gilt den Angaben zufolge derzeit für knapp 20 Prozent von 460 ausgewerteten Kontomodellen. „Teuer ist alles ab 13 Prozent insbesondere für Menschen, die sehr häufig den Dispo in Anspruch nehmen“, sagt Heike Nicodemus.