Alarmierende Zahlen

Der Milliarden-Beschiss mit den Putzhilfen in Deutschland

Neun von zehn Haushaltshilfen in Deutschland arbeiten schwarz. Das kann dramatische Folgen haben. Für Putzkräfte. Aber auch für die Auftraggeber.

Author - Michael Heun
Teilen
Neun von zehn Haushaltshilfen in Deutschland arbeiten schwarz.
Neun von zehn Haushaltshilfen in Deutschland arbeiten schwarz.Daniel Reinhardt/dpa

Schockierender Einblick in deutsche Haushalte: Neun von zehn Haushaltshilfen arbeiten hierzulande schwarz. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Die Zahlen sind alarmierend: Von 2022 bis 2024 stieg der geschätzte Umsatz durch Schwarzarbeit in diesem Bereich um satte 15 Prozent und beläuft sich aktuell auf rund 11,4 Milliarden Euro.

Laut der Untersuchung, die auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels basiert, beschäftigen über vier Millionen deutsche Haushalte Haushaltshilfen. Doch nur ein Bruchteil dieser Arbeitskräfte ist offiziell gemeldet. Im Jahr 2024 wurden lediglich 250.000 Haushaltshilfen registriert – ein Rückgang von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Diese Zahlen zeigen eine beunruhigende Entwicklung, die dringend adressiert werden muss“, betont Dominik Enste, Wirtschaftsethiker des IW.

Gefährliche Konsequenzen der Schwarzarbeit

Die hohe Quote der Schwarzarbeit hat weitreichende Folgen: Zum einen entgehen dem Staat erhebliche Steuereinnahmen, zum anderen arbeiten viele Haushaltshilfen ohne jegliche soziale Absicherung. Das bedeutet, dass sie weder durch Kranken- noch Rentenversicherungen geschützt sind. Im Falle eines Unfalls oder gesundheitlicher Probleme stehen sie oft vor dem Nichts.

Für die Auftraggeber mag die Beschäftigung von Haushaltshilfen ohne Anmeldung auf den ersten Blick kostengünstig erscheinen. Doch sie riskieren empfindliche Strafen, sollte die Schwarzarbeit auffliegen. Laut §266a des Strafgesetzbuches können Geldstrafen und sogar Freiheitsstrafen drohen.

Die meisten Haushaltshilfen arbeiten ohne jede soziale Absicherung.
Die meisten Haushaltshilfen arbeiten ohne jede soziale Absicherung.imago stock&people

Schweden als Vorbild?

Um die Situation zu entschärfen, schlägt das IW ein Gutscheinmodell nach schwedischem Vorbild vor. Dort erhalten Haushalte für Dienstleistungen wie Putzen oder Babysitten steuerliche Vergünstigungen, wodurch die Anstellung von Haushaltshilfen attraktiver und einfacher gestaltet wird. „Ein solches System könnte auch in Deutschland Anreize für legale Beschäftigung schaffen und gleichzeitig die Schwarzarbeit deutlich reduzieren“, erklärt Enste.

Die Politik müsse handeln, um bürokratische Hürden abzubauen und die Attraktivität legaler Beschäftigungsverhältnisse zu steigern. Denn derzeit wirken sowohl die hohen Kosten als auch die komplizierten Anmeldeprozesse abschreckend auf viele Haushalte. Ein Umdenken sei dringend nötig, um die Schattenwirtschaft einzudämmen und den Beschäftigten faire Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.

Ein Problem ohne einfache Lösung?

Obwohl die Einführung eines solchen Systems in Deutschland theoretisch möglich wäre, ist der politische Konsens bislang ausgeblieben. Kritiker argumentieren, dass zusätzliche Steuervergünstigungen die öffentlichen Kassen weiter belasten könnten. Befürworter hingegen verweisen auf die positiven Erfahrungen in Schweden, wo das Modell sowohl Schwarzarbeit reduziert als auch reguläre Arbeitsplätze geschaffen hat.

Fest steht: Ohne nachhaltige Maßnahmen bleibt Schwarzarbeit ein wachsendes Problem. Solange die bürokratischen Hürden und die hohen Kosten bestehen, wird die legale Anstellung von Haushaltshilfen für viele Haushalte unattraktiv bleiben. Ein Umdenken – sowohl bei der Politik als auch bei den Haushalten – ist dringend erforderlich. ■