KURIER klärt auf

Immer mehr Kartenzahlung: Was passiert, wenn das Bargeld verschwindet?

Bezahlen mit Karte, mit dem Handy oder der Uhr – das sieht man an immer mehr Supermarkt-Kassen. Wird das Bargeld ganz verschwinden? Und dann?

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Mit Bargeld wird immer seltener bezahlt.
Mit Bargeld wird immer seltener bezahlt.Jens Kalaene/dpa

Kann es sein, dass das Bargeld ganz verschwindet? Dass wir irgendwann alle nur noch mit der Karte, dem Handy oder der Uhr bezahlen? Dass es noch weitere Alternativen gibt – nur eben nicht mehr Münzen und Scheine? Und wenn ja: Wann und wie soll das gehen? Wenn Bares Rares wird – KURIER klärt auf, was dann passiert.

Wie viel Bargeld gibt es?

Immer mehr Menschen bezahlen bargeldlos. Doch das heißt noch lange nicht, dass auch weniger Münzen und Scheine ausgegeben werden. Im Gegenteil. Immer mehr Banknoten sind im Umlauf. Laut Bundesbank wurden in den letzten zehn Jahren jedes Jahr 6 Prozent mehr Scheine in Umlauf gebracht. Heißt de facto: Die Bargeldmenge hat sich „seit Erstausgabe des Euro-Bargelds im Jahr 2002 mehr als versiebenfacht“.

Verrückt: Nur 7 Prozent der Banknoten in Deutschland werden zum Bezahlen benutzt. Die meisten Scheine, 42 Prozent, insgesamt 372 Milliarden Euro, dienen laut Bundesbank der „Wertaufbewahrung“, liegen im Safe oder Sparschwein.

Wie entwickelt sich das Bezahlen mit Bargeld?

Sie kennen das: An der Kasse im Supermarkt bezahlt der junge Mann vor Ihnen, in dem er seine Uhr ans Kartenlesegerät hält. Auch die Frau an der Nachbarkasse holt ihr Portemonnaie – wenn sie es überhaupt dabei hat – nicht mehr aus der Handtasche. Das Handy reicht zum Bezahlen längst aus. Da ist es schon fast altmodisch, mit der guten alten EC-Karte zu bezahlen.

Bargeld? Wird immer seltener. 40 Prozent der Kunden bezahlen im Handel laut Bundesbank heute schon mit Karte oder Handy. 2017 waren es noch 26 Prozent. Tendenz: steigend! Im Jahr 2037, schätzen Experten, könnte der Anteil der Bargeldzahlungen auf unter 15 Prozent gesunken sein. Und das hat Folgen.

Viele Kunden können statt mit Bargeld einfach mit dem Handy an der Kasse bezahlen.
Viele Kunden können statt mit Bargeld einfach mit dem Handy an der Kasse bezahlen.Franziska Gabbert/dpa

Was passiert mit dem Bargeld, wenn es immer weniger Menschen zum Bezahlen benutzen?

Vermutlich werden in absehbarer Zeit die kleinsten Münzen abgeschafft. 1- und 2-Cent-Münzen gibt es dann nicht mehr. In Finnland, Holland, Irland, Italien, Belgien ist das schon geschehen.

Auch die Anzahl an Bankautomaten wird rückläufig sein. Der Grund: zu teuer, zu selten genutzt. Kunden bekommen Bargeld dann noch bei ihren Hausbanken.

Schon Kinder könnten in absehbarer Zeit ihr Taschengeld aufs Konto oder Handy bekommen – erste Optionen für kinderleichtes Bezahlen ohne Bargeld gibt es schon, etwa über Taschengeld-Apps wie Bling.

Was ist, wenn man doch Kleingeld benötigt, auf öffentlichen Toiletten und Co.?

In unseren Nachbarländern ist das zum Teil schon üblich: An öffentlichen Toiletten bezahlt man seine 50 Cent mit Karte. Auch an Autobahnraststätten in Deutschland geht das verbreitet schon. In öffentlichen Verkehrsmitteln, wo man vor Corona seine Münzen beispielsweise beim Busfahrer abgeladen hat für ein Ticket, könnte bald alles nur noch digital laufen.

Und wer einem Obdachlosen früher ein paar Münzen zugesteckt hat, kann das künftig womöglich über einen QR-Code tun. In Schweden ist das Betteln mit Handy schon üblich.

Welche Folgen hat es, dass immer weniger mit Bargeld bezahlt wird?

Ganz abgeschafft wird das Bargeld vermutlich trotzdem nicht. „Bargeld wird nie ganz verschwinden“, erklärt Ulrich Binnebößel (55), Experte für Zahlungssysteme beim Handelsverband Deutschland (HDE), in Bild. Und: „Ich erwarte einen Sockelanteil, der immer noch bei etwa 30 Prozent liegen wird.“

Außerdem könnte auch das Bargeld digitalisiert werden. Wie das geht? EZB und Bundesbank reagieren laut Bild mit dem „digitalen Euro“, einer „Bargeld“-App auf dem Handy. Der Vorteil: Kreditkarten-Firmen, Banken und Co. haben keinen Einblick auf die Ausgaben. Zudem braucht man keine Internetverbindung beim Bezahlen – Bluetooth reicht.