„Du willst dich über Politik informieren? Bloß nicht bei ARD und ZDF“, erklärt Maximilian Krah in einem seiner zahlreichen TikTok-Videos. Krah ist Abgeordneter der in Teilen rechtsextremen AfD im EU-Parlament und Spitzenkandidat für die bevorstehende Europa-Wahl im Juni.
Die aktuelle Ausgabe des „ZDF Magazin Royale“ hat er sich aber vielleicht doch angeschaut. Schließlich drehte sie sich vor allem um ihn und seine rassistischen und demokratiefeindlichen Äußerungen der vergangenen Jahre.
Böhmermann ruft zu „Nazis keulen“ auf
Die Empörung über die letzte Folge des „ZDF Magazin Royale“ rund um die rechtspopulistische Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) ist dabei noch gar nicht abgeebbt. Jan Böhmermann hatte sich in der vorigen Woche den FPÖ-Kanzlerkandidaten Herbert Kickl vorgeknöpft und unter anderem die Nähe seiner Partei zur rechtsextremen „Identitäten Bewegung“ thematisiert.
Am Ende der Sendung provozierte der Moderator mit einem Appell: „Nicht immer die Nazikeule rausholen, sondern lieber ein paar Nazis keulen.“ In der Tiermedizin spricht man von „keulen“ allerdings, wenn man Nutztiere tötet, um Tierseuchen einzudämmen.
Obwohl Böhmermann in dem Satz von „Nazis“ sprach und nicht direkt von der FPÖ oder deren Kanzlerkandidat Kickl, fühlte der sich prompt angesprochen und schrieb auf seiner Facebook-Seite von einem „Tötungsaufruf“. Es folgte eine Welle der Empörung von Seiten der FPÖ und mehrere Strafanzeigen gegen den ZDF-Moderator.
AfD-Politiker Krah: „Feminismus heute ist Krebs“
In der aktuellen Ausgabe beschäftigt sich Böhmermann nun mit AfD-Politiker Maximilian Krah. Der fiel in der Vergangenheit immer wieder durch Aussagen wie „Feminismus heute ist Krebs“ auf.
Bei einer Veranstaltung einer Dresdner Burschenschaft fragte er das Publikum, was die großen Treiber der „Massenmigration“ seien. Seine Antwort: „Das ist Hartz IV und Ficki-Ficki“.
Krahs Erfolg auf Tiktok scheinen solche Aussagen nicht zu schaden. Letztes Jahr ging ein Video von ihm viral, in dem er behauptet, echte Männer seien rechts. „Lass dir nicht einreden, dass du lieb, soft, schwach und links zu sein hast“, erklärt er in dem Video, das mittlerweile 1,4 Millionen Aufrufe hat.
AfD auf Tiktok so erfolgreich wie keine andere Partei
Wenn es nach Böhmermann geht, ist die Strategie leicht zu enttarnen: Mit solchen Videos will die AfD die Menschen erreichen, die viel Zeit auf Tiktok verbringen. Das sind überwiegend junge Leute und Jugendliche, die bei der anstehenden Europawahl ihr Kreuzchen bei der AfD machen könnten. Denn wie es der Zufall will, dürfen dieses Jahr erstmals auch 16-Jährige ihre Stimme abgeben.
Und bisher scheint die Tiktok-Strategie der AfD sehr gut aufzugehen, denn was die Reichweite angeht, ist die AfD den anderen Parteien aktuell meilenweit voraus. Die Partei erreicht auf Tiktok durchschnittlich 430.000 Impressionen. Auf dem zweiten Platz liegt die FDP. Ihre Beiträge werden im Schnitt nur 53.000-Mal angezeigt, die restlichen Parteien liegen noch weiter zurück. ■