„Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann …“ Mit ihrem ironisch-spöttischen Lied machte sich Johanna von Koczian in den Siebzigern zur Kämpferin für alle unterschätzten Hausfrauen. „Das bisschen Haushalt“ wurde zum geflügelten Wort, blieb der einzige große Hit der Schauspielerin, die bereits in den 1950ern ein Star des deutschen Kinos war. Jetzt ist die Berlinerin Johanna von Koczian gestorben. Sie wurde 90 Jahre alt.
Johanna von Koczian sei am Sonnabend in Berlin im Alter von 90 Jahren im Kreis ihrer Familie friedlich eingeschlafen, teilte ihre frühere Agentin am Donnerstag mit. Von Koczian hatte in den vergangenen Jahren zurückgezogen in einer Senioreneinrichtung gelebt.
Mit fast 80 brillierte Johanna von Koczian noch auf der Bühne
Ihren letzten großen Publikumserfolg hatte Johanna von Koczian mit fast 80 Jahren in der Theaterkomödie „Glorious“. Darin spielte sie die US-Millionärin Florence Foster Jenkins, die 1930 New Yorks Konzertsäle gemietet hatte, um als Operndiva zu glänzen, tatsächlich aber nur schief singen konnte. Wie von Koczian in ihrer letzten Rolle Arien mit stets haarscharf daneben liegenden Tönen sang, begeisterte das Berliner Publikum und füllte monatelang die Komödie am Kurfürstendamm.
Damals um das Jahr 2010 klang nicht nur eine große Karriere aus, es schloss sich ein Kreis. Die am 30. Oktober 1933 in Berlin geborene Tochter eines ehemaligen österreichischen Rittmeisters hatte mit 18 Jahren begonnen, am Salzburger Mozarteum Schauspiel zu studieren. Unter der Leitung von Gustaf Gründgens spielte sie bei den Salzburger Festspielen unter anderem in „Wie es euch gefällt“ und brillierte bald an verschiedenen Theaterbühnen mit einem breiten Repertoire.
Wie zur damaligen Zeit üblich, wurde sie bald für den immer wichtiger werdenden Film angefragt. 1957 begann sie mit „Viktor und Viktoria“ ihre Laufbahn als Filmschauspielerin und wurde allmählich bundesweit bekannt. Bereits ihre zweite Filmrolle brachte von Koczian den Bundesfilmpreis: 1958 spielte sie in „Wir Wunderkinder“. Als eine der wenigen Produktionen der damaligen Zeit setzte sich die Literaturverfilmung kritisch mit dem Dritten Reich auseinander, der Film wurde international zum Erfolg.
Ruf nach Hollywood lehnte Johanna von Koczian ab

Kurzzeitig schien von Koczian sogar der Weg nach Hollywood offenzustehen. Sie spielte 1959 in der internationalen Produktion „Serenade einer großen Liebe“. Doch von Koczian lehnte den Ruf Hollywoods aus privaten Gründen ab. Und auch das Kapitel Kino beendete sie bald weitgehend. Stattdessen stand sie für unzählige Theaterstücke auf der Bühne.
Dass Johanna von Koczian über viele Jahre eine der deutschlandweit bekanntesten Schauspielerinnen war, lag aber vor allem an ihrer Vielseitigkeit. Sie erkannte früh Anfang der 60er-Jahre die zunehmende Bedeutung des Fernsehens und übernahm Rollen wie in der ARD-Serie „Die Stewardessen“ und in beliebten Krimifilmen wie „Agatha, lass das Morden sein“. Dazu schrieb sie Romane und Jugendliteratur, zwei ihrer Jugendbücher wurden in der Fernsehserie „Unterwegs nach Atlantis“ verfilmt.
Und die ausgebildete Sopranistin segelte auch auf der insbesondere in den 70er-Jahren starken Schlagerwelle mit. Ihre Lieder „Der Lord von Barmbeck“, „Keinen Pfennig“ oder „Aufsteh’n ist schön“ wurden Erfolge. „Das bisschen Haushalt“ überragte aber alles. Legendär wurde ihr Auftritt in der ZDF-„Hitparade“, wo deren Moderator Dieter-Thomas Heck dazu die Studiotreppe fegte.
Johanna von Koczian war fast 40 Jahre lang in zweiter Ehe mit dem 2004 verstorbenen Musikproduzenten Wolfgang Kabitzky verheiratet. Sie hinterlässt eine Tochter, die Schauspielerin Alexandra von Koczian.
