Gehaltserhöhung

Pflege als Fass ohne Boden: Heimkosten steigen schon wieder

Der Pflegenotstand ist auch auf eine geringe Bezahlung vieler Pfleger zurückzuführen. Die Gehälter steigen, doch das hat Folgen für Heimbewohner.

Author - Stefan Doerr
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Eine Pflegefachkraft begleitet eine Bewohnerin durch das Seniorenheim.
Eine Pflegefachkraft begleitet eine Bewohnerin durch das Seniorenheim.Sina Schuldt/dpa

Der Pflegenotstand ist auch auf eine geringe Bezahlung vieler Pfleger zurückzuführen. Zuletzt stiegen die Gehälter, doch das dürfte auch böse Folgen für die Heimbewohner haben!

Die Bezahlung dringend benötigter Pflegekräfte verbessert sich weiter – und das schlägt auch auf die Kosten der Bewohnerinnen und Bewohner in den Heimen durch. Die durchschnittlichen Stundenlöhne in der Pflege sind im Vergleich zum Vorjahr um 4,9 Prozent auf 23,70 Euro gestiegen, wie Daten des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) ergeben. Er vertritt auch die Pflegekassen und ermittelt jährlich die Entwicklung der Löhne.

Regionale Unterschiede bei der Bezahlung

Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung bekommen nun im Schnitt 20,26 Euro pro Stunde und damit 5,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Bei Assistenzkräften mit mindestens einjähriger Ausbildung gibt es demnach ein Plus von 5,7 Prozent auf 22,62 Euro und bei Fachkräften in der Pflege ein Plus von 4,4 Prozent auf 27,06 Euro.

Der aktuelle Zuwachs bei den Durchschnittslöhnen von 4,9 Prozent fällt kleiner aus als im Vorjahr mit 9 Prozent. Dabei gibt es regionale Unterschiede. Größere Zunahmen gab es der Auswertung zufolge in Berlin, Brandenburg und Sachsen. Dennoch reiht sich Brandenburg im Bundesvergleich hinten ein. Nur in Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Thüringen verdienen die Pflegekräfte noch weniger.

Pflegebedürftige zahlen 100 Euro mehr pro Monat

Verbandschef Oliver Blatt sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Pflegekräfte können sich insgesamt darauf verlassen, dass sie fair bezahlt werden.“ Aber was für sie gut ist, hat auch eine Kehrseite. Die Eigenanteile der Pflegeheimbewohner dürften erneut deutlich steigen. Eine Entlastung durch Beschlüsse aus der Politik ist nicht in Sicht.

Im Sommer stieg der Eigenanteil bereits auf durchschnittlich 3108 Euro, das sind 237 Euro mehr als vor einem Jahr. Und die Kosten steigen weiter. Nach Schätzung des GKV-Verbands dürften die Lohnzuwächse für Pflegekräfte die Eigenanteile nun um durchschnittlich 100 Euro pro Monat steigen lassen – wovon im Schnitt 30 Euro über Entlastungszuschläge aufgefangen werden, die es je nach Dauer des Heimaufenthalts von den Pflegekassen gibt. Bei der Pflegeversicherung dürfte dies zu Mehrausgaben von rund 260 Millionen Euro im Jahr führen.

Hintergrund der Zahlungen aus eigener Tasche ist, dass die Pflegeversicherung – anders als die Krankenversicherung – nur einen Teil der Kosten für die Pflege und Betreuung trägt. Personalkosten fließen da maßgeblich ein. Und seit 2022 darf es Versorgungsverträge der Pflegekassen nur noch mit Heimen geben, die nach Tarif oder ähnlich zahlen. Für Bewohner kommen Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Investitionen der Heime und Ausbildungsumlagen noch dazu. (dpa)