Vor knapp zwei Jahren, Ende September 2022, flogen die beiden deutschen Erdgasleitungen Nord Stream 1 und 2 in der Ostsee in die Luft. Schnell wurde klar, es muss Sabotage gewesen sein. Die Behörden ermittelten in alle Richtungen, mehr oder weniger seriöse Theorien zu den Tätern geisterten durch Medien und Internet. Jetzt aber scheint eine Aufklärung des spektakulären Falls in greifbare Nähe gerückt zu sein. Der ermittelnde Generalbundesanwalt hat einen Verdächtigen im Visier, sucht nach ihm per Haftbefehl!
Eine entsprechende Anordnung sei erwirkt worden, berichteten „Die Zeit“, ARD und die „Süddeutsche Zeitung“. Demnach fällt der Verdacht auf einen Ukrainer, dessen letzter Aufenthaltsort in Polen gelegen haben soll. Dumm nur, dass der Mann offenbar Wind von der Sache bekam und mittlerweile untergetaucht ist. Die Bundesanwaltschaft sagte bisher nichts zu den Vorgängen.
Mehrere Sprengungen hatten die beiden Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 am Ende September 2022 beschädigt und unterbrochen. Die Explosionen wurden in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm registriert und wenig später vier Lecks an drei der insgesamt vier Leitungen der Nord-Stream-Pipelines entdeckt. Durch Nord Stream 1 floss zuvor russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der folgenden politischen Streitigkeiten noch nicht in Betrieb.
Nordstream-Sabotage: Hinweise kamen von ausländischen Geheimdiensten
Nach Recherchen der drei Medien stehen auch zwei weitere ukrainische Staatsangehörige unter Tatverdacht - darunter eine Frau. Den Bericht zufolge sollen sie an den Anschlägen beteiligt gewesen sein. Sie könnten als Taucher die Sprengsätze an den Pipelines angebrachten haben, hieß es weiter. Die nun veröffentlichten Informationen stützen sich demnach auch auf „Hinweise eines ausländischen Nachrichtendienstes“.
Bisherige Ermittlungen hatten eine Segeljacht im Visier gehabt, auf der im Juli 2023 Sprengstoffspuren entdeckt wurden. Angeblich soll die „Andromeda“ für den Transport des Sprengstoffs zum Einsatz gekommen sein. Berichten zufolge gehen die Ermittler davon aus, dass das Sabotage-Kommando an Bord des Bootes mutmaßlich aus fünf Männern und einer Frau bestand. Die Anmietung soll die Gruppe unter Vorlage gefälschter Papiere vollzogen haben.
Dänemark und Schweden stellten Verfahren ein
Nach der Tat kam schnell die Frage auf, wie die Sprengladungen wohl angebracht wurden, um die Leitungen der Pipelines zu beschädigen. Experten hielten es für möglich, dass ausgebildete Taucher Sprengsätze an den Orten angebracht haben könnten. Den Medienberichten zufolge soll der per Haftbefehl gesuchte Ukrainer Tauchlehrer sein. Die Behörden mehrerer Länder nahmen nach der Sabotage die Ermittlungen in dem Fall auf. Mittlerweile stellten Dänemark und Schweden die Verfahren allerdings ein. Zu den Tätern und den Drahtziehern kursierten lange mehrere Spekulationen. ■