Millionen-Deals

Lars Windhorst: Ex-Hertha-Investor hat Millionen-Streit mit Oligarchen

Der Ex-Hertha-Investor Lars Windhorst legt weitere Insolvenzen hin, zuletzt bei Tennor International Services (Berlin). Und einem Oligarchen schuldet er 52 Millionen Euro

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Lars Windhorst, Investor, spricht während einer Pressekonferenz zur Lage seiner Werften Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) und Nobiskrug.
Lars Windhorst, Investor, spricht während einer Pressekonferenz zur Lage seiner Werften Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) und Nobiskrug.Daniel Bockwoldt/dpa

Einst wurde Lars Windhorst als Wunderkind der deutschen Wirtschaft gefeiert, heute reiht sich eine Hiobsbotschaft an die nächste. Insolvenz, Ermittlungen, dubiose Geschäfte – der Unternehmer steckt in massiven Schwierigkeiten. Doch wie konnte es so weit kommen?

Mit gerade einmal 16 Jahren gründete Windhorst sein erstes Unternehmen, die Windhorst Electronics GmbH. Schnell folgten weitere Firmengründungen und Beteiligungen, darunter die Windhorst AG, Tennor Holding B.V. und sogar Engagements im Profifußball mit Hertha BSC. Der Aufstieg schien unaufhaltsam.

Doch mittlerweile hinterlässt Windhorst eine Spur der finanziellen Zerstörung. Seine Tech-Firma Windhorst New Technologies AG ging bereits nach der Dotcom-Blase pleite, die Luxusyacht-Werften Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) und Nobiskrug meldeten 2024 Insolvenz an, und bei Hertha BSC geriet sein Engagement zum Fiasko. Jetzt hat es die nächste Firma aus seinem Imperium erwischt: Die Berliner Niederlassung von Tennor International Services B.V. musste am 12. Februar Insolvenz anmelden.

Ein Schild steht an der Einfahrt zum Haupttor der Werft FSG. Für die beiden schleswig-holsteinischen Werften FSG (Flensburg) und Nobiskrug (Rendsburg) der Werftengruppe des Investors Lars Windhorst ist im Dezember Insolvenzantrag gestellt worden.
Ein Schild steht an der Einfahrt zum Haupttor der Werft FSG. Für die beiden schleswig-holsteinischen Werften FSG (Flensburg) und Nobiskrug (Rendsburg) der Werftengruppe des Investors Lars Windhorst ist im Dezember Insolvenzantrag gestellt worden.Christian Charisius/dpa

Staatsanwälte ermitteln

Neben den Insolvenzen rückt Windhorst nun ins Visier der Justiz. Laut Berichten des Manager Magazins laufen in Schleswig-Holstein Ermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung. Es geht um seine Werften, die mittlerweile neue Eigentümer gefunden haben.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Morgen hatte bereits im Dezember schockierende Zustände aufgedeckt: Löhne wurden nicht gezahlt, Sozialabgaben nicht abgeführt, Jahresabschlüsse fehlten, und hunderte Vollstreckungsbescheide stapelten sich in den Büros. Eine Krankenkasse stellte Anzeige wegen der mutmaßlichen Veruntreuung von Sozialbeiträgen. Windhorst schweigt bislang zu den Vorwürfen.

Millionenstreit mit russischem Oligarchen

Doch damit nicht genug: In der Schweiz steht Windhorst wegen eines Geschäfts mit dem russischen Oligarchen Gavril Yushvaev unter Druck. Yushvaev, ein milliardenschwerer Investor mit Vergangenheit im Goldhandel, hatte 2022 rund 65 Millionen Euro in Windhorsts Medizinrobotik-Firma Avateramedical gesteckt – mit der Zusicherung, sein Geld samt sattem Profit zurückzubekommen. Doch Windhorst zahlte nur einen Bruchteil zurück. Avateramedical ging 2023 pleite, Yushvaevs Anteile wurden wertlos.

Der Oligarch zog vor Gericht – mit Erfolg. Ein Schweizer Gericht entschied, dass Windhorst ihm 52 Millionen Euro plus Zinsen schuldet. Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig, aber es dürfte dem schwer angeschlagenen Investor zusätzlichen Druck bereiten, berichten Medien.

Hertha-Präsident Werner Gegenbauer  gemeinsam mit Investor Lars Windhorst  hofften auf eine goldene Zukunft. Der eine für seine Blau-Weißen, der andere für sein geliehenes Geld. Das ging gehörig schief.
Hertha-Präsident Werner Gegenbauer gemeinsam mit Investor Lars Windhorst hofften auf eine goldene Zukunft. Der eine für seine Blau-Weißen, der andere für sein geliehenes Geld. Das ging gehörig schief.Imago/Matthias Koch

Die Liste fragwürdiger Geschäftspartner Windhorsts ist lang. Dazu gehört auch Khadem Al-Qubaisi, ein verurteilter Geldwäscher aus Katar. Immer wieder fielen Windhorsts Deals durch fragwürdige Strukturen auf, die jetzt offenbar von den Ermittlungsbehörden durchleuchtet werden.

Die Lage für Windhorst spitzt sich weiter zu. Während Insolvenzverwalter versuchen, aus dem Tennor-Trümmerhaufen noch etwas zu retten, könnten neue Verfahren und finanzielle Forderungen den Investor endgültig ins Abseits drängen. Die Zeiten, in denen er als Finanzgenie gefeiert wurde, sind wohl endgültig vorbei.