Kritik an Drogeriekette

Kunden drohen mit Boykott: Was bedeutet die AfD-Haltung für dm wirklich?

Weil dm im Gegensatz zu Rossmann nicht aus dem Verband Die Familienunternehmer ausgetreten ist, drohen Kunden mit Boykott.

Author - Isabel Zimmermann
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Nach einem Interview von dm-Chef Christoph Werner drohen Kunden, den Drogeriemarkt zu boykottieren.
Nach einem Interview von dm-Chef Christoph Werner drohen Kunden, den Drogeriemarkt zu boykottieren.Uli Deck/dpa

Die Debatte um den Umgang des Verbands Die Familienunternehmer mit der AfD verschärft sich weiter. Anlass war die Entscheidung von Präsidentin Marie-Christine Ostermann, Bundestagsabgeordnete der AfD erstmals zu einem parlamentarischen Abend einzuladen und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Partei zu führen. Einige Mitglieder, darunter die Drogeriekette Rossmann, traten daraufhin aus dem Verband aus. 

Konkurrent dm sieht die Haltung der Familienunternehmer hingegen weniger kritisch. Nach einem Interview von dm-Chef Christoph Werner in der Süddeutschen Zeitung sieht sich der Drogeriemarkt einer Welle heftiger Kritik ausgesetzt – besonders auf Instagram. „Ich mochte euch wirklich sehr, aber Demokratie mag ich mehr“, schreibt eine Person. Nutzer rufen teils lautstark zum Boykott von dm auf. Viele kündigen an, ihre Einkäufe künftig beim Konkurrenten Rossmann zu tätigen: „Ich war das letzte Mal bei euch. In Zukunft ausschließlich bei Rossmann. Danke für eure klare Haltung!“

dm-Chef hält Einladung der AfD für „grundsätzlich statthaft“

Laut Werner ist es „grundsätzlich statthaft“, Abgeordnete aller demokratisch gewählten Parteien zu solchen Veranstaltungen wie dem parlamentarischen Abend einzuladen. Er betonte, politische Verantwortungsträger sollten sich „in der Tiefe mit den Anliegen der Bürgerinnen und Bürger beschäftigen und Lösungen anbieten, die überzeugen und wirksam sind“, statt sich mit gegenseitigen Schuldzuweisungen aufzuhalten.

In einer Reaktion auf die weiterhin starke Kritik äußerte sich Werner erneut in der SZ und stellte klar: „Seit der Veröffentlichung erreichen uns teilweise sehr empörte Zuschriften, die uns unter Verdrehung der Tatsachen unterstellen, mit einer bestimmten Partei zu sympathisieren.“

Auch ein Statement von dm konnte die Kritiker nicht beruhigen. Viele fordern eine deutliche politische Abgrenzung.
Auch ein Statement von dm konnte die Kritiker nicht beruhigen. Viele fordern eine deutliche politische Abgrenzung.Arnulf Hettrich/Imago

dm-Kunden fluten Kommentarspalten mit emotionaler Kritik

Werner verteidigte die Haltung des Unternehmens und hält eine „Diabolisierung für wenig hilfreich“. „Das führt lediglich dazu, die gesellschaftliche Lage in Deutschland zu verharmlosen und die Debatte weiter zu polarisieren“, meint er. Seiner Ansicht nach müsse politische Auseinandersetzung vielmehr „differenziert über Inhalte“ geführt werden und nicht geprägt durch „Ausgrenzung und Diffamierung“.

Doch auch diese Aussage konnte die Kritiker nicht beruhigen, da vielen eine politische Abgrenzung fehlt. „Wie finden das eure Angestellten aus diversen Nationen, dass ihr in einem Verband seid, der sie loshaben will?“, schreibt ein Instagram-Nutzer. Jemand anderes kommentiert: „Ihr wart unser Lieblingsladen, als unsere Tochter vor 30 Jahren geboren wurde. Bis heute hab ich eure Auswahl geliebt, ich habe türkische Wurzeln, aber auch wenn dem nicht so wäre, werde ich nicht mehr bei euch einkaufen.“

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