Arbeitsmarkt

Nie waren Jobchancen für Arbeitslose so schlecht wie heute

Der Arbeitsmarkt kommt nicht in Schwung, und jede Berufsgruppe muss mit Jobverlust rechnen.

Author - Stefan Doerr
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Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), malt ein düsteres Bild vom Arbeitsmarkt.
Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), malt ein düsteres Bild vom Arbeitsmarkt.Daniel Löb/dpa

Die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt spitzt sich weiter zu. Nach Einschätzung der Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, sind die Chancen für Arbeitslose auf einen neuen Job auf einem historischen Tiefstand angekommen. Seit Monaten gehe es kaum voran.

Der Arbeitsmarkt in Deutschland sei derzeit wie festgefahren, sagte Nahles dem Nachrichtenportal web.de. „Der Arbeitsmarkt sei seit Monaten wie ein Brett, es komme kein Schwung rein.“

Vermittlungschance ist so niedrig wie nie

Besonders deutlich zeige sich die Flaute bei einem internen Indikator der Bundesagentur. „Wir haben einen Indikator, der anzeigt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für arbeitslose Menschen ist, wieder einen Job zu finden. Der Wert liegt meist um sieben, jetzt aber bei 5,7 – so niedrig wie nie zuvor.“

Nach Ansicht der BA-Chefin Nahles ist inzwischen niemand mehr sicher vor Jobverlust. „Aktuell gibt es aus Sicht der BA-Chefin keine Gruppe an Arbeitnehmern mehr, die vor Jobverlust gefeit ist.“ Tatsächlich sei davon keiner mehr ausgenommen, „auch Ingenieure oder Softwareentwickler nicht, die lange ihre Konditionen bestimmen konnten“, erklärte Nahles. Dennoch hätten Menschen mit guter Qualifikation einen kleinen Vorteil. „Die gut ausgebildeten haben immer noch die besten Chancen am Arbeitsmarkt“, sagte Nahles.

Vor allem für junge Leute ist die Jobsuche sehr schwierig.
Vor allem für junge Leute ist die Jobsuche sehr schwierig.Imago/Zoonar

Besonders düster sieht es für junge Menschen aus, die neu in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen. „Für Jobeinsteiger seien die Aussichten derzeit schlecht.“ Die Zahlen aus der Ausbildung seien alarmierend. „Wir haben so wenig junge Menschen in Ausbildung vermittelt bekommen wie seit 25 Jahren nicht.“

Qualifizierung bleibt wichtig

Scharfe Worte fand Nahles auch zur geplanten Reform des Bürgergeldes. Die Rückkehr zum sogenannten Vermittlungsvorrang kann aus ihrer Sicht zum Problem werden. Entscheidend sei nicht Geschwindigkeit, sondern Passgenauigkeit. Wenn Qualifikationen ignoriert würden, sei niemandem geholfen.

„Die Bürgergeld-Diskussion darf den Arbeitsmarkt nicht ausblenden.“ Viele Arbeitslose passten mit ihren Fähigkeiten nicht auf die offenen Stellen. „Daran ändert ein Vermittlungsvorrang erst einmal nichts.“

Nahles machte deutlich, dass Weiterbildung weiterhin eine zentrale Rolle spielen müsse. „Qualifizierung bleibe wichtig.“ Sonst drohe ein schneller Rückfall in die Arbeitslosigkeit. „Sonst stehen die Menschen nach drei Monaten wieder beim Jobcenter vor der Tür“, sagte Nahles.