Sehtests, Hautanalysen, Blutproben - und das irgendwo zwischen Regalen für Shampoo, Windeln und Lippenstift. Die Drogeriekette dm testet neue Gesundheitsangebote in Filialen. Doch was taugen diese Checks wirklich? Experten üben scharfe Kritik!
Auf den ersten Blick lesen sich die neuen Angebote wie eine günstige Gelegenheit, beim Einkaufen ganz nebenei etwas für seine Gesundheit zu tun. Beim Augenscreening geht es laut dm um eine Netzhautfotografie und einen Sehtest. Bei der Hautanalyse –etwa zum Hautkrebs-Check – ist unter anderem ein Online-Gespräch mit Fachärzten oder -ärztinnen enthalten. Das Haut-Screening ist auch in Berlin möglich, in der Filiale in der Schönhauser Allee 9.
Wie zuverlässig sind die dm-Tests?
Und das Blut kann auf verschiedene Aspekte untersucht werden wie Herz-Kreislauf- oder Diabetes-Risiken. Dafür arbeitet dm jeweils mit Partnerfirmen zusammen. Bis auf die KI-gestützte Hautanalyse kosten alle Angebote Geld - Sehtest und Netzhautfotografie zum Beispiel zusammen 14,95 Euro.
Nach und nach sollen weitere Filialen die Checks anbieten. Doch wie zuverlässig sind die Angebote? Ärzte haben da ihre Zweifel! Es würden fachliche Standards nicht eingehalten, so die Kritik vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) und des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD). Vor allem der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) sei mit Vorsicht zu genießen. BVDD-Präsident Ralph von Kiedrowski machte den Selbstversuch – und bekam prompt eine falsche „Diagnose“ samt Empfehlungen für mehrere dm-Produkte!

Außerdem können die Online-Hautchecks oft keine echten Antworten liefern. Als Beispiel nennt Kiedrowski Muttermale mit Verdacht auf schwarzen Hautkrebs. „Hier reichen Fotos zur Beurteilung keinesfalls aus und unterschreiten den fachärztlichen Standard.“
Das sagt dm zur Kritik
Das Karlsruher Unternehmen dm reagierte auf die Kritik und betont, dass es sich etwa bei der KI-gestützten Hautanalyse nicht um medizinische Untersuchungen oder Diagnosen handle. Darauf würden Kundinnen und Kunden transparent hingewiesen, hieß es. Die telemedizinische Behandlung hingegen werde „ausschließlich von erfahrenen Fachärztinnen und Fachärzten für Dermatologie durchgeführt – vergleichbar mit einer regulären Hautarztpraxis“.
Sollte der Verdacht auf eine ernsthafte oder bösartige Hauterkrankung bestehen, verwiesen sie in die Versorgung vor Ort. Auch die Netzhautaufnahmen prüften Fachärztinnen beziehungsweise Fachärzte für Augenheilkunde.
Verbraucherschützer sind skeptisch
Verbraucherschützer sind dennoch kritisch. Für Peter Grieble, Leiter der Abteilung Versicherungen, Pflege, Gesundheit bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, ist die Kernfrage, wie valide die Ergebnisse der Checks sind. „Was da rauskommt, muss stimmen“, betont Grieble. Sein Rat: „Je gesundheitsrelevanter eine Thematik ist, desto mehr ist sie beim Arzt angesiedelt.“ Die Frage, ob für die Haut Creme A oder B besser ist, sei in der Regel nicht mit Gesundheitsrisiken verbunden. Eine Krebsdiagnose „ist aber nichts, das man en passant machen kann“. (dpa)